Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
830 Absorbirende Körper. 
sieht, steht dies Resultat in sehr gutem Einklang mit dem theoretisch sich 
ergebenden Werth. — Aber in anderer Hinsicht zeigt sich eine Abweichung 
von der Theorie, wenn man nämlich untersucht, in welcher Weise der ge- 
nannte Fransensprung sich ändert, wenn die Dicke der Belegung der Glas. 
(oder Glimmer-) Fläche allmählich von Null bis auf grosse Dicken zunimmt. 
WzmNIckE fand, dass dann der Phasensprung continuirlich von Null auf 1A zu- 
nahm, während WikNER nnd DmupE beobachteten, dass er continuirlich von Null 
bis auf 2A resp. 0:628 A wucbs und zwar waren die Fransen im entgegengesetzten 
Sinne, als er vorhin genannt wurde, gegenseitig verschoben. — Die bisher auf- 
gestellten Formeln beziehen sich auf diesen Fall nicht, man kann aber ohne 
grosse Schwierigkeiten die theoretischen Betrachtungen auch für eine beliebig 
dünne Metallbelegung durchführen. Es ergiebt sich dann (vergl. DRUDE, l. c.), 
dass, wenn man die optischen Constanten der Metallbelegung in jeder Dicke 
von derselben Grósse annimmt, welche massive Metallmassen besitzen, dann 
das WERNICKE'sche Beobachtungsresultat aus den Formeln folgt. Die entgegen- 
stehenden Beobachtungen von WIENER und DRUDE führen dagegen mit Noth- 
wendigkeit zu der Annahme, dass sehr dünne Silberschichten wesentlich andere 
optische Constanten besitzen müssen, als massive, indem z (gegen Luft) — 1 
und x << 1 sein muss, wihrend fiir massives Silber z — 1, x — 1 ist. — Aus 
Versuchen (cf. weiter unten) über Reflexion des Lichtes in Luft an Silber 
erhielt DRUDE ganz dasselbe Resultat, dass nämlich für sehr dünnes Silber 
(dünner als @02)) # > 1, x -« 1 sei — Bei den an dickeren Silberschichten 
gemachten Versuchen waren merkbare Stórungen durch optisch abweichende 
Zwischenschichten, zwischen Glas und Silberbelegung nicht zu konstatiren. 
Trotzdem kann die Annahme solcher Zwischenschichten von ausserordent- 
lich. geringer Dicke (9:10—5 zz) den Widerspruch zwischen Theorie und Beob- 
achtung aufheben, d. h. es veranlassen, dass für Silber bei sehr geringen Dicken 
42-1, x« 1 erscheint. — Auch erscheint es dann als móglich, dass je nach 
gewissen Zufáligkeiten sowohl das von WERNICKE beobachtete Verhalten, als das 
von WiENER und DRupE beobachtete eintritt. Betreffs näherer Ausführung mag 
auf die citirte Arbeit von DRUDE verwiesen sein. 
Durch andere Versuchsanordnungen kann man auch die absolute Phasen- 
änderung bei der Reflexion Luft-Metall mit der bei der Reflexion Luft-durch- 
sichtige Substanz vergleichen, z. B. wenn man Interferenzfransen durch zwei 
FRESNEL'sche Spiegel hervorruft, von denen der eine aus Metall, der andere aus 
Glas besteht. Schon FRESNEL!) bemerkt, das bei solchen Spiegeln die Farben 
nicht mehr symmetrisch zur hellen Mitte liegen, was auf eine Dispersion, 
(d. h. Abhüngigkeit von der Wellenlànge) der absoluten Phasenünderungen der 
Metallreflexion hinweist. 
Die Versuche pE SÉNARMONT's?, die absoluten Phasenánderungen nach 
dieser Methode zu messen, führten zu keinem Resultate wegen der Schwierig- 
keit, Metallspiegel mit genügender Vollkommenheit herzustellen. 
QuiINCKE?) stellte die Versuche in der Weise an, dass er von zwei FRESNEL- 
schen Spiegeln 4 und 2, die aus Glas bestanden, 'Theile derart mit Silber 
belegte, dass ein belegter Theil des einen Spiegels 4 an einen unbelegten 
1) A. FRESNEL, Oeuvr. compl. I, pag. 703 
2) H. DE SÉNARMONT, Ann. de chim. et de phys. (2) 73, pag. 360. 1840. 
, y E /09» P38. 5 
3) G. QUINCKE, POGG. Ann. 142, pag. 219. 1871. 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.