Einfluss des Lichtes auf elektrische Erscheinungen, 369
gativen, 48 Volts bei Erwärmung der positiven Kohle, 35 Volts, wenn beide
Elektroden abgekühlt wurden. Entsprechend gaben Platinelektroden bei der-
selben Bogenlänge eine Spannung von 35 Volts normal; durch Abkühlung beider
Elektroden sinkt sie auf 26. Alle Versuche sind mit 5 Ampere ausgeführt.
ViLLARI") zeigte, dass bei Kohlenelektroden der horizontale Bogen kürzer ist als
der vertikale; bei vertikalen Kohlen ist der Bogen länger, wenn die obere Kohle
positiv ist, die untere negativ, als bei der entgegengesetzten Stromrichtung.
16) Lichtbogen in verdünnter Luft und in anderen Gasen.
Die Kohlenelektroden werden auch im Vacuum zerstäubt; die Zerstäubung
ist also jedenfalls nicht allein durch den Verbrennungsprocess bedingt. Bei nor-
malem Druck ist die Bogenlänge am kleinsten in Wasserstoff; dann kommt
Leuchtgas, Kohlensäure, Luft. Mit abnehmendem Gasdruck wird der Bogen
länger. In Wasserstoff ist die Leuchtkraft des Bogens viel geringer als in den
übrigen Gasen." Platinelektroden verhalten sich ähnlich. Mit wachsender Ver-
dünnung der Luft nimmt die Temperaturdifterenz der Kohlenelektroden ab;3) auch
in H und N ist der Temperaturunterschied zwischen Anode und Kathode nicht
so ausgeprägt als in Luft.
16) Beeinflussung des Lichtbogens durch magnetische Kräfte. Der Licht-
bogen verhält sich nach Davv*) und CASSELMANN?) magnetischen Kráften gegen-
über genau so wie ein gleichgeformter beweglicher metallischer Leiter. Er wird
abgelenkt durch genáherte Magnete, durch den Erdmagnetismus, kann in continuir-
liche Rotation versetzt werden. In neuerer Zeit ist mehrfach vorgeschlagen
worden, den Lichtbogen zum Schweissen von Metallstücken zu verwenden und
durch magnetische Kráfte auf die richtige Stelle zu lenken.5)
VII. Ueber den Einfluss des Lichtes auf elektrische Erscheinungen.
1 Beeinflussung der Funkenbildung.
HERTZ") hat zuerst einen Einfluss des Lichtes auf die Funkenbildung kon-
statirt. Ein Inductorium erzeugte gleichzeitig zwei Funken, den Unterbrechungs-
funken im primären Kreise und den Funken zwischen den in geeignetem Ab-
stande befindlichen Elektroden im sekundären Kreise. Der Versuch zeigt, dass
die maximale Länge des sekundären Funkens erheblich kleiner ist, wenn ein
metallisches Gehäuse ihn umschliesst. Da auch Nichtleiter, wie Glas, Paraffin,
Hartgummi den gleichen Einfluss ausüben, sobald sie zwischen beide Funken
eingeschaltet werden, kann die Ursache nicht in einer elektrostatischen oder
elektrodynamischen Schutzwirkung bestehen. Es lässt sich vielmehr nachweisen,
dass das ultraviolette Licht, wie es in reichem Maasse von dem primären Funken
ausgesandt wird, die Funkenbildung befórdert. Noch wirksamer ist daher das
Licht einer Magnesiumlampe oder eines Lichtbogens wegen ihres Reichthums
an kurzwelligen Strahlen. Das Licht wirkt nach HkRTz hauptsächlich auf den
negativen Pol des Funkens, die Beschattung der Anode dagegen ist ziemlich
gleichgültig. Mit abnehmendem Luftdruck wächst die Beeinflussung des Funkens
durch Belichtung. Die späteren Beobachter haben diese Resultate in mancher
I) ViLLARI, Rend. R. Acc, dei Lincei 5 I, pag. 730. 1889.
?) VILLARI, Rend. R. Acc. dei Lincei. Bd. 5 I, pag. 730. 1889.
3) STENGER, WIED, Ann. 25, pag. 31. 1885.
*) Davy, Phil. Trans. 2, pag. 427. 1821.
3) CASSELMANN, PoGG. Ann. 63, pag. 588. 1844.
6) UPPENBORN, Elekt. Zeitschr. 1890, pag. 553.
1) HERTZ, WIED. Ann. 31, pag. 983. 1887.
WINKELMANN, Physik. III. 24