246 Strommessung.
Wahl dieses Körpers treten dabei mehr oder weniger erhebliche Fehlerquellen auf,
sie machen die einzige Schwierigkeit der Methode aus, und nach ihnen kann man
die verschiedenen Voltameter in Bezug auf ihre Zuverlässigkeit abschätzen.
Ausserdem wird natürlich die Genauigkeit mit £ wachsen und zwar sowohl wegen
der genaueren Messung von 7 als auch der von ß.
Wasservoltameter oder Knallgasvoltameter. Das Voltameter darf
nicht mit reinem Wasser gefüllt werden, da dieses den Strom weder leitet noch
von ihm zersetzt wird, sondern es muss hierzu angesäuertes Wasser verwendet
werden, und zwar nimmt man fast allgemein verdünnte Schwefelsäure (1 Gewichts-
theil reine Schwefelsäure auf 4 Gewichtstheile Wasser oder 1 Vol. Schwefelsäure
auf 7:5 Vol. Wasser, spec. Gew. etwa 1:14); als Elektroden nimmt man Platin-
platten oder Spitzen, da diese nicht angegriffen werden. Verschiedene Formen
des Apparates erhült man, wenn man die abgeschiedenen Gase, Wasserstoff und
Sauerstoff, deren Volumina sich wie 2:1 verhalten, entweder gemeinschaftlich,
also als Knallgas, oder getrennt (wobei man meist nur den Wasserstoff misst und
mit 3 multiplicirt), aufhängt, und zwar wiederum entweder in kleineren oder in
grösseren Mengen (je nach der Stromstärke und der beabsichtigten Genauigkeit),
endlich je nachdem man das Volumen der abgeschiedenen Gase bestimmt und
hieraus, unter Berücksichtigung von Druck und Temperatur das bezügliche Ge-
wicht ableitet oder aber das Wasser, praktisch genommen also das Voltameter
mit seinem flüssigen Inhalt vor dem Versuche und nachher, nachdem man die
Zersetzungsprodukte fortgeleitet hat, wägt. Nach letzterem Gesichtspunkte kann
man zwischen Volumenvoltametern und Gewichtsvoltametern unterscheiden. Die
ersteren (z. Thl. aber auch die letzteren) sind mehreren Fehlerquellen unterworfen ;
es bilden sich nämlich, ausser Wasserstoff und Sauerstoff, auch noch andere Stoffe,
insbesondere Wasserstoffsuperoxyd, Ozon, schweflige Sáure, eine Fehlerquelle,
die man stark herabmindern kann, wenn man den Apparat auf 40—50? erhitzt;
ferner werden Gasmengen im Wasser absorbirt, und zwar nach BUNSEN bis zu
39 für den Sauerstoff, bis zu 29. für den Wasserstoff, wogegen man sich entweder
durch Aufsaugung mittelst einer Quecksilberluftpumpe oder dadurch hilft, dass
man durch vorheriges Hindurchschicken des Stroms während einer passenden
Zeit den Süttigungszustand bereits zu Beginn des eigentlichen Versuchs her-
stellt.
Als Repräsentant der Volumenvoltameter sei, unter Hinweis auf die
älteren Apparate von FARADAy, BuNsEN, Moum, THURY u. s. w., das Voltameter
von F. KonrRAuscH!) angeführt, das sich bei einem Widerstande von 0:03 Ohm
zur Messung von Strómen bis zu 30 Amp. eignet, aber auch in anderen Gróssen
hergestellt werden kann. Es besteht im wesentlichen aus einer aus einem Qe-
fásse hervorragenden Messróhre. Um die Stromstirke in Ampere zu erhalten,
hat man die Zahl der in 1 sec abgeschiedenen ccz Knallgas mit 5 zu multipliciren
und hieran eine von Druck und Temperatur abhängige Correktion anzubringen,
unter Druck den Barometerstand, vermindert um die dem Flüssigkeitsdruck ent-
sprechende Grösse, also vermindert um 4/12 (4 Niveauunterschied in der Mess-
róhre und im Gefásse) verstanden; Tabellen für diese Correktion pro Einheit
des Volumens findet man in den praktischen Handbüchern, hier muss folgender
Auszug genügen
!) F. KonrRauscH, El. Z. 1885, pag. r9o.
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