VorTA'scher Fundamentalversuch. 107
gesetzt elektrisch; in dem vorliegenden Falle z. B. zeigt sich das Zink positiv,
das Kupfer negativ geladen. Um sich hiervon zu überzeugen, bedient man sich
am besten eines Condensator-Elektroskops, indem man die zu untersuchende
Zinkplatte an den Rand der auf ihrer Oberfliche lackirten Zinkplatte des Elektro-
skops, die zu untersuchende Kupferplatte an dessen Kupferplatte anlegt, die
beiden Versuchsplatten alsdann nochmals mit einander zur Berührung bringt und
wieder von einander abhebt, wiederum an die gleichartigen Condensatorplatten
anlegt und dieses Verfahren eine Anzahl von Malen, die sich nach der Empfindlich-
keit des Elektroskops richtet, wiederholt. Hebt man nun die obere Condensator-
platte ab, so divergiren die Goldblättchen und durch den Vergleich mit den
Wirkungen einer geriebenen Glasstange kann man feststellen, dass das Zink
positiv, das Kupfer negativ elektrisch geworden ist. Je häufiger man den Process
wiederholt hatte, desto grösser ist natürlich die Divergenz der Goldblättchen,
und zwar nimmt sie, wie PÉcLET!) beobachtete, anfangs proportional der Zahl
der Berührungen, spáter aber langsamer zu, um sich schliesslich einem Grenz-
werthe zu nàáhern; dieses Verhalten ist jedoch offenbar aus der Natur des
Elektroskops zu erkliren und hat mit den Untersuchungsplatten direkt gar nichts
zu thun.
Man kann auch die eine der beiden Untersuchungsplatten nach Abnahme
der lackirten Condensatorplatte direkt auf das Elektroskop schrauben und erhält
dann schon nach einmaligem Auflegen und Abnehmen der andern Untersuchungs-
platte einen Ausschlag. Eine noch weitere Vereinfachung endlich erreicht man
dadurch, dass man die beiden lackirten Platten des Elektroskops selbst als Unter-
suchungsplatten benutzt, indem man, während ihre lackirten Flächen sich be-
rühren, an zwei beliebige Punkte ihrer Rückflächen, die von Lack frei sind, die
Enden eines gekrümmten Drahtes anlegt. Dass auch schon vor der Trennung
der Untersuchungskörper, d. h. während sie sich berühren, Elektricität vorhanden
ist, zeigt folgender, ebenfalls schon von VoLTA angestellte Versuch: Man nimmt
das Zinkende einer aus Zink und Kupfer gebildeten Stange in die ableitende
Hand, berührt mit dem Kupferende die Kupferplatte eines Condensatorelektro-
skops und entfernt es wieder; nach dem Abheben der Zinkplatte erhält man
negativen Ausschlag. Dieser Versuch ist aber viel schwieriger und verlangt ein
empfindliches, von fremden Einflüssen möglichst freies Elektroskop; in manchen
Fällen gelingt er sogar überhaupt nicht.
Statt durch ein Goldblatt-Elektroskop kann man die Berührungselektricität
auch mittelst einer aufgehángten elektrisirten Aluminiumnadel nachweisen, indem
man die beiden Metalle in der Gestalt von halbringfórmigen Streifen anwendet,
an der einen Seite zur Berührung bringt (z. B. zusammenlóthet) und es so ein-
richtet, dass sie auf der andern Seite noch durch einen schmalen Spalt getrennt
sind; bringt man dies System so unter die Nadel, dass der Spalt sich gerade
unter ihr befindet und mit ihr parallel läuft, so wird die Nadel abgelenkt. Auch
hier findet also die Wirkung während der Berührung der Metalle statt, aber
gegenüber dem vorigen Versuch kommt in Betracht, dass sich die erzeugten
Klektricitäten wegen der Nähe der Enden hier stark anhäufen und darum eine
verhältnissmässig kräftige Wirkung hervorrufen — eine Empfindlichkeit, welche ganz
derjenigen des THoMwsoN'schen Quadrant-Elektrometers entspricht?) Diese An-
ordnung ist daher auch am geeignetsten, um die viel schwáüchere Elektricitits-
1) PÉCLET, Ann. Ch. Phys. (3) 2, pag. 233. 1841.
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) W. THoMsoN, Proc, Manch. Soc. 2, pag. 176. 1862.