332 Die Elektricitätsleitung der Gase.
Erheblich später als diese ersten Beobachtungen von HiTTorF!) sind analoge
Untersuchungen von GOLDSTEIN?) und CroOOKES*) angestellt worden. CROOKES
hat die Versuche in eine elegante Form gekleidet und für einige Körper genauere
Angaben über das durch Glimmlicht erzeugte Phosphorescenzlicht gemacht.
Nach ihm giebt chemisch reine Thonerde ein rubinrothes, fast völlig auf
eine Linie von der Wellenlinge 0:000690 mm beschränktes Licht. Beryllerde
leuchtet hellblau, Yttererde dunkelgrün, Magnesia violett, Titansáure dunkelbraun,
Strontian tietblau. Die Platindoppelcyanüre des Magnesiums und des Calciums
leuchten intensiv.
In einzelnen Fällen, bei Smaragd, Saphir, Zinnstein, Hyacinth ist das Phosphores-
cenzlicht polarisirt, in andern Fällen, wie bei Quarz, Turmalin, Beryll, Topas
dagegen nicht.
Die Phosphorescenzerregung ist das beste Mittel, die geradlinige Fort-
pflanzung der Kathodenstrahlen zu demonstriren. Besonders auffällig ist folgende
von CRrOOKES herriihrende Form des Versuchs. In der Vacuumrôhre ist ein
Kreuz aus Glimmer oder Aluminium an einem kleinen Glasscharniere befestigt.
Die negative plattenfórmige Elektrode ist an einem Ende des Rohrs, die positive
an einer beliebig gewählten Stelle seitlich angebracht. Durch entsprechendes
Neigen des Rohrs kann man das Kreuz in den Weg der Kathodenstrahlen bringen
oder daraus entfernen. Da die Strahlen von einer ebenen Kathode nahezu
senkrecht ausgehen, erhält man im ersten Falle einen scharfen Schatten des
Kreuzes auf dem hellgrün fluorescirenden Grund. Wird nach einiger Zeit das
Kreuz umgelegt, so tritt nunmehr das Kreuz hell auf minder hellem Grunde her-
vor, weil bei längerer Bestrahlung die Phosphorescenzfähigkeit des Glases abnimmt.
18) Die Kathodenstrahlen verlassen die Kathodenfläche nahezu senkrecht.
Bildet also die Kathode ein Stück einer Kugelfläche, so werden die Kathoden-
strahlen in der Umgebung des Kugelmittelpunktes concentrirt. Durch Aenderung
des Druckes und der Elelektricitätszufuhr ändert sich jedoch nach GOLDSTEIN?)
in etwas die Richtung, in der die Kathodenstrahlen die Kathode verlassen. In
solchen Punkten, in denen eine Concentration der Kathodenstrahlen stattfindet,
kann man Glas, Metalle etc. leicht zum Schmelzen bringen.
19) Gegenseitige Beeinflussung der Kathodenstrahlen. Zwei
gleichgerichtete Bündel von Kathodenstrahlen stossen einander ab. Die Erscheinun-
gen sind hauptsichlich durch CrookEs 5) und GOLDSTEIN ©) untersucht worden. GoLD-
STEIN bezeichnet diese Abstossung als Deflexion der Kathodenstrahlen.
Nur einer der Versuche von CROOKEs mag hier erläutert werden.
Am einen Rohrende
a sind als Kath zwei et-
> HN Kat oden zwei et
4 | y _\,, Was gegen einander geneigte
6 A secum | €) Aluminiumplatten a und à
v .
eingeschmolzen; am andern
Ende die Anode ¢. Vor a
und & befindet sich ein
Schirm aus Glimmer mit zwei Löchern d und e. Eine mit phosphorescirendem
(P. 81.)
1) HrrroRr, PocG. Ann. 136, pag. 6. 1869; WIED. Ann. 7, pag. 585. 1879.
2) GOLDSTEIN, WIED. Ann. 11, pag. 832. 1880; Wien. Ber. 80, 1879.
3) CROOKES, Phil. Trans. 1879, part. I, pag. 135, part. II, pag. 641. Beibl. 5, pag. 511. 1881.
4) GOLDSTEIN, WIED. Ann. 12, pag. 94. 1881.
5) Crookes, Phil. Trans, 1879, part. II, pag. 652.
6) GOLDSTEIN. Eine neue Form elektrischer Abstossung. Berlin 1880.