Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

Entladungen in verdünnten Gasen. 337 
TORF"). Auch hier ist es trotz der Sorgfalt, welche diese Forscher auf die Unter: 
suchung dieser mannigfaltigen und complicirten Vorgünge verwandt haben, bisher 
nicht móglich, sich ein abschliessendes Urtheil zu bilden. 
II. Entladungen in verdünnten Gasen unter Benutzung constanter Batterien. 
1) Als Stromquelle eignen sich am besten galvanische Batterien, weil der 
Vorgang sich dann in grôsserer Regelmässigkeit abspielt als bei Verwendung von 
Influenzmaschine und Induktorium. Gassıor?) hat zuerst mit Batterien gearbeitet 
und zwar theils mit 400 Grove’'schen Elementen, theils mit einer grossen Wasser- 
batterie von 3250 Elementen. Er fand für die Batterie von 400 Elementen zwei 
verschiedene Arten der Entladung in Röhren mit verdünnten Gasen. Zuerst bei 
Stromschluss bildete sich, genau wie bei Induktionsströmen, positives geschichtetes 
Licht und negatives durch den dunklen Raum davon getrenntes Glimmlicht aus 
Wir wollen derartige Entladungen kurz als Glimmentladungen bezeichnen. Dann 
aber tritt von selbst Bogenentladung ein, eine zusammenhängende Lichtmasse 
verbindet die Elektroden. Im ersten Falle war ferner die Stromstärke gering, 
im zweiten Falle erheblich grösser. Während die Glimmentladung nachweislich 
diskontinuirlich war, zeigte die Bogenentladung sich als stetig, soweit die 
Methode des rotirenden Spiegels als hinreichend empfindlich betrachtet werden 
darf. Mit der Wasserbatterie von 3250 Elementen erhielt Gassror nur diskon- 
tinuirliche Glimmentladungen. Erst als das Wasser durch Kochsalzlósung er- 
setzt wurde, wurden die Entladungen stetig. Genauer sind die Vorgánge erst 
durch HrrTORF?) erforscht worden. Anfangs hatte er 400 Chromsáureelemente 
später bis zu 1600 in Gebrauch. HrrroRF war von vornherein überzeugt, dass 
mit einer Batterie von genügender Spannung und relativ geringem Widerstande 
auch stetige geschichtete Entladungen sich hervorrufen lassen. Den Beweis da- 
für hat HrrroRF selbst und in noch überzeugenderer Weise HERTZ*) beigebracht 
2) HırTorF arbeitete zunächst mit dem rotirenden Spiegel. Der Stromkreis 
bestand aus einer wechselnden Zahl seiner Chromsäureelemente, dem Enladungs- 
‘rohr und einem Flüssigkeitsrheostaten, gefüllt mit einer Lösung von Jodcadmium 
in Amylalkohol. 
Als Wasserstoff von $ mm Druck das Gasrohr füllte, war die Glimmentladung 
von 800 Elementen discontinuirlich, wenn ein Widerstand von ‘über 3500000 
SIEMENS Einheiten im Rheostaten eingeschaltet war. Die Entladungen folgten ein- 
ander in umso grôsseren Intervallen, je mehr man den Widerstand vergrôsserte. 
Bei Widerständen unterhalb des genannten Grenzwerthes zeigte der Spiegel keine 
Intermittenz mehr an. Dass GAssIOT bei seiner grossen Wasserbatterie stets dis- 
continuirliche Entladungen erhielt, führt Hrrrorr auf den ausserordentlich grossen 
Widerstand solcher Elemente zurück. Dass die gewöhnliche Elektrisirmaschine 
nur intermittirende Entladungen liefert, versteht sich danach von selbst; sie ver- 
mag nicht genug Elektricität zu liefern; es ist dagegen möglich, dass der Versuch 
mit den grossen neuen TóPLER'schen Influenzmaschinen gelingt. 
Sobald die Entladung stetig ist, erscheint die Zahl und Lage der Schichten 
im positiven Lichte, sowie die Ausdehnung des dunklen Raums constant. Im 
Gegensatz dazu ist der dunkle Raum bei discontinuirlicher Entladung bald grósser, 
P) HrrTORF, PoGG. Ann. 136, pag. 215. 1869. 
?) GassioT, PoGG. Ann. 119, pag. 131. 1863. Proc. Roy. Soc. 12, pag. 329. 1863. 
?) HITTORF, WIED. Ann. 7, pag. 553. 1879. 
^) HERTZ, WIED. Ann. I9, pag. 782. 1882. 
WINKELMANN, Physik. III, 22 
  
  
 
	        
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