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Elektricitätsleitung in dielektrischen Kórpern. 93
Daraus folgt, dass die Dielektricitätsconstanten von unvollkommen isolirenden
Medien erhalten werden können, wenn man eine momentane Ladung (oder rasch
alternirende Ladungen) anwendet (s. o. pag. 75).
2) Wenn der Condensator durch einen lange dauernden Strom geladen
war und dann plótzlich seine Enden durch einen Draht von geringem Wider-
stand verbunden werden, so fliesst durch diesen Draht eine bestimmte Elektricitüts-
menge, die sich berechnen lässt. Wird aber nach dieser Entladung der Conden-
sator wieder isolirt, so erhalten die Belegungen wieder eine Potentialdifferenz,
können also nach einiger Zeit wieder entladen werden. Diese dann zur Ent-
ladung kommende Elektricitätsmenge ist der sogen. Rückstand.
Es ergiebt sich zugleich, dass der Rückstand dasselbe Zeichen hat, wie die
erste Entladung.
Wenn eine von den Schichten des Dielektricums vollkommen isolirt, so
bleibt der Rückstand unbegrenzt lange Zeit im Condensator. Ist das nicht der
Fall, so verschwindet er allmählich.
Die oben abgeleiteten Gleichungen für ein homogenes Dielektricum, welches
nicht vollständig isolirt, basiren, wie erwáhnt, auf der Annahme, dass dielektrische
Polarisation und elektrische Leitung zwei Vorgänge sind, die sich einfach super-
poniren. Ist das der Fall und gelten die obigen Gleichungen, so kann. man
durch Beobachtung des Ladungs- und Entladungsvorgangs sowohl die Di-
elektricitätsconstante D, wie auch den specifischen Widerstand 7 eines Dielektri-
kums messen. Letzterer muss sich dann ebenso gross ergeben, wie er durch
galvanische Methoden gefunden wird.
Derartige Versuche haben CouHwN und ARnows!) angestellt.
Man kann nach der MaxwEeLL'schen Annahme jedes unvollkommene
Dielektricum durch zwei nebeneinandergeschaltete Kórper ersetzen, von denen
der eine denselben Widerstand aber keine T
Capacitát, der andere dieselbe Capacitát aber
unendlichen Widerstand hat, und durch Neben-
schaltung eines Widerstandes oder eines Con-
densators kann man beide Grössen unabhängig
ändern,
Die Versuche wurden so angestellt (Fig. 22):
Von einer Kette X (mit der elektromotorischen
Kraft £) mit den Polen 4 und B, wird B zur Erde j
abgeleitet und 4 mit einem System S verbunden, (t
welches aus einem Widerstand J/ mit (ver- A 6
schwindender Capacität) und einem Conden- T
sator von der Capacitit C (Widerstand oo) be-
steht — beide parallel geschaltet. — # und G Ww
seien die Platten des Condensators. Von G
aus geht die Leitung zu dem einen Quadrantenpaar eines THoMsoN'schen Elektro-
meters. Das andere ist dauernd mit BZ und mit der Erde verbunden. Es
wird Z mit G zuerst durch einen Kurzschluss verbunden. In einem bestimmten
Moment /— 0 wird der Kurzschluss aufgehoben. Dann ladet sich das Elektro-
meter. Nach einer kurzen Zeit « wird das Elektrometer wieder abgetrennt und
sein Potential gemessen.
Zu einer bestimmten Zeit sei « das Potential auf G und den entsprechenden
(P. 22.)
1) Coun u. ARONS, WIED. Ann. Bd. 28, pag. 454; Bd. 33, pag. 32.
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