108 Zerührungselektricität.
entwicklung bei der Berührung von Nichtleitern festen Aggregatzustandes nach-
sie lässt beispielsweise erkennen, dass Glas positiv, Wachs negativ
zuweisen; . ;
Endlich geben auch ein Leiter und ein Nichtleiter bei ihrem
elektrisch wird.
Contakte Elektricitit. Auf besondere dabei beobachtete Einzelheiten, wie die
nach der Schmelzung und Wiedererstarrung einer Substanz in einem Gefásse
anderer Substanz auftretende Elektricität kann nicht eingegangen werden.
Bisher war nur von festen Kórpern die Rede. Es entsteht aber Berührungs-
elektricitit auch bei der Berührung fester Kórper, insbesondere der Metalle, mit
Flüssigkeiten, und man kann sie ganz analog nachweisen, indem man etwa auf
die Metallplatte eines Elektroskops eine, mit einer Schicht der betreffenden
Flüssigkeit benetzte oder auch mit einer durch die Flüssigkeit getránkten Tuch-
scheibe bedeckte Glasplatte bringt, die Metallplatte mit der Flüssigkeitsschicht
durch einen isolirten Draht von gleichem Metall vorübergehend verbindet und
die Glasplatte abhebt; oder auch indem man ein Gefáss mit der betreffenden
Flüssigkeit einerseits mit der Erde, andrerseits mit der Platte des Elektroskops ver-
bindet, und zwar beider seits durch Dráhte von dem Material dieser Metallplatte. In
den meisten Flüssigkeiten wird die überwiegende Zahl der Metalle auf diese Weise
negativ elektrisch, z. B. bei Anwendung reinen Wassers fast alle Metalle, nur in sehr
starken Sáuren werden sie meist positiv. Die Versuche sind, namentlich wenn
es sich auch um Messungen handelt, sehr heikel, da es schwer ist, die zu unter-
suchende Elektricititsquelle von anderen, gleichzeitig auftretenden zu trennen;
und es hat sich herausgestellt, dass die meisten älteren Verfahrungsweisen mehr
oder weniger der Strenge ermangeln. Noch schwerer aber ist es, mit Metall
und Flüssigkeit den Versuch auszuführen, welcher genau dem erstbeschriebenen
Fundamentalversuche entspricht, und bei welchen die, in ihren ganzen Ober-
flächen sich berührenden beiden Körper in der ganzen Ausdehnung dieser
Flächen auch wieder von einander getrennt werden — Versuche, welche zwar
schon VoLTA ebenfalls anstellte, deren Verlauf und Ergebnisse jedoch nach
neueren Beobachtungen viel verwickelter und mannigfaltiger sind, als VOLTA
fand. Schliesslich ist zu bemerken, dass gerade auf den Contakt zwischen
Metal und Flüssigkeit (oder Gas, s. w. u.) in Anbetracht seiner Wichügkeit
ebensowohl für die Theorie, als auch für die praktische Anwendung der Be-
rührungselektricitàt noch wiederholt zurückzukommen sein wird.
Wenn sowohl Metall mit Metall, als auch Metall mit Flüssigkeit Contakt-
Elektricitàt liefern, so liegt der Schluss nahe, dass dies auch bei der Berührung
verschiedenartiger Flüssigkeiten der Fall sein wird. Dieser Schluss ist durch die
Beobachtungen von NoBiLi!) und FECHNER?) bestätigt worden. Elektroskopisch
lässt sich die Erscheinung in den meisten Fällen kaum wahrnehmen, und auch
der Nachweiss mittelst des erzeugten Stromes (s. w. u.) setzt grosse Vorsicht und
Sorgfalt voraus. Man setzt in zwei mit einer und derselben Flüssigkeit, z. B.
Kochsalzlösung, gefüllte Gefässe zwei ganz gleich beschaffene Platinplatten, über-
zeugt sich, indem man die Gefässe durch eine mit der Flüssigkeit gefüllte, ge-
bogene Röhre und die Platten mit einem Galvanometer verbindet, von der
Nichtexistenz eines elektrischen Stromes, und nimmt die genannte Röhre wieder
weg. Durch ähnliche Röhren verbindet man die beiden Gefässe mit zwei
anderen, welche, bis zu etwas geringerer Höhe, mit den beiden zu untersuchenden
Flüssigkeiten gefüllt sind. Verbindet man jetzt diese letzteren durch eine mit
I) NoBILL Ann, chim. Phys. (2) 38, pag. 239. 1828.
2) FECHNER, POGG. Ann. 48, pag. 1 u. 225. 1839.