Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
472 Elektrolyse. 
Ionen zum Theil an den Elektroden, zum Theil an den Grenzflächen der ver- 
schiedenen Flüssigkeiten ausscheiden.!) 
Eigenthümliche elektrolytische Erscheinungen werden beobachtet, wenn 
der Strom durch eine Lösung geht, die zum Theil in capillaren Rissen oder 
Sprüngen enthalten ist. Dann scheiden sich nämlich die Ionen an den Enden 
des capillaren Risses aus.”) 
Davon verschieden sind andere, ähnliche Erscheinungen, welche BRAUN als 
elektrostenolytische bezeichnet und vielfach untersucht hat. Es muss in Bezug 
auf diese auf die Originalarbeiten verwiesen werden?). 
B. Specielle Elektrolyse. 
Im Folgenden sollen kurz die speciellen Resultate angegeben werden, 
welche bei der Elektrolyse verschiedener Substanzen gefunden wurden, wobei 
die sekundären, rein chemischen Vorgänge eine Hauptrolle spielen. Die Lite- 
ratur ist bis zum Jahre 1883 vollständig in WIEDEMANN’s Elektricität II, zusammen- 
gestellt und systematisch verarbeitet, aus welchem Werke die meisten Angaben 
bis zum Jahre 1883 entnommen sind. Der ganze sehr umfangreiche Stoff ist in 
3 Abschnitten behandelt. 
I. Specielle Elektrolyse sehr verdünnter Lösungen von Salzen und 
Säuren (kurz Elektrolyse des Wassers genannt.) 
II. Specielle Elektrolyse geschmolzener und gelöster Körper. Die 
Resultate sind hierbei nach der Reihenfolge der Elemente und zwar hauptsäch- 
lich der Metalle angegeben, wobei sowohl die specielle Eigenthümlichkeit bei 
der Eiektrolyse eines Salzes mit diesem Metall, als auch die etwaigen speciellen 
Eigenthümlichkeiten von Elektroden aus diesem Metall unter dem betreffenden 
Stichwort stehen. 
III. Specielle Elektrolyse organischer Verbindungen. Für diese ist 
nur die Literatur bis zur neuesten Zeit zusammengestellt, da der Gegenstand 
überwiegend chemisches Interesse besitzt. 
I. Specielle Elektrolyse sehr verdünnter Lósungen von Salzen und 
Sáuren in Wasser (Elektrolyse des Wassers). 
Da reines Wasser den Strom nicht leitet, so ist es selbst nicht elektrolysirbar. 
Die Leitungsfähigkeit des gewöhnlichen Wassers und selbst des sorgfältig ge- 
reinigten beruht darauf, dass es Spuren von Salzen und Säuren aufgelöst ent- 
hält, was man daraus schliesst, dass eben das Wasser um so schlechter leitet, 
je sorgfältiger man es von diesen Spuren aufgelösten Stoffes befreit hat. Ge- 
wöhnliches Wasser und ebenso absichtlich etwas angesäuertes Wasser leitet elek- 
trolytisch und es treten an den Elektroden Wasserstoff und Sauerstoff auf, woraus 
lange geschlossen wurde, dass das Wasser eben selbst durch den Strom zersetzt 
wird. Diese Zersetzung des Wassers geschieht aber nur sekundär durch die 
Ionen der gelösten Körper. Nach dem FArRADAY’schen Gesetz müssen auch die 
sekundáren Produkte der Elektrolyse, also die Gewichtsmengen des Sauerstoifs 
und Wasserstoffs im Verhiltniss ihrer Aequivalentgewichte stehen, also sich wie 
8:1 verhalten, d. h. es muss dem Volumen nach doppelt so viel Wasserstoff 
1) Literatur, s. WIEDEMANN, Elektr. II, pag. 597—606; GUBKIN, WIED. Ann. 57, pag. 114 
1887; WARREN, Chem. News 57, pag. 184. 1888. 
?) BECQUEREL, Mem. de l'Academic des sciences 32, pag. 765. 1854; 36, pag. 191. 1876. 
OsTwALD, OsTW. Zeitschr. 6, pag. 75. 1890. 
3) BRAUN, WIED. Ann. 42, pag. 450. 1891; 44, pag. 473. 1891.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.