Ueber die Elektricitit der Flamme. 349
rascher Folge seine Richtung wechseln. Der Galvanometerausschlag war dann
derselbe, wie bei gleichgerichtetem Strom, nicht grósser. Dem Schlusse, den Hrrronr
aus diesem Versuche zieht, Fehlen einer Polarisation, kann man nur bedingt zu-
stimmen. Einmal müsste dann der Galvanometerausschlag kleiner sein, weil der
Strom nur in regelmässigen Intervallen den maximalen Werth erreichen würde,
dazwischen aber, wenn auch nur eine im Vergleiche zur Periode kurze Zeit lang
zu Null absinkt. Zweitens ist es denkbar, dass die Folarisation so rasch ent-
steht und vergeht, dass sie bei jeder Stromumkehr durch den Unterbrecher ihren
vollen Werth erreicht (im Gegensatz zur Polarisation in Elektrolyten).
V. Ueber die Elektricitát der Flamme. Die Elektricitátserregung beim
Contacte von Gasen und glühenden Kórpern.
1) Durch eine Reihe der mannigfaltigsten Versuche ist nachgewiesen worden,
dass Flammen die Quelle elektromotorischer Krüfte bilden kónnen. Alle nennens-
werthen Arbeiten, welche sich die Untersuchung dieser Flammenelektricitit zum
Ziel genommen haben, sind unten citirt. Es ist dagegen unmóglich, an dieser
Stelle jene Versuche ausführlicher zu schildern; ich begnüge mich damit, einige
der Grundversuche anzuführen. Es ist dieses Verfahren um so mehr am Platze
als die Beobachtungen verschiedener Forscher sich mehrfach direkt widersprechen:
Wir dürfen nicht behaupten, dass die complicirten Vorgánge uns vollkommen
verständlich sind.
VOLTA, Philos. Transactions 1782; Rızss, Elektricitätslehre Bd. 2, pag. 957.
BECQUEREL, Ann. de chim. et de phys. Bd. 27, pag. 14. 1824; PoGG. Ann. 2, pag. 202.
1824.
POUILLET, Ann. de chim. et de phys. Bd. 35, pag. 401. 1827; PoGG. Ann. 11, pag. 417. 1827.
BECQUEREL, PocGc. Ann. II, pag. 437. 1827.
HENRICI, POGG. Ann. 79, pag. 476. 1850.
ANDREWS, Phil. Mag. (3) 9, pag. 176. 1836; PoGG. 43, pag. 310. 1838.
HANKEL, POGG. Ann. 81, pag. 213. 1850; 108, pag. 146. 1859.
Burr, Ann, der Chemie und Pharmacie 80, pag. 1. 1851; 90, pag. 1. 1854.
Grove, Phil. Mag. (4) 7, pag. 47. 1854; 8, pag. 403. 1854.
MATTEUCCI, Phil. Mag. (4) 8, pag. 309. 1854.
BRAUN, PoGG. Ann, 154, pag. 481. 1875; WiED. Ann. 3, pag. 436. 1878.
HERWIG, WIED. Ann. I, pag. 516. 1877.
Horrz, CARL's Repertorium 17, pag. 269. 1881,
KoLLERT, WIED. Ann. 21, pag. 244. 1884; 22, pag. 456. 1884.
ELSTER und GEITEL, WIED. Ann. 16, pag. 193. 1882; 22, pag. 123. 1884.
2) a) Giesst man Alkohol in eine isolirte Kupferschale und entziindet ihn,
so wird die Schale positiv elektrisch (BECQUEREL).
b) Die untere Platte eines VorTA'schen Condensators liegt an Erde; die
obere trägt einen mit Wasser gefüllten Napf aus Holz oder Porzellan. Die Ober
fláche des Napfes leitet in Folge der Wasserhaut. Ein Platinstreifen ist quer
über den Napf gelegt, so dass das eine Ende überragt; sobald dieses mit einer
Spirituslampe, Wasserstofflamme, Lóthrohrflamme auf Rothgluth gebracht wird,
wird der Streifen negativ, bei niedrigerer Temperatur positiv. In beiden Fällen
erhält die Flamme die entgegengesetzte Elektricität. Bringt man in die Flamme
zwei Metallstücke gleicher Art, aber verschiedener Dicke, so ist zwischen ihnen
eine Potenzialdifferenz nachweisbar (BECQUEREL).
c) Ein Kohlenstab ist senkrecht unter einer Messingplatte aufgestellt in
6—8 cm Entfernung. Die Messingplatte steht in Verbindung mit der einen Platte
eines Condensators. Wird die Kohle abgeleitet und an der Spitze entzündet, so