Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

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bei welcher der Eispunkt mit 0, der Siedepunkt mit 100 bezeichnet wird, ange- 
geben und den Temperaturmessungen im botanischen Garten zu Grunde gelegt. 
Crrsivs!) bestimmte 1736 die Ausdehnung des Quecksilbers, theilte den 
Fundamentalabstand in 100 Thle. und nannte den Siedepunkt des Wassers (bei 
95" 8'"' Par) 0, den Kispunkt dagegen 4- 100. Auf Grund sorgfáltiger eigener 
Untersuchungen und Vergleichungen empfahl CunisTIN?) in Lyon 1740 die Queck- 
silberthermometer und 1743 (wie LINNÉ) die jetzt gebräuchliche hunderttheilige 
Scala. Auf die Variationen des Siedepunktes mit dem Barometerstande nahm 
er ebenso wenig Rücksicht wie DE L’ISLE und REAUMUR. 
DE Luc®) hat das Verdienst, die R&AUMUR'schen Thermometer 1772 endgültig 
beseitigt zu haben. Zunüchst wies er die schlechte Qualitát der nach den Vor- 
schriften von R£AUMUR hergestellten Instrumente nach, dann nahm er den im 
Jahre 1694 von RENALDINI gemachten und inzwischen namentlich von RICHMANN 
und NoLLET experimentell geprüften Vorschlag wieder auf, durch Mischung be- 
stimmter Quantitáten eiskalten und siedenden Wassers eine Temperaturscala 
herzustellen. Er fand, dass die Angaben der Thermometer mit Quecksilber- 
füllung am besten mit dieser Scala übereinstimmten und ausserdem wegen der 
Kleinheit der specifischen Wáàrme und der guten Leitungsfáhigkeit dieser Sub- 
stanz auch am zuverlässigsten seien. Aus praktischen Gründen empfahl er, die 
von FAHRENHEIT und RÉAUMUR benutzten Zahlen zur Eintheilung des Fundamental- 
abstandes beizubehalten, nur solle man den Siedepunkt des Wassers bei 27" 
pariser Zoll und 10° R. zum oberen Fixpunkt wählen. 
Eine 1777 von der Royal Society berufene Commission, der CAVENDISH, 
MASKELYNE und DE LUC angehórten, setzte fest, dass wenn, wie CAVENDISH es wolle, 
der Siedepunkt im Dampfe bestimmt werde, der Punkt 212 einem Barometer- 
stande von 29:8 engl. Zol (756:91 wm), wenn das Thermometer aber in das 
Wasser eintauche, einem Barometerstand von 29:5 engl. Zoll (749:29) entspreche?). 
Während einerseits durch die immer grössere Verbreitung der Quecksilber- 
thermometer die genauere Messung der Temperaturen eingeleitet wurde, erhielt 
andererseits die Thermometrie eine neue Basis. 
Bereits im Jahre 1699 hatte AMONTONS die Spannungszunahme der Luft bei 
der Erwärmung auf 100? bestimmt und erkannt, dass selbst ungleiche Luft- 
mengen durch. gleiche Erwärmung gleiche Spannkraft erhalten. Sofort machte 
er sich‘ daran, auf dieses Princip gestützt, ein Normalthermometer herzustellen, 
damit alle Angaben auf eine feste Scala bezogen werden kónnen. Sein Wunsch, 
mit dem von ihm 1703 construirten Thermometer dasjenige von DE LA HIRE 
vergleichen zu kónnen, blieb leider unerfüllt. 
Damit bei Temperaturánderungen nur die Spannung und nicht auch das 
Volumen varüre, schlug DANIEL BERNOULLI vor, das Luftthermometer um eine 
horizontale Axe drehbar zu machen und stets so zu neigen, dass das Queck- 
silber im Manometerrohr auf derselben Marke einstehe. 
  
1) Abhandl. d. kônigl. Schwed. Ges. 4, 1742, pag. 197—203. Im II. Bde. pag. 177 findet 
sich die Notiz, dass die von CELSIUS, STROMER u. ECKSTROM in Schweden verfertigten Thermo- 
meter am Gefrierpunkt gemeiniglich 0?, am Siedepunkt 100 haben. 
2) Ausführlich beschrieben im Almanach von Lyon vom Jahr 1745, auszugsweise schon 
1743 in französischen und fremden Journalen. 
8) Recherches sur les modifications de l'atnosphére 1722, part. 2, Chap. 2. 
4) Spüter hat SHUCKBURG der Bequemlichkeit halber die 29:8 engl. Zoll auf 30" bei 
509 F. abgerundet und es ist dadurch die Fundamentaldistanz um 0:2? vergróssert worden 
(Phil. Trans. 1779). 
  
  
 
	        
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