Wanderung der Ionen, 449
tionen, links ebenso 10 Moleküle. Nun wandern die Moleküle so, dass das
Kation immer 3 des Abstandes zurücklegt, während das Anion l zurücklegt. In
der Mitte der Lósung sind nur ganze Moleküle vorhanden, an den Elektroden
scheiden sich die Ionen successive aus, und man sieht in den einzelnen Horizontal-
reihen immer mehr Ionen ausgeschieden. Nehmen wir die letzte Horizontalreihe,
so sind rechts 6 Kationen, links 6 Anionen ausgeschieden. Zugleich sehen wir,
dass im Ganzen rechts 12 Kationen vorhanden sind und nur 6 Anionen. Es hat
sich also die Zahl der Kationen links gegen den Anfang um 4 vermehrt, die der
Anionen um 2 vermindert. Nehmen wir wieder die Zahl der ausgeschiedenen
Ionen (hier 6) als 1 Aequivalent, so ist im Ganzen die Flüssigkeit um die Ka-
thode in Bezug auf das Kation um 2 Aequivalente reicher, in Bezug auf das
Anion um à Aequivalent ármer, und umgekehrt ist es an der Anode. Die Zahlen
der Aequivalente, um welche die Flüssigkeit in der Reihe der einen oder andern
Elektrode in Bezug auf das Kation oder Anion reicher resp. drmer ist, stehen
also in demselben Verhältniss, wie die Wanderungsgeschwindigkeiten
der Ionen. Allgemein, legt das eine Ion 1 des Weges zurück, das andre 223
so wird die Seite der Flüssigkeit, an welcher das erstere auftritt, nach der Elektro-
1 : n— 1
lyse Aequivalent von dem ersten mehr und ———- Aequivalent von dem andern
n
weniger haben, die andere Seite wird i von dem zweiten mehr und ad von
dem ersten weniger haben. Die Geschwindigkeit der beiden Ionen stehen in
dem Verhältniss od ‚x =—n— |, resp. 1, gd = rt
? 7 N 2 n— 1
Wenn man daher, und das ist der Gedankengang von Hırrorr!), die Lösung
um die Anode und Kathode vor der Elektrolyse und nach derselben chemisch
analysirt, so findet man direkt, wenn man noch die ausgeschiedenen Mengen in
Betracht zieht, die Zahl der Aequivalente, um welche das Anion oder Kation
mehr oder weniger vorhanden ist, und daher die Zahl z, und daher das Verhält-
niss der Geschwindigkeiten der Ionen, wobei dann der Versuch zu entscheiden
hat, ob diese Geschwindigkeiten gleich oder ungleich sind. Im Allgemeinen sind
sie ungleich.
Diese Ueberführung der Ionen versuchte zuerst FARADAY?) experimentell zu
bestimmen, dann DawigLL und MiLLER?) PourtLErS), SwEE?) G. WIEDEMANN?),
aber erst HITTORF gelangte zu exakten Messungen. Es ist dabei noch folgendes
zu erwáhnen.
Aus der Thatsache, dass die Lósung um die Kathode mehr von dem Kation
und weniger von dem Anion enthält, folgt nicht, dass die Lösung um die Ka-
thode concentrirter wird. Sondern, wenn das Metall sich ausscheidet, muss sie
sogar verdünnter werden. Eine Lösung, die vorher z. B. im Liter 100 Moleküle
CuSO,, also 100 Aequivalente Kupfer und 100 Schwefelsäure gezeigt hat, hat
1) Hrrror, Pocc. Ann. 89, pag. 177. 1853, 98, pag. 1. 1856, 103, pag. I. 1858, 106,
pag. 337. 1855.
7) FARADAY, Exp. Res. No. 525—530.
3) DANIELL u. MILLER, PoGG. Ann. 64, pag. 18. 1845.
^) POUILLET, POGG, Ann. 65, pag. 474. 1845.
5) SMEE, PoGG. Ann. 65, pag. 473. 1845.
6) G. WIEDEMANN, PoGG. Ann. 99, pag. 177. 1851.
WiINKELMANN, Physik, III, 29
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