Specifische Wärme des Wassers.
von zwei Halbkugeln aus Kupferblech allseitig umgeben. Diese Halbkugeln
haben. seitlich zwei‘ Oeffnungen, um den Dampf zu- resp. abzuführen. Zum
Schutze der Waage gegen Strahlung ist endlich die Kugel von einem Holzkasten
eingehüllt. Nachdem die Temperatur des Körpers bestimmt ist, wird die Waage
dquilibrirt und dann nach Entfernung des Thermometers der Dampf zugefiihrt;
nach einigen Minaten ist die Condensation vollendet, wie sich daraus ergiebt,
dass das Gewicht des condensirten Dampfes sich nicht mehr ändert. Jory hat
eine gróssere Zahl von Metallen untersucht und damit die Anwendbarkeit seiner
Methode gezeigt; besonders ausgebildet wurde dann diese Methode, als Jorv
die specifische Wárme der Gase bei constantem Volumen untersuchte; wir kommen
hierauf später zurück,
Bald nach Joiv hat Bunsen!) ein Dampfcalorimeter beschrieben, welches in
seiner Einrichtung von dem JoLv'schen besonders dadurch abweicht, dass der
Dampf nicht seitlich, sondern von unten zugeführt und oben durch eine besondere
Vorrichtung abgesaugt wird. Durch Versuche mit Platin, Glas und Wasser hat
BUNSEN gezeigt, dass die Uebereinstimmung der Versuche nicht gegenüber den-
jenigen zurücksteht, die nach anderen Methoden erhalten wurden.
Da die Condensationswärme des Wassers sehr gross ist, verlangt die Wägung
w des condensirten Wassers eine grosse Genauigkeit, um genügende Resultate
zu erzielen. Bei den BuNsEN'schen Versuchen mit Platin betrug das Gewicht
des Platins etwa 35 g, und das Gewicht des condensirten Dampfes etwa 0'2 g.
Bei den Versuchen von JorLv mit Luft war die condensirte Dampfmenge, die
durch die Luft allein bedingt war, noch geringer.
R. Wirtz?) hat das Dampfcalorimeter, an dem er noch einige zweck-
mässige Veränderungen anbringt, benutzt, um die Verdampfungswirme einiger
Fliissigkeiten zu bestimmen. A. WINKELMANN.
Specifische Wirme des Wassers.
Die Definition der Wirmeeinheit geht von der Wirmemenge aus, welcher
1 Gramm Wasser zuzuführen ist, um die Temperatur derselben um 1° zu erhöhen.
Wäre die specifische Wärme des Wassers von der Temperatur unabhängig, so
wäre die obige Definition vollständig. Diese Unabhängigkeit ist aber thatsächlich
nicht vorhanden, und deshalb ist es nothwendig, die Definition durch Angabe
des Temperaturbereiches zu ergänzen. Gewöhnlich wird die Temperatur 0° als
Ausgangspunkt gewählt und auf die Aenderung der specifischen Wärme des
Wassers bei calorimetrischen Versuchen, bei denen das Calorimeterwasser in den
meisten Fällen eine Temperatur hat, die zwischen 15° und 20° liegt, keine Rück-
sicht genommen. Es liegt hierin eine Ungenauigkeit, deren Grösse sich nur be-
urtheilen lässt, wenn man die Aenderung der specifischen Wärme des Wassers mit
der Temperatur kennt.
Auf die Erforschung der Abhängigkeit der specifischen Wärme des Wassers
von der Temperatur ist von verschiedenen Forschern eine grosse Mühe verwandt,
ohne dass bisher die Frage mit der Genauigkeit gelöst wäre, welche im Interesse
der Calorimetrie wünschenswerth erscheint.
Nachdem áltere Versuche?) zu dem Resultat geführt hatten, dass die speci-
fische Wärme des Wassers mit wachsender Temperatur abnehme, zeigte F. NEu-
!) Bunsen, WIED. Ann. 31, pag. 1. 1887.
?) K. WIRTZ, WiED. Ann. 40, pag. 438. 189o.
3) Vergl. GEHLER’s physik. Wörterbuch.