326 Die Elektricititsleitung der Gase.
theils constante Batterien verwandt. Im ersteren Falle ist die Spannung der
Elektricitit gross, die verfügbare Elektricititsmenge relativ gering; im zweiten
Falle muss man sich mit geringeren Spannungen begnügen, hat aber bei richtiger
Wahl der Batterien grosse Elektricitátsmengen zur Verfügung.
Von der Elektricititsmenge, welche in der Zeiteinheit den Elektroden zu-
geführt wird, hängt nun wesentlich die Art ab, wie die Elektricität die Gasstrecke
durchsetzt. Unter geeigneten Bedingungen tritt stationäre Strömung
ein. Bei ungenügender Zufuhr ist dagegen die Entladung unbedingt
intermittirend. Ist nun die Elektricitätsquelle eine Elektrisirmaschine oder ein
Induktorium, so vollzieht sich die Zufuhr von Elektricität zu den Elektroden
langsam. Nachdem die Potentialdifferenz an den Elektroden so weit angewachsen
ist, dass der Ausgleich sich vollzieht, verfliesst eine kurze Zeit, bis von der
Stromquelle her wieder genügender Zufluss eingetreten ist. Die Gasmasse kehrt
dann nach jeder Partialentladung vorübergehend in ihren alten Zustand zurück.
Beim Induktorium geht im Allgemeinen nur der Oeffnungsstrom durch das Ent-
ladungsrohr, weil er den Schliessungsstrom an Spannung weit übertrifft. Bei
Benutzung einer grossen Batterie von hoher elektromotorischer Kraft und geringem
Widerstande erfolgt unter geeigneten Umständen der Uebergang stetig, weil der
Zufluss von Elektricität ein reichlicher ist.
Begreiflicher Weise kann man für den Fall des stationären Stromes eher
darauf rechnen, die Gesetze zu finden, welche den Leitungsvorgang wiedergeben,
als für den Fall discontinuirlicher Entladungen. Selbst der einfachere Fall der
stationären Strömung hat bisher eine vollständig erschöpfende Darstellung nicht
gefunden. In Anbetracht der ausserordentlich umfangreichen Literatur und der
weit divergirenden Meinungen ist es sehr schwer, das Thatsächliche scharf zu
formuliren und die zahlreichen Details in übersichtlicher Weise zu verknüpfen.
2) Die Elektricitätsleitung eines Gases ist hauptsächlich bedingt durch die
folgenden Faktoren:
1) Natur des Gases.
2) Dichte des Gases.
3) Form und Natur der Elektroden.
4) Art der Elektricitätszufuhr.
Endlich 5) spielt in vielen Fällen auch die Form des Gefässes, in welchem
der Process sich abspielt, eine Rolle.
A. Elektricititsleitung der Gase bei grösserer Dichte.
3) Zerstreuung der Elektricität.
In Gasen von höherer Dichte und niedriger Temperatur hat man bei An-
wendung geringer Spannungen bisher keine eigentliche Leitung beobachten können.
Dagegen hat man lange angenommen, dass die an einem elektrisirten Leiter an-
liegenden Gastheilchen gleichnamig geladen werden, durch Abstossung in den
Raum hinauswandern, neuen Theilchen Platz machen, welche dasselbe Schicksal
erleiden. Man bezeichnete eine solche Art der Zerstreuung als eine convective.
Nach den genauen Untersuchungen von HITTORF und WARBURG isoliren reine
staubfreie Gase niedere Spannungen vollkommen. (Ausführliches weiter unten.)
4) Sobald jedoch die Spannung an den Elektroden über einen gewissen
Betrag wächst, tritt ein wirklicher Uebergang der Elektricität ein. Dieser Ueber-
gang kann sich in verschiedener Weise vollziehen.
5) Bei mässiger Dichte des Gases erscheinen an den Stellen der grössten
elektrischen Dichte glühende Metalltheilchen in Form eines kleinen Büschels an
?