Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
170 Elektrische Ströme. 
würde. Thatsächlich haben BricHAT und BLONDLOT!) einen solchen Einfluss bei 
Elementen aus Kupfer-Kupfervitriol-Platin resp. Silber-salpetersaure Silberlósung- 
Platin constatirt, er betrug für 100 Atm. etwa 1 resp. 2 Millivolt. Endlich haben 
HarLLwacus und Ricui?) die Entdeckung gemacht, dass die Beleuchtung auch 
unabhängig von thermischen Wirkungen und insbesondere gerade bei Anwendung 
sehr brechbarer Strahlen, eine besondere elektromotorische Kraft in den Metallen 
wachruft (s. Photoelektricität). F. AUERBACH. 
Elektrische Strome. 
Einleitung. Wie in der Elektrostatik, so muss man auch in der Elektro- 
dynamik, d. h. in der Lehre von der Bewegung der Elektricitüt, zwei Klassen von 
Kórpern unterscheiden, welche einander gegenüber stehen oder von denen, rich- 
tiger gesagt, die eine der Grenzfall der anderen ist, und welche man gewóhnlich 
Nichtleiter und Leiter nennt. Auch definirt man sie gewóhnlich schlechtweg 
dahin, dass in jenen die Elektricitát an den Ort ihrer Erregung resp. Zufuhr 
gebunden sei, in diesen dagegen über den ganzen Kórper sich verbreiten kónne. 
Um das Wesen des Gegensatzes tiefer zu erfassen, muss man jedoch sofort hinzu- 
setzen, dass die gedachte Verbreitung auch thatsáchlich in den Leitern stets 
erfolgt, und zwar so lange, bis die elektrische Kraft überall auf null oder, was 
dasselbe ist, das Potential überall auf einen constanten Werth reducirt ist. 
Schliesslich kann man, wie es in neueren Darstellungen geschehen ist?), noch 
einen Schritt weiter gehen, den Nachdruck auf den letzten Satz der Definition 
legen und sagen: Leiter sind solche Körper, in denen die elektrische Kraft oder 
die Potentialunterschiede von selbst dahinschwinden; Nichtleiter solche Körper, 
in denen sie, sich selbst überlassen, ungeschwächt erhalten bleiben. Man wird 
etwa die Nichtleiter hinsichtlich ihres elektrischen Verhaltens mit den festen Kör- 
pern hinsichtlich ihrer Gestaltsverhältnisse, die Leiter aber mit den Flüssigkeiten 
vergleichen dürfen, insofern die festen Körper eine selbständige Gestalt haben, 
während Niveauabweichungen, die man den Flüssigkeiten beibringt, von selbst 
wieder verschwinden. Die Ausdrücke Leiter und Nichtleiter bleiben dabei, wie 
die nähere Betrachtung lehrt, immer noch in gewissem Sinne richtig; hinsichtlich 
der gewöhnlich sogen. freien Elektricität sind zwar alle Körper als Leiter zu 
betrachten und es giebt daher auch eine Elektrodynamik der Nichtleiter; der 
durch den Namen angedeutete Gegensatz besteht jedoch hinsichtlich der von 
aussen zugeführten Elektricität, die man nach der neuen Auffassung passend als 
die wahre bezeichnet. 
Ströme in Leitern. Auf den Leitern nimmt, wie gesagt, ohne äussere 
Einwirkung das anfänglich gestörte Potential einen überall gleichen Werth an. 
Es spielt also hier genau dieselbe Rolle wie bei den schon einmal zum Vergleich 
herangezogenen Flüssigkeiten das Niveau, ferner wie bei der Wärme die Tem- 
!) BICHAT u. BLONDLOT, Journ. de phys. (2) 2, pag. 503. 1883. 
?) Vergl. HALLWACHS, WIED. Ann. 40, pag. 338, wo die Literatur zusammengestellt ist. 
3) Man sehe insbesondere HERTZ, Gött. Nachr. 1890, pag. 114 u. 125. 
  
  
 
	        
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