Elektricitätsleitung der Flammen. 345
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leuchtenden Flammengase. Mit 20 Elementen erhielt man 9:9 Skalentheile Aus-
schlag am Spiegelgalvanometer, wenn beide Platinósen leer waren. Wurde der
obere Drath mit einer Perle von kohlensaurem Kalium gefüllt, so war der Aus-
schlag abermals 2:2 Skalentheile, wenn der obere Drath Anode, dagegen 980
bis 320 Theilstriche, falls er Kathode war.
Das Leitungsvermógen der verschiedenen gefärbten Flammen genau zu er-
mitteln, hat HITTORF nicht unternommen, weil es ihm nicht gelang, Flammen
herzustellen, welche in allen ihren Theilen und auf längere Zeit constante Mengen
der zu untersuchenden Dämpfe enthalten.
4) WIEDEMANN!) und EBERT haben die Untersuchungen HiTrORF's zu ver-
vollständigen sich bemüht. Nach einer von EBERT?) angegebenen Methode ge-
lang es ihnen, homogen gefürbte Flammen herzustellen. Dieselben wurden da-
durch erbalten, dass man Lósungen der betreffenden Metallsalze in dem Luft-
strome zerstäubte, der zur Speisung des Bunsenbrenners dienen sollte. Durch
Verwendung von Lósungen verschiedener Concentration konnte man die Dampf-
menge in der Flamme variiren.
Als Stromquelle diente entweder eine Influenzmaschine oder eine Akkumu-
latorenbatterie von 500 Elementen; von der Verwendung niedrigerer Spannungen
wurde abgesehen, weil bei diesen die als »Flammenstróme« (s. náchstes Kapitel)
bezeichneten ausserordentlich mannigfaltigen elektromotorischen Kräfte eine
schwer zu berücksichtigende Fehlerquelle bilden. Die Elektroden waren Platin-
drähte, welche an einem Ende zu Kugeln von 2 %m Durchmesser zusammen-
geschmolzen waren. Ein Paraffincommutator erlaubte, die Stromrichtung zu
wechseln. Wurde die hochgespannte Elektricität der Influenzmaschine den in
gleicher Höhe und an identischen Stellen des Flammenmantels befindlichen
Elektroden zugeführt, so war die Entladung von einem lebhaften Rauschen be-
gleitet. Die Einführung von Metalldämpfen in die Flamme ändert den Charakter
der Entladung wesentlich ab, wie man am besten an einem eingeschalteten
Telephon beobachten kann,
Die verschiedenen Metalldämpfe wirken sehr ungleich, wie nach den Er-
fahrungen von HiTTORF zu erwarten war. Besonders gross ist der Einfluss des
Kaliums; das Telephon schweigt vollkommen. Cäsium wirkt ähnlich, dagegen
Natrium, Li, Sr, Ba, Ca erheblich schwächer, der Ton verschwindet nie ganz.
Wie schon HirTORF zeigte, ist die Wirkung des Dampfes nur an der Kathode
vorhanden. Benutzung von Elektroden aus Cu, Fe, Messing, Graphit gab die
gleichen Resultate. Der Ort der Anode ist vóllig gleichgiltig; dagegen ist die
Wirkung des Dampfíes am intensivsten, wenn die Kathode den heissesten Theil
der Flamme einnimmt.
Bei Verwendung der Akkumulatorenbatterie wird zur Strommessung ein
Galvanometer von geringer Empfindlichkeit benutzt. Wurden bei einer reinen
Flamme successive immer hóhere Spannungen durch sprungweise Vermehrung
der Elementenzahl angewandt, so waren die Ausschlüge klein und wuchsen auch
bei der maximalen Spannung von 500 Akkumulatoren nur auf wenige Millimeter
an. Wird die Flamme durch ein Metallsalz homogen gefárbt, so ist bei Spannungen
unter einer gewissen Grenze der Strom klein und wächst mit der Spannung
langsam. Steigt die elektromotorische Kraft iiber einen gewissen Werth, so bildet
Sich ein Lichtbogen, der mit grosser Gewalt die Flamme durchschlägt und die
l) WIEDEMANN und EBERT, WIED. 35, pag. 237. 1888.
7) EBERT, WIED. Ann. 32, pag. 345. 1887.