Flüssigkeitsthermometer. 13
ausgeführte umfassende Untersuchungen!) haben ferner eine wesentlich genauere
Messung hoher Temperaturen angebahnt; ebenso auch Arbeiten, die in neuester
Zeit von beiden Abtheilungen der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt veróffent-
licht worden sind?)
Die Messungen niederer Temperaturen werden zur Zeit im internationalen
Maass- und Gewichtsbureau noch weiter ausgebildet, wührend die grundlegenden
gasthermometrischen Untersuchungen daselbst als abgeschlossen angesehen werden
können und zu dem erfreulichen Resultate geführt haben, dass zwischen 0 und
100° die Temperaturscala eines Wasserstoffthermometers innerhalb weniger
Tausendstelsgrade mit der thermodynamischen Scala übereinstimmt, d. h. so ge-
nau, als die letztere überhaupt zur Zeit als sicher gestellt angesehen werden darf?).
II. Die Flüssigkeitsthermometer.
Die Temperaturmessungen mittelst der Volumsänderung der Flüssigkeiten
beruhen auf der Beobachtung der scheinbaren Ausdehnung dieser Substanzen
in den festen Körpern, in welchen sie sich befinden. Da die cubischen Aus-
dehnungen der festen Körper im Allgemeinen wesentlich geringer sind als die-
jenigen der Flüssigkeiten oder Gase, so werden steigenden Temperaturen auch
relative Volumsvergrósserungen entsprechen, die entweder in einem cylindrischen
Messrohre direkt zu beobachten, oder durch Wägung der ausgetretenen Flüssig-
keitsmengen zu ermitteln sind. Zur Messung der Temperataren und der Aus-
dehnung von Flüssigkeiten und Gasen wird die erste der beiden Methoden an-
gewendet; die letztere dient meist nur noch zur Bestimmung der Ausdehnung
der Hülle mittelst der als bekannt angesehenen Ausdehnung des Quecksilbers,
welches in diesem Falle fast ausschliesslich als thermometrische Flüssigkeit dient.
Es sei das Volumen, welches die Flüssigkeit bei der Temperatur des
schmelzenden Eises im Gefässe und in dem damit verbundenen Messrohre
einnimmt, Z', und dasjenige des entsprechenden Hohlraumes der Hülle 7,,
so ist p p
gi mug:
Wird nun das Gefáss und das Messrohr nebst der darin befindlichen Flüssig-
keit auf die Temperatur des gesáttigten Wasserdampfes unter dem Normaldrucke
von 760 mm (unter der Breite von 45° und im Niveau des Meeres) erwärmt, so
ist, wenn und Z die mittleren cubischen Ausdehnungscoëfficienten der Flüssig-
keit und der sie einschliessenden Hülle zwischen den so definirten Temperaturen
von 0 und 100? bedeuten, das Volumen der in das Messrohr eingedrungenen
Flüssigkeitsmenge
V,(1 + 1005) — V,(1 + 100 A).
ty CarL BArUs, On the thermoelectric Measurement of high Temperatures. Bull. of the
U. S. Geological Survey No. 54. Washington 1889 und: Die Physikalische Behandlung und die
Messung hoher Temperaturen. Leipzig 1892.
?) H. F. WiEBE, Ueber die Verwendung des Quecksilberihermometers in hohen Tempera-
turen. Zeitschr. f. Instrkde., Juni 1890. — A. MAHLKE, Ueber die Verwendung der flüssigen
Kohlensäure zur Herstellung hochgradiger Quecksilberthermometer. Zeitschr. f. Instrkde., De-
cember 1892. — H. F. WIEBE und A. BôTTCHER, Vergleichung des Luftthermometers mit
Quecksilberthermometer aus Jenaer Glas in Temperaturen zwischen 100 und 300° Januar und
Juni 1890. — HOLBORN und W. Wien, Ueber die Messung hoher Temperaturen. Zeitschr. f.
Instrkde., August u. September 1892; WIED. Ann., Bd. 48.
3) Vergl. CH. Ed. GUILLAUME, Traité pratique de la Thermométrie de précision. Paris
1889, pag. 261 und B. WEINSTEIN, Metronomische Beiträge der kaiserl. Normal-Aichungs-
kommission zu Berlin, No. 3 (4). 1881.