Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
494 Elektrische Endosmose. 
auch die gewöhnliche Endosmose leicht stattfindet. Die Thatsache wurde von 
Reuss 1807 entdeckt,!) von PORRET 1816 bestitigt,?) aber erst von G. WIEDE- 
MANN 1852 genauer untersucht,?) nachdem gelegentlich die Frage von DANIELL, 
BECQUEREL und AnMsTRONG berührt wurde (s. die Citate in der angegebenen 
Arbeit von G. WIEDEMANN). 
WIEDEMANN fand zunächst qualitativ, dass sich diese Fortführung der Flüssig- 
keit in der Richtung des Stromes zeigte bei Platten aus Thon, Gyps und bei 
Blasen, und zwar waren die angewendeten Flüssigkeiten: Wasser, Kupfervitriol, 
Zinkvitriol, Lósungen von schwefelsaurem Kali und Natron, welche die Erscheinung 
schwächer zeigten als Wasser, ferner verdünnter Alkohol und auch absoluter 
Alkohol, welche sie stärker zeigten als Wasser. Verdünnte Schwefelsäure gab 
die Erscheinung nicht. 
Die messenden, quantitativen Versuche wurden mit ‘einem Apparat aus- 
geführt, der aus einem weiten Glassgefüss bestand, in dessen Innern eine 
cylindrische 'Thonzelle stand. Um die 'Thonzelle herum befand :ich aussen die 
eine (cylindrische) Elektrode, in ihr stand die zweite cylindrische Elektrode. 
An die Thonzelle war oben eine kleine tubulirte Glasglocke angekittet, 
durch deren Oeffnung ein senkrechtes Rohr mit einem horizontalen Ansatzrohr 
ging. Bei Stromdurchgang stieg die Flüssigkeit in dem senkrechten Rohr in die 
Hóhe, floss durch das Ansatzrohr seitlich aus und wurde in einem gewogenen 
Gefäss aufgefangen und gewogen. Es ergab sich als erstes Gesetz: 
I. Die Menge der in gleichen Zeiten durch den galvanischen 
Strom in den Thoncylinder hineingeführten Flüssigkeit ist der 
Intensität des Stromes direkt proportional. 
War die Stromstärke (in willkiirlichem Maass) 7, die in je } Stunde aus- 
geflossenen Mengen der Flüssigkeit zz, so ergab sich " für jede Flüssigkeit und 
jeden Thoncylinder constant. 
1) Destillirtes Wasser. 
m 
i m 7 
144 17:77 zr 1:23 
108 13:96. 1:23 
83 10.59, 1:27 
60 7'465, 1:24 
48 5:89 ..,, 1:23 
36 447  , 1:24 
29 9238. 5 1:17 
Mittel 1:28 
2) Kupfervitriollösung, (90 gz (SO,Cu + 5H,0) auf 100 g7 Lösung. 
Z m = 
148 3:30 gr 2.23 
138 3:01... 2:18 
118 2:48 ,, 2:10 
64:5 1.36 5, 2-11 
Langs Mittel 2:16 
I) REUss Mém. de la société des naturalistes à Moscou 2, pag. 327. 1800. 
?) PORRET, GILB. Ann. 66, pag. 272. 1816. 
3) G. WIEDEMANN, Pocc. Ann. 87, pag. 321. 1852.
	        
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