Full text: Handbuch der Physik (Dritter Band, erste Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
376 Die Elektricitätsleitung der Gase. 
Dabei ist ein Abstand von 10 mm zwischen Funken und belichteter Platte vor- 
ausgesetzt. Wird dieser Abstand grósser, so nimmt der Strom immer mehr ab, 
welcher der Belichtung der positiven Platte entspricht und wird schliesslich un- 
messbar. Quarz absorbirt die Strahlen stärker, welche im letztgenannten Falle 
thätig sind; es scheinen hier also vorwiegend stärker brechbare Strahlen — 
welche von Quarz und Luft merklich absorbirt werden — zu Wirken, als wenn 
die negative Platte belichtet wird. 
7) Ueber den hemmenden Einfluss des Magnetismus auf licht- 
elektrische Entladungen. 
Wie ELSTER und GEITEL!) nachgewiesen haben, wird in verdünntem Gase 
der Austritt negativer Elektricität aus einer belichteten Fläche (s. unter 3) im 
magnetischen Felde gehemmt. Der Versuch gelingt mit negativen Elektroden 
aus amalgamirtem Zink oder frisch geglühtem Platin in verdünnter Luft, Kohlen- 
säure, Wasserstoff, Sauerstoff in Funkenlicht, sowie Tageslicht. 
IX. Theorie der Gasentladungen. 
1) Um die Erscheinungen mannigfaltiger Art zu erklären, welche wir als 
Entladungen durch Gasstrecken oder als elektrische Leitung in Gasen bezeichnen, 
sind im Wesentlichen die folgenden Hypothesen aufgestellt worden. Entweder 
nimmt man an, dass die Elektricität nur bewegt wird dadurch, dass 
die Materie, auf der sie sich befindet, ihren Ort wechselt. Wir wollen 
diese Anschauung als Convectionstheorie schlechthin bezeichnen. Wenn 
wir im Speciellen als die Träger der Elektricität, welche den Transport ausführen, 
die Gasmolekeln oder Theilchen fester und flüssiger Körper ansehen, 
wollen wir die Theore reine Convectionstheorie nennen. Die Theorie 
dagegen, welche in vollkommener Analogie zur Elektricitátsleitung der Elektro- 
lyte, die Annahme macht, dass die Ueberführung der Elektricität durch Ionen 
geschieht, mag Dissociationstheorie heissen. Endlich ist mit Erfolg der 
Versuch unternommen worden, eine Reihe von Erscheinungen, welche zu den 
elektrischen Vorgängen in Gasen gehören, zum Lichtäther in Beziehung zu setzen. 
Es ist zur Zeit, meiner Ansicht nach, eine völlig ausreichende Erklärung 
aller einschlägigen Beobachtungen nach den genannten Hypothesen nicht mög- 
lich. Ich will versuchen, alle Argumente für und wider übersichtlich zusammen- 
zustellen. 
A. Reine Convectionstheorie. 
2) G. WIEDEMANN und R.RUHLMANN?) haben zuerst die Convectionshypothese 
aufgestellt. Nach ihnen sollte die Entladung in verdiinnten Gasen durch die 
von den Elektroden abgeschleuderten, mit Elektricitit geladenen Gas-Molekeln 
bedingt sein; beim Zusammentreffen mit andern Molekeln sollte ein Austausch 
der Ladung móglich sein. PuLuv?) sah als Trüger der convektiven Uebertragung 
die von den Elektroden losgerissenen Theilchen an, CROOKES*), sowie SPOTTIS- 
WOODE und MoULTONS) neigten der Ansicht von WIEDEMANN und RÜHLMANN zu. 
3) Gegen eine solche convektive Elektricititsleitung in verdünnten Gasen 
sprechen indess eine ganze Reihe von sicher beobachteten Thatsachen. 
I) ELSTER und GEITEL, WIED. Ann. 4I, pag. 166. 1890. 
7) G. WIEDEMANN und R. RÜHLMANN, PoGG. Ann. 145, pag. 394. 1872. 
3) PULNY, Wien. Ber. 81, pag. 871. 1880. 
#) CROOKES, Phil. Trans. 1879, part. I, pag. 135. 
9) SPOTTISWOODE und MOULTON, Phil. Trans. 1880, part. I, pag. 580.
	        
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