Full text: Handbuch der Physik (Zweiter Band, zweite Abtheilung)

  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
    
Wärmeleitung 
Wärmeleitung. 
I. Allgemeines, 
Sobald zwei Stellen 4 und B eines Körpers aus irgend welchen Ursachen ver- 
schiedene Temperaturen haben, findet ein Uebergang von Wärmemengen zwischen 
ihnen statt. Die Wärme hat von selbst das Bestreben, vorhandene Temperatur- 
differenzen auszugleichen, d. h. aus den wáürmeren Theilen eines Körpers geht 
von selbst eine gewisse Wärmemenge fort zu den kälteren Theilen hin, wodurch 
die Temperatur der wärmeren Theile erniedrigt, die der kälteren Theile erhöht 
wird, bis sie einander gleich geworden sind. Man kann die Verschiedenheit der 
Temperaturen an den beiden Stellen nur dadurch aufrecht erhalten, dass man 
dem wärmeren Theil in jedem Moment ebensoviel Wärme wieder zuführt, als 
er durch diesen Wärmeübergang verliert, und indem man dem kilteren Theil 
in jedem Moment genau dieselbe Wármemenge entzieht, welche ihm durch den 
Uebergang von dem wármeren Theil zugeführt wird. Dieser von selbst ein- 
tretende Process des Wärmeübergangs von wärmeren und kälteren Stellen eines 
Körpers kann nun auf dreifache Weise vermittelt werden. Es kann von einem 
wärmeren Molekül der Aether, der sich ja, wie man annehmen muss, zwischen 
allen Molekülen befindet, in gewisse intensivere Schwingungen versetzt werden 
und diese Aetherschwingungen können von den kälteren Molekülen, welche für 
sich weniger intensive Schwingungen aussenden, absorbirt werden. Diesen Vor- 
gang nennt man Wärmestrahlung. Sie findet nicht nur zwischen den Molekülen 
eines Körpers, sondern auch zwischen verschiedenen Körpern statt, die durch 
beliebige, die Strahlen nicht absorbirende Mittel getrennt sind. Die Wärme- 
strahlung im Innern eines Körpers von Molekül zu Molekül nennt man innere 
Strahlung. Die zweite Möglichkeit des Wärmeübergangs findet statt bei allen 
Körpern, deren Theile gegen einander verschiebbar sind, also bei Flüssigkeiten 
und Gasen. Die wärmeren Theile einer solchen Flüssigkeit dehnen sich aus, 
werden daher specifisch leichter, während die kälteren specifisch schwerer sind. 
Diese letzteren bewegen sich daher unter dem Einfluss der Schwere senkrecht 
abwärts, drängen die leichteren Theile nach oben und es findet so eine direkte 
Berührung wärmerer und kälterer Theile statt, durch welche der Wärmeübergang 
vermittelt wird. Diesen Vorgang nennt man Wärmeströmung oder Con- 
vection. Endlich drittens findet der Process des Wärmeübergangs statt von 
Molekül zu Molekül bei Körpern aller Aggregatzustände. Die Moleküle eines 
Körpers sind nach den neuen Anschauungen, die seit CLausius’s Arbeit vom 
Jahre 1860 »Ueber die Art der Bewegung, welche wir Wirme nennenc allgemein 
adoptirt sind, nicht in Ruhe, sondern in bestindiger theils schwingender, theils 
drehender, theils geradlinig oder krummlinig fortschreitender Bewegung, deren 
lebendige Kraft um so grósser ist, je hóher die Temperatur der Moleküle ist. 
Die durchschnittliche lebendige Kraft eines Complexes von Molekülen bestimmt 
direkt ihre Temperatur. Bei dieser Molekularbewegung finden nun fortwährend 
im Innern der Körper Zusammenstösse der Moleküle statt und es wird also 
lebendige Kraft von dem einen Molekül dem anderen mitgetheilt. Diesen 
direkten Uebergang der Wärme von Molekül zu Molekül. nennt man Wärme- 
leitung. Der eigentliche Process der Wärmeleitung ist also ein sehr complicirter, 
da er wesentlich abhángt von der Art der Molekularbeweguug in den Kärpern. 
Es ist bisher auch nur für einen Fall, nämlich für den idealen gasfórmigen
	        
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