Der Lichtbogen. 353
Luft, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Kohlensäure. Den Quotienten E eon Ent-
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ladungspotential und Funkenlinge betrachtet Worr als Maass für den Widerstand
gegen die Funkenentladung. Für Drucke zwischen 1 und 5 Atmospháren ist bei
Luft, O, N, CO, das Potential 7 dem Druck proportional, bei H sogar zwischen
1 und 9 Atmosphären.
5) Funkenentladungen des Induktoriums.
Zwischen den mit den Enden der sekundären Spirale verbundenen Elektroden
gehen in den meisten Fällen nur die dem Oeffnungsstrom entsprechenden Funken
über, weil er erheblich grössere elektromotorische Kraft besitzt als der Schliessungs-
strom. Ein in die Funkenbahn eingeschaltetes Wasser-Voltameter wird daher
ganz dhnlich polarisirt wie durch einen constanten, mit dem Oeffnungsstrom
gleichgerichteten Strom.
6) Oeffnungsfunken haben verschiedene Färbung je nach den Metallen,
zwischen denen sie übergehen. Kupferdrähte geben grünliche, Zinkstäbe bläu-
liche Oeffnungsfunken. Bei Eisenelektroden sprühen die Funken intensiv. Sie
sind besonders kräftig und stark grün gefärbt, wenn die Unterbrechung zwischen
Quecksilber und Quecksilber geschieht,
VII. Der Lichtbogen.
1) Entstehung und dussere Erscheinung des Lichtbogens.
Stehen einander bei gewöhnlicher Temperatur zwei metallische Leiter in
einem Abstande von einigen Millimetern gegenüber und werden beide Leiter auf
verschiedenes Potential gebracht durch Verbindung mit den Polen einer Strom-
quelle, so kann im Allgemeinen diese Potentialdifferenz sich nicht durch die
Luftschicht zwischen den Elektroden ausgleichen. Erst wenn die elektromoto-
rische Kraft der Stromquelle sehr gross wird, tritt der »Schliessungsfunken«
auf. So erhielt GassioT )) mit Hülfe einer Säule von 3250 Elementen Cu | H,O | Zn
bei einem Elektrodenabstand von 0:25 bis 0:51 zz eine continuirliche Reihe von
Funken. Die Sáule HrrroRFs?) von 400 Chromsáureelementen gab bei einem
Abstande von 0056 mm Schliessungsfunken.
Stellt man dagegen zunächst Contakt zwischen den Leitern her, so dass also
der elektrische Strom zu Stande kommt, und entfernt man sie dann von ein-
ander, so tritt ein Funke schon bei geringen elektromotorischen Kräften auf, der
»Oeffnungsfunken«. Mit dem Oeffnungsfunken hórt aber im Allgemeinen auch
der Uebergang der Elektricitit zwischen beiden Elektroden auf. Nur wenn ein-
mal der Abstand der Leiter an der Unterbrechungsstelle richtig gewählt wird
und wenn zweitens die Elektricitàát den Elektroden rasch und in grosser Menge
zugeführt wird, tritt eine dauernde elektrische Strómung ein, der Lichtbogen.
Ein solcher Lichtbogen lisst sich mit den verschiedenartigsten Elektroden
herstellen. Da aber bisher genauere Untersuchungen nur mit zugespitzten Kohlen-
elektroden ausgeführt worden sind, soll fiir die erste Orientirung das Aussehen
des Kohlenlichtbogens charakterisirt werden.
2) Als Stromquelle wollen wir eine Sáule von 40 BuwsEN'schen Elementen
oder eine Gleichstromdynamomaschine von mindestens 50 Volts Klemmspannung
voraussetzen. Wir wollen die Kohle, welche mit dem positiven Pol der Strom-
quelle in Verbindung steht, die positive, die zweite Kohle die negative nennen.
1) GassıoT, Phil. Mag. 25, pag. 290. 1844.
7) HirTORF, PocG. Jubelb., pag. 440. 1874.
WINKELMANN, Physik. Ill, 23