466 Anwendungen der mechanischen Wärmetheorie.
ist in jedem Falle nur der Betrag der zugeführten Wärme und der Betrag der
geleisteten Arbeit, die nun je nach den Umständen ganz verschieden sein
können. Gültig bleibt auch für jeden nicht umkehrbaren Process, dass
0Q =dU + 5W
ist, als Ausdruck des Satzes der Erhaltung der Energie. Dagegen ist nicht
mehr richtig der Satz, dass
öQ
f$ um)
ist, für einen Kreisprocess. Vielmehr zeigt sich stets, dass, wenn man die wirk-
lich zugeführten Wármemengen mit der Temperatur des Systems, bei der es sie
aufgenommen hat, dividirt, dass dann für den ganzen Process
[<0
ist. Um nicht umkehrbare Processe zu behandeln, hat man also folgendes zu
thun: 1) Man hat diejenigen Eigenschaften des Systems zu benutzen,
welche aus den idealen umkehrbaren Processen sich ergeben, und welche, wie
gesagt, unabhángig von dem wirklichen Process sind, und man hat 2) nur den
ersten stets gültigen Hauptsatz anzuwenden, um entweder bei gegebener
Arbeit die Wärmemenge, oder bei gegebener Wärmemenge die Arbeit zu be-
rechnen, welche bei dem nicht umkehrbaren Process auftreten. Hat man so
die Wirmemengen 6(Q und die zugehórigen Temperaturen des Systems be-
^
stimmt, so wird die Summation» 22. als Probe genommen, immer einen nega-
tiven Werth ergeben.
7) Wir wollen zwei Beispiele von nicht umkehrbaren Processen berechnen, die
sich beide auf Versuche von JouLE beziehen. Der erste bezieht sich darauf, dass
JourE?) in einen Recipienten Luft auf den Druck von 22 Atm. brachte und
diese dann in die Atmospháüre ausstrómen liess. Der Recipient befand sich
in einem Calorimeter. Damit die ausstrómende Luft ihre Temperatur móglichst
beibehielt, strómte sie zunüchst durch ein langes Schlangenrohr, welches in dem
Calorimeter lag. So erfuhr die ganze Luftmasse zugleich mit dem Calorimeter |
nur eine sehr kleine Abkühlung, welche gemessen wurde. Bezeichnet P den
Atmosphärendruck, v das Anfangsvolumen des Gases (bei 99 Atn), / das
Endvolumen des Gases (bei Atmosphärendruck), so bestand die ganze nicht
umkebhrbare Arbeit in diesem Processe darin, dass sich das Gas gegen Z aus-
gedehnt hat. Dieser Process ist nicht umkehrbar, weil der Druck im Recipienten
in jedem Moment grósser war, als der Druck der Atmosphäre. Die von dem
Gase geleistete Arbeit ist also kleiner, als sie hätte sein können. Sie beträgt
nur, wenn V das Endvolumen, v das Anfangsvolumen ist
P(V — v).
Der erste Hauptsatz liefert nun die Gleichung
Q = U, — U, -- P(F — v).
Da die Temperatur des Gases nahezu unveründert bleibt, so ist U, — U — 0,
und daher
Q= P(V— 0),
oder, wenn man Q calorisch misst,
70 = P(E— v),
woraus JouLE die Zahl / bestimmte.
!) JourE, Das mechanische Wármeüquivalent, übersetzt von SPRENGEL, pag.56, siehe oben
pag. 400. :