Einheitliche Körper. Thermische Volumänderung in der Nähe des Schmelzpunktes. 611
Abtrennen und Ausmessen der Warzen, die beim Erstarren aus der zuerst fest
gewordenen Oberfläche hervorgetrieben wurden. Bedeutend genauer waren
ErMAN’s!) Messungen mittelst hydrostatischer Wágung an RosEschem Metall und
Phosphor, wobei gleichzeitig die Volumánderungen der festen und flüssigen
Phasen in der Nähe des Schmelzpunktes ermittelt wurden. Den gleichen Vor-
theil bot Kopp?) die dilatometrische Methode, die spáter nur noch von Nizs und
WINKELMANN?) wieder verlassen wurde, die mittelst des Schwimmens fester Metalle
auf geschmolzenen deren Volumánderung zu bestimmen suchten. Dieser Methode
scheinen jedoch nach E. WiEDEMANN/) nicht unbedeutende Fehlerquellen inne-
zuwohnen.
Am genauesten und sorgfiltigsten hat O. PETTERssoN®) die dilatometrische
Methode mittelst nebenstehenden Apparates auf die Untersuchung von Wasser,
Ameisensiure und Essigsäure angewandt und die grossen Einflüsse gezeigt, die
geringe Verunreinigungen und Gehalt an Luft auf das
Resultat ausüben. Da letztere beim Erstarren ausge-
schieden wird, so vergróssert sie scheinbar das Volumen
des festen Körpers. Verunreinigungen dagegen wirken ü 5
in folgender Weise®):
Enthalte die Masse der Flüssigkeit = 1, die (z. B.
sehr kleine) der Verunreinigung == 5s, sei ferner a die aM
Einiedrigung der Gefriertemperatur G der Flüssigkeit,
die durch 1% der Verunreinigung hervorgebracht werde,
so wird bei einer nur wenig (z°) unter dem Gefrierpunkt
der Flüssigkeit liegenden "Temperatur nicht die ganze
Menge derselben erstarren kónnen, sondern es wird die
Menge x flüssig bleiben, nämlich soviel, bis die durch
das Ausfrieren an Verunreinigung concentrirte Flüssigkeit
den Gefrierpunkt (G— 7)? hat; man wird also bei (G — 7)* WU
nicht die ganze Volumdifferenz 7 beobachten, sondern (Ph. 580.)
nur (1 —x)Z. Da nach dem BLAGDEN'schen Gesetz (S. Die schwarzen Theile be-
w. u.) die Gefrierpunktserniedrigung proportional dem deuten Quecksilber, welches
Gehalt einer Lösung an gelöstem Stoff, also hier dem bei grösseren Volumände-
Gehalt der Flüssigkeit an Verunreinigung ist, so ist rungen aus 6 austreten ge-
lassen und gewogen wurde
s 100 100as sen unc c a
= und =, bei geringeren durch c seine
a X
Ausdehnung an der Scala
Dem Werth von x ist die Differenz der Volumände- r ablesen liess.
rung beim Erstarren der verunreinigten gegen, die reine
Flüssigkeit proportional. Es ist ersichtlich, dass die Verunreinigung die scharfe
Ecke der Volumcurve (nach der Temperatur) des festen Körpers beim Schmelz-
punkt durch eine Hyperbel abrundet, was PETTERSSONS Beobachtungen ent-
spricht.
Zu den Körpern, deren feste Phase specifisch leichter ist als die flüssige,
die also beim Erstarren ihr specifisches Volumen vergrössern, gehören:
1) ERMAN, PoGG. 9, pag. 557. 1827.
7) Kopp, LIEB. Ann, 93, pag. 129. 1855.
3) Nigs u. WINKELMANN, WIED. Ann. 13, pag. 43. 1881.
t) E. WIEDEMANN, WIED. Ann. 17, pag. 576. 1882; 20, pag. 226. 1883.
5) PETTERSSON, Journ. pr. Chem. 24, pag. 129 u. 293. 1881.
€) Vergl. OsrWALD, Lehrbuch d. allg. Chemie I, pag. 1005, 2. Aufl. Leipz. 1891. a
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