Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
    
   
     
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
  
  
  
   
   
   
840 Ungesättigte Dämpfe. 
welchem Volumen die Dämpfe untersucht werden, falls man nur die eben an- 
gegebene Bedingung einhält. 
3) Falls man Abweichungen von der Constanz bemerkt, so können diese 
entweder darauf beruhen, dass das ManroTTE-Gav-Lussac'sche Gesetz nicht erfüllt 
ist, oder dass der Dampf nicht in allen Zuständen aus denselben Molekülen 
zusammengesetzt ist, sondern Dissociationen oder Aggregationen erleidet. 
In der That treten beide Umstünde auf. Man bezeichnet diejenigen Körper, 
welche diese Erscheinungen zeigen, als Körper mit anomaler Dampfdichte. 
Diese Körper zeigen nicht nur variable Dampfdichten, sondern sie geben auch 
stets zu grosse Werthe für dieselben. Die Dampfdichten, bezogen auf Z — 9, 
müssen ja dem Molekulargewicht der Kórper nach dem Avocapmno'schen Gesetz 
gleich sein. Nun hatte zunüchst BiNEAU!) gezeigt, dass einige Dampfdichten, 
namentlich von Essigsäure, Phosphor- und Ammoniaksalzen (z. B. 
Salmiak) stets zu grosse Werthe ergeben und dass diese mit steigendem Druck 
in einem Maasse zunehmen, welches nicht auf Abweichungen vom MARIOTTE- 
schen Gesetz zurückzuführen schien. Es wurde daher bald darauf von CANNIZARO, 
KoPP, KEKULÉ?) (1857—1858) die Hypothese aufgestellt, dass diese anomalen 
Dampfdichten durch Dissociation der Dämpfe zu erklären seien, gegen welche 
Ansicht sich aber DEVILLES) aussprach. Eine grosse Anzahl weiterer Substanzen 
mit abnormer Dampfdichte untersuchten CaHoURS?) und WüÜrTz*). Es seien 
unter diesen das Phosphorpentachlorid, das Bromamylen und das Chloralhydrat 
genannt. Alle diese anormalen Dampfdichten lassen sich durch einen Zerfall 
der Moleküle in Theilmolekeln erklären, obwohl diese Erklärung nicht die einzig 
mögliche ist. 
Während nämlich Horstmann‘) die Annahme des Zerfalls in Theilmoleküle 
zur Erklärung der abnormen Dampfdichten sorgfältig durchführte, nahm NAUMANN 7) 
an, dass nicht mehr Moleküle, sondern Moleküle mit grösserem Gewicht, Doppel- 
moleküle oder mehrfache Moleküle die grössere Dampfdichte erzeugen. Aus 
der Beobachtung der Dampfdichte allein ist dieses Dilemma nicht zu entscheiden. 
Weitere Untersuchungen über diesen Gegenstand s. u. 
4) Eine besondere Bedeutung hat die Frage nach der Dampfdichte der 
Körper und nach ihrer Veränderlichkeit dadurch gewonnen, dass sie auf elementare 
Körper in Dampfform angewendet wurde. So fanden MENSCHING und V. MEYERS) 
aus der Dampídichte, dass Zink einatomig ist. Joddampf zeigte veründerliche 
Dampídichte und die Untersuchungen namentlich von V. MEVER und CRAFTS?) 
zielen darauf hin, die etwaige Zusammengesetztheit des Jods zu constatiren. 
Dieselben Untersuchungen stellte BiLTz für den Schwefeldampt9) an. 
Diese mehr chemischen Fragen können hier nur erwähnt werden. 
!) BINEAU, Ann. chim. phys. (3) 18, pag. 226. 1845. 
?) LOTHAR MEYER, Moderne Theorieen der Chemie, pag. 71. 1876. 
3) DEVILLE, Compt. rend. 56, pag. 733. 1863. 
*) CaHOURS, Ann. chim. phys. (3) 20, pag. 373. 1847. 
?) WURTZ, LIEB. Ann. 135, pag. 315. 1865. 
$) HORSTMANN, LIEB. Ann. Supplbd. 6, pag. 51, 1868. 
7) NAUMANN, LIEB. Ann. 155, pag. 325. 1871. 
5) MENSCHING u. V. MEYER, Chem. Ber. 19, pag. 3295. 1886. 
9) CRAFTS u. MEYER, Compt. rend. 92, pag. 39. 1881. — FRIEDEL u. CRAFTS, Compt, 
rend. 106, pag. 1764. 1888; 107, pag. 301. 1888. 
?) BiLTZ, Chem. Ber. 21, pag. 2013. 1888. 
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