Full text: Handbuch der Physik (Dritter Band, erste Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Die Elektricititsleitung der Gase. 
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III. Das elektrische Leitungsvermógen erhitzter Gase und Dämpfe, 
1) Bereits im Jahre 1853 behauptete E. BECQUEREL), dass bei hóherer Tem- 
peratur gasfórmige Kórper die Elektricitit bereits bei Anwendung kleiner elektro- 
motorischer Krifte leiten. Ein Platinrohr ohne Naht von 65 cm Linge und 1 cm 
innerem Durchmesser ragte aus einem Ofen weit hervor. Die Enden blieben 
kalt, selbst wenn das mittlere Stück des Rohres auf helle Rothgluth gebracht 
wurde. Das Rohr war so starkwandig, dass es auch dann evacuirt werden 
konnte, ohne sich zu deformiren. Die Axe des Rohres durchsetzte ein Platin- 
drath, der in geeigneter Weise so gespannt wurde, dass bei keiner Temperatur 
eine Berührung zwischen Draht und Rohr móglich war. Durch Korkstopfen 
konnte das Rohr abgesperrt werden; durch Glasróren konnten beliebige Gase 
eingeführt werden. 
Ein oder mehrere galvanische Elemente, ein Flüssigkeitsrheostat, ein Spiegel- 
galvanometer mit 24000 Windungen waren hinter einander verbunden; die freien 
Enden communicirten mit Platinrohr resp. Platindrath. Bei Rothgluth giebt das 
Galvanometer einen Ausschlag; nach der Substitutionsmethode wurde bestimmt, 
welche Linge des Fliissigkeitsrheostaten der Gasstrecke áquivalent war. 
Mit wachsender Temperatur und steigender Verdünnung nahm der Wider- 
stand des Gases rasch ab. Bei normalem Druck ist die Galvanometerablenkung 
ceteris paribus grosser, wenn das Rohr negativ, der Draht positiv ist, als im 
andern Fall. Je weiter man evacuirt, um so mehr verwischt sich dieser Unter- 
schied. Beide Stromrichtungen sind ferner gleichwerthig, wenn man als Elek- 
troden zwei gleiche, in einem auf Rothgluth gebrachten Porzellanrohr befindliche, 
vor gegenseitiger Berührung gesicherte Platindráhte benutzt. Der Verfasser hat 
leider nicht untersucht, ob das Galvanometer auch dann Ausschlag anzeigt, 
wenn das stromgebende Element ausgeschaltet wird. 
Alle untersuchten Gase, Luft, H, CO,, O, CI, N leiten in hohen Tempera- 
turen. Die quantitativen Angaben des Verfassers über die Abhängigkeit des 
scheinbaren Widerstandes von der elektromotorischen Kraft und der Stromstärke, 
über die relative Leitungsfähigkeit der verschiedenen Gase scheinen uns wenig 
zuverlässig, weil es unmöglich war, die Temperatur im Ofen auch nur annähernd 
constant zu erhalten. 
2) In direktem Widerspruch mit diesen Angaben von BECQUEREL steht der 
folgende von GmovE?) angestellte Versuch. Ein Glasrohr war an den beiden 
Enden durch Korke verschlossen; je zwei durch sie eingeführte dicke Kupfer- 
stábe waren im Innern des Rohres durch dünne, 0'5 s von einander abstehende 
Platindráhte verbunden. Für vollkommene Isolation beider Drähte war gesorgt. 
Auch wenn die Drähte durch die Ströme von zwei kräftigen Batterien in lebhafte s 
Glühen versetzt wurden, ging doch zwischen ihnen kein merklicher Strom von 
der grossen Batterie von GassIoT hindurch. Das negative Resultat erklärt sich 
vermuthlich durch die ungeniigende Temperatursteigerung der Luft zwischen 
beiden Drähten. 
3) Um die Entscheidung herbeizuführen, hat BLoNpLoT?) Versuche nach 
einer neuen Methode ausgeführt. Die Schliessung enthielt ein DANIELL'sches Ele- 
ment, ein Capillarelektrometer und eine Unterbrechungsstelle. Letztere bestand 
aus der 2—3 mm dicken Luftschicht zwischen 2 parallelen verticalen, kreis- 
  
1) E. BECQUEREL, Ann. de chim. et de phys. (3) 39, pag. 355. 1853. 
7) GROVE, Athenäum 1853, pag. 1134; Inst. 1854, pag. 35- 
3) BLONDLOT, Compt. rend. 92, pag. 870. 1881. 
 
	        
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