328 Specifische Wärme.
dass er in seiner ganzen Ausdehnung die Temperatur 0° annimmt und schliesslich
wird das Skalenrohr s mit dem Kork % in das Rohr % fest eingesetzt, wodurch
das Rohr s sich mit Quecksilber theilweise füllt.
Wird in den so vorgerichteten Apparat, bei welchem die zu beobachtenden
Vorsichtsmaassregeln von BUNSEN genau angegeben sind, ein warmer Kórper
bei à eingeführt, so dient die von dem Körper während der Abkühlung bis 0°
abgegebene Wärmemenge dazu, einen Theil des die Röhre @ umgebenden Eis-
cylinders zu schmelzen. Hierdurch tritt eine Volumverminderung ein, deren
Grósse durch das Zurückgehen des Quecksilbers in dem Scalenrohr s genau
messbar ist.
Wenn 1g Eis von 0° in Wasser von 0? verwandelt wird, so tritt hierbei
eine Volumverminderung von 0:09070 cóczm ein. Da nun zur Schmelzung von
1g Eis. nach Bunsen 80:025 Wärmeeinheiten verbraucht werden, so wird die
Zufuhr von einer Wärmeeinheit in das Eiscalorimeter eine Volumverminderung von
T = 0:00113339 chem
hervorbringen.
Wird daher bei einem Versuche ein Kórper von der Masse M und der
Temperatur 0 in das Calorimeter gebracht und dabei die Volumverminderung 7
beobachtet, so ist:
V
0:00113339 '
die von dem Kórper abgegebene Wáürmemenge. Die mittlere specifische Wárme
ce des Kórpers zwischen 0° und 8 ergiebt sich daher aus der Gleichung:
V
M-coe * — 550113339
oder
V
‘0e — M.8.0:00113339'
Das Calorimeter von BUNSEN besitzt eine sehr grosse Empfindlichkeit und
hat den Vortheil, dass es die Correction bezüglich des Einflusses der Umgebung
ganz überflüssig macht. Es beansprucht aber eine grosse Menge vollkommen
reinen Schnees, weil nur ein solcher genau den Schmelzpunkt 0° besitzt, Da
dieser oft nur sehr schwer zu haben ist, wurde von SCHULLER und WARTHA!)
folgende Abänderung mit gutem Erfolge eingeführt. Ein Gefäss, hinreichend
gross um das BUNSEN’sche Calorimeter aufzunehmen, wird mit destillirtem Wasser
gefüllt und in eine Kältemischung gesetzt, sodass sich an der inneren Wandung
ein Eiscylinder von etwa 20 bis 30 z;& Dicke bildet. In dies Gefäss wird das
BuwsEN'sche Calorimeter so gesetzt, dass es die Eisschicht nicht berührt, sondern
überall von Wasser umgeben ist, und dann wird das Gefáss mit einem Deckel,
der die nothwendigen Oeffnungen für das Calorimeter besitzt, bedeckt. Schliess-
lich wird das Gefiss in einen weiteren Behàlter auf Holzstutzen gesetzt, der
Zwischenraum von Gefäss und Behälter mit Eis gefüllt und ebenso der Deckel
mit Eis bedeckt. Wenn das letztere nicht vollkommen rein ist, so ist dies
von keinem Einfluss auf das Calorimeter; denn so lange in dem Gefüsse der
Eiscylinder nicht weggeschmolzen ist, wird das Calorimeter von einer Wasser-
!) ScHULLER und WARTHA, Ber. der chem. Gesellschaft VIII, pag. IOII. (1875); WIED.
Ann. 2, pag. 359. 1877. — Vergl. v. THAU, WIED. Ann. 13, pag. 84. 1881.