Die kinetische Theorie der Gase.
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Wasserstoff . . H, 9500 Chlor 0 . Cl, 37300
Kohlenoxyd . . CO 18000 Wasserdampf. . . H,O 27200
Stickstofl . . . N, 17900 Kohlensäure . . CO, 26000
Stickoxyd. . . NO 18400 Ammoniak . . . NH, 24000
Sauerstoff. . - O, 16700 Cyan: >... .» CN, 42200
Es ist auffallend, wie gross der Gesammtquerschnitt der einzelnen Gasmengen
ist, betrágt er ja bei Cyan über 4 ;;?. Wir können daraus nur schliessen, dass
die Materie ungemein fein vertheilt sein muss, so dass die Durchmesser der
Molekeln sehr klein ausfallen müssen: denn je dünner wir sozusagen einen
Körper walzen, eine um so grössere Fläche wird er bedecken können.
Bringen wir eine gewisse Gasmenge auf ein immer kleineres Volumen, und
setzen wir das so lange fort, bis selbst die grössten Druckkräfte keine Ver-
ringerung des Volumens mehr hervorbringen, so müssen wir annehmen, dass die
Molekeln den ihnen zur Verfügung stehenden Raum vollständig mit Materie aus-
füllen. War das ursprüngliche Volumen Eins, die darin enthaltene Zahl der
Molekeln JV, so wird, da 4 Vrs? das achtfache Molekularvolumen ist, das neue
Volumen
p= + N°.
Dieses Volumen nennt LoscHMIDT!) den Condensations- oder Verdichtungs-
coëfficienten, weil er annimmt, dass im flüssigen Zustand dieses Volumen nahezu
erreicht ist. Es ist mithin b eine der Messung zugängliche Grösse. Aus der
letzten und. der Gleichung für. die mittlere Weglünge
= LE
~ 4 rg?
folgt unmittelbar
¢ = 800
Wir erhalten also das zuerst von LoscHMIDT aufgefundene überraschende
Resultat, dass uns die Möglichkeit gegeben ist, Aufschluss über die absolute
Grósse der Molekeln zu erlangen, da ja c nichts anderes als der Durchmesser
einer Molekel ist. In folgender Tabelle?) wollen wir einige auf diesem Wege er-
haltene Werthe von c anführen.
Dichtigkeit | D 2
gasfôrmig | flüssig
Woe. =. Toes bh 000081 44:10— 92»;
Ammoniak . . . .| 00967 | 0:6502 119 45 n
Kohlensäure . . . || 15391 0:9985 198 114 5
Cyn. . . . . «|| 19064 0:866 270 96 x.
Chlor, . . || 2450 1:88 238 96 2
Natürlich dürfen wir nicht annehmen, dass wir es hier mit strengen Werthen
zu thun haben, aber die Gróssenordnung des Durchmessers der Molekeln ist
durch die berechneten Zahlen sicherlich gegeben. Es wird das um so über-
zeugender werden, wenn wir noch andere Methoden zur Bestimmung der Grósse
der Molekeln werden kennen gelernt haben.
Zur Kenntniss des Molekularvolumens haben wir nun nicht immer nóthig,
das Volumen des Körpers im gasförmigen und flüssigen Zustand zu bestimmen,
1) Wien. Ber. 52, pag. 395. 1865.
2) O. E. Mever, Gasth., pag. 226.