Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

    
  
  
       
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
    
   
  
  
   
    
   
   
  
    
Methoden zur Bestimmüng der specifischen Wärme; Erkaltungsmethode. 329 
schicht umgeben sein, welche genau 0? besitzt, weil letztere mit dem absolut 
reinen Eiscylinder in Berührung steht. 
Ferner haben ScHULLER und WanTHAa das Scalenrohr entfernt und dasselbe 
durch ein kurzes, nach abwárts gebogenes, mit einer feinen Spitze versehenes 
Rohr ersetzt, welches in einen kleinen Tiegel mit Quecksilber taucht. Durch die 
Gewichtsbestimmung des Tiegels vor und nach dem Versuch ergiebt sich die 
Menge des von dem Calorimeter eingesaugten Quecksilbers. Da eine Wärme- 
einheit nach BUNSEN eine Volumveränderung von 0:0013339 ccm hervorbringt, so 
entspricht diese dem Gewicht von: 
00013339 x 13:596 = 0015416 g 
Quecksilber. Nach späteren Versuchen ist der Werth etwas grösser, nämlich: 
) nach ScHULLER und WanTrHA!) 0:015442 g Quecksilber 
» VELTEN?) (*01547 
Nimmt man das Mittel sámmtlicher Werthe, so erhált man pro Würmeeinheit 
(mittlere. Grammcalorie) 0:01544 & Quecksilber. Hierbei ist die mittlere speci- 
fische Wirme des Wassers zwischen 0? und 100? gleich 1 gesetzt. 
» » 
3) Methode des Erkaltens. 
Bringt man einen erwármten Kórper in eine kültere Umgebung, so kühlt 
er sich ab. Die Geschwindigkeit dieser Abkühlung ist durch verschiedene Um- 
stánde bedingt; zunáchst kommen bestimmte Eigenschaften des Kórpers selbst 
in Betracht, nämlich das Emissionsvermógen Æ und die specifische Wärme ¢ des 
Körpers, dann die Oberfläche S und das Gewicht P desselben; ausserdem spielt 
aber auch die Umgebung des Körpers eine Rolle, nämlich die Wärmeleitungs- 
fähigkeit des Gases und das Absorptionsvermögen der äusseren Hülle. Nimmt 
man an, dass der Körper zur Zeit o in eine Hülle gebracht werde, deren Tem- 
peratur constant auf 0° gehalten wird, und dass ferner die Anfangstemperatur 7, 
des Körpers so klein sei, dass das NEwToN'sche Abkiihlungsgesetz noch giiltig 
ist, so ist die Temperatur # die der Körper nach der Zeit z besitzt, durch die 
Gleichung gegeben: 
SE, 
=f em. (1) 
Hat man nun einen zweiten Körper, so wird fiir diesen die Zeit z' ver- 
streichen, damit seine Temperatur unter den gleichen äusseren Bedingungen 
ebenfalls von /, bis 7 sinkt. Bezeichnet man bei diesem zweiten Körper die 
entsprechenden Grössen durch Striche, so hat man: 
e F1 
SZ (2) 
¢ P'e 
Man verfáhrt nun so, dass man für alle zu untersuchenden Körper S und 
£ gleich macht, indem man sie nach einander in ein kleines Metallgefáss bringt. 
Dieses Gefáss wird bei allen Versuchen in die gleiche Hülle, die durch Eis auf 
0° gehalten wird, eingesetzt. Das Metallgefäss enthält ein Thermometer, dessen 
Gefäss von der Substanz (bei festen Körpern in Pulverform) umgeben ist. Aus 
der obigen Gleichung ergiebt sich, wenn ,$ — S' und Æ = £' gesetzt wird, 
€ Z s 
= 
nn 
7) SCHULLER und WARTHA, WIED. Ann. 2, pag. 368. 1877. 
?) VELTEN, WIED. Ann. 21, pag. 31. 1884.
	        
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