Wärmewirkungen. 335
Kraft der fortschreitenden Bewegung der Molekeln durch die "Temperatur, eine
beträchtliche Erhöhung der lebendigen Kraft der oscillatorischen Bewegung der
Aetherhüllen hervorruft.«
HASSELBERG ) benutzte ein langes Entladungsrohr, in das ein Thermometer
eingebracht war. Die Elektroden waren Staniolstreifen, welche aussen aufgeklebt
waren, Ein grosses Induktorium war die Stromquelle; nur die Oeffnungsstróme
kamen zur Anwendung. Die Entladung wurde so lange fortgesetzt, bis das Thermo-
meter einen stationären Zustand angenommen hatte. Die höchste "Temperatur,
welche beobachtet wurde, betrug 340°, die niedrigste 82°,
Ein Bedenken kann man gegen diese Schlussfolgerung nicht unterdrücken.
Die Messung giebt uns die durckschnittliche Temperatursteigerung der gesammten
Gasmasse. Nun ist es doch aber denkbar, dass nur ein Theil der Gasmolekeln
leitet (im Sinne der Dissociationshypothese nur ein Theil der Molekeln in Ionen
zerfallen ist), und dass diesen Theilchen eine viel höhere lebendige Kraft inne-
wohnt, als den übrigen. Wir haben freilich keinen Beweis für eine solche Ver-
muthung; sie würde aber verstindlich machen, warum in einer continuirlichen
Glimmentladung die Spannung an den Elektroden die gleiche bleibt, wenn die
Stromstärke in weiten Grenzen sich ändert. Man vergleiche eine Betrachtung
von Hrnrz?).
25) Bei spáteren Versuchen hat E. WiEDEMANN?) die Influenzmaschine an-
gewandt. Das früher benutzte U Rohr wurde aufgegeben, weil die stórendsten
Induktionserscheinungen sich geltend machten. Calorimetrisch konnte die Ge-
sammterwármung oder die Erwärmung in der Umgebung jeder Elektrode für sich
bestimmt werden. Die Versuche, bei denen keine Funkenstrecke eingeschaltet
war, führten zu folgenden Ergebnissen:
Geht in derselben Zeit dieselbe Elektricitätsmenge durch Gas verschiedener
Dichte, so ist die Gesammterwärmung verschieden; sie nimmt mit abnehmendem
Drucke zunächst ab bis zu einem Minimum, um dann wieder zu steigen. Die
Erwärmung an der Anode nimmt mit abnehmendem Drucke stetig und stark ab.
Die Erwärmung an der Kathode nimmt mit abnehmendem Druck erst ab und
dann wieder sehr stark zu.
26) Andere Versuche von E. WIiEDEMANN*) waren speciell dazu bestimmt,
die Erwärmung in den einzelnen Theilen der Entladung zu ermitteln. Ein Thermo-
element wurde von aussen an die Glaswand herangebracht, um die Erwärmung
der Glasröhre zu messen; letztere ist jedenfalls nahezu proportional der Er-
wärmung der Benachbarten Gasschichten. »Die Wärmeproduktion in der elektri-
schen Entladung steigt erst langsam von der positiven Elektrode aus, dann schnell,
um innerhalb der Glimmlichtstrahlen ein Maximum zu erreichen. Von dort
nimmt sie bis zu einem relativen Minimum innerhalb des dunklen Raumes um
die Kathode ab, dem aber weit höhere Erwärmungen entsprechen, als im posi-
tiven Lichte vorhanden sind. An der Kathode selbst erreicht die Wärmeproduk-
tion sehr hohe Werthe.«
27) Alle bisher erwähnten Versuche über die Wärmeentwickelung in Ent-
ladungsröhren sind leider alle mit Influenzmaschine oder Induktorium ausgeführt.
Wie schon HrrToRrF5) betont, ist es für unsere Einsicht in den Leitungsvorgang
I) HASSELBERG, Beibl 4, pag. 132. 1880.
7) HERTZ, WIED. Ann. I9, pag. 797. 1883.
3) E. WIEDEMANN, WIED. Ann. IO, pag. 202. 1880.
^) E. WIEDEMANN, WIED. Ann. 20, pag. 771. 1883.
3) HITTORF, WIED. Ann. 7, pag. 628. 1879.