Full text: Handbuch der Physik (Dritter Band, erste Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
534. Die Accumulatoren. 
fand, dass die elektromotorische Kraft eines secundáren Elements, bei welchem 
die Elektroden aus Blei und die Flüssigkeit aus Schwefelsáure besteht, eine sehr 
grosse, nämlich mehr als 2 Volt ist. Um daher wirksame Accumulatoren aus 
Blei, welche einen starken Strom zu liefern fáhig würen, zu construiren, kam es 
zunüchst darauf an, denselben geringen innern Widerstand und den Platten sehr 
grosse wirksame Oberfläche zu geben. Nach einigen andern Versuchen stellte 
PLANTE deshalb seine Elemente in der Weise her, dass er zwei dünne Bleiplatten 
nahm, diese durch zwei Kautschukstreifen von ungefähr ı cm Breite und j cm 
Dicke trennte, und das ganze System spiralig zusammenrollte, so dass es zwei 
in éinànder stehende spiralige Elektroden bildete. Nach dem Zusammenrollen 
wurden die beiden Spiralen durch Querstücke aus Guttapercha zusammengehalten. 
An jeder Elektrode befindet sich noch ein Bleistreifen zur Stromzuführung. Die 
Elektroden wurden dann in ein Glasgefáss gesetzt, welches mit verdünnter 
Schwefelsäure (+) gefüllt war. Der chemische Vorgang, der im Allgemeinen 
bei der Ladung eines solchen Elements vor sich geht, ist der, dass die Schwefel- 
säure durch den Strom an der Kathode H, an der Anode O abgiebt. Letzterer 
oxydirt die Bleiplatte zu Bleisuperoxyd, während erstere an der Bleiplatte sich 
anlagert, resp., wenn diese von der vorhergehenden Entladung oxydirt ist, sie 
reducirt. Schliesst man den Accumulator, so wird an der mit Bleisuperoxyd be- 
deckten Platte Wasserstoff reducirt und diese zu Bleioxyd verwandelt, während 
zugleich die andre Platte durch Oxydation des Wasserstoffs rein, resp. zu 
Bleioxyd wird. Nach der ersten Ladung und Entladung ist daher die Oberfläche 
der beiden Metalle bereits etwas verändert, sie besteht aus oxydirtem Blei, resp, 
reducirtem Bleisuperoxyd. Wenn man nun dieselbe Oxydation zum zweiten 
Mal wiederholt, so findet der Sauerstoff schon etwas aufgelockerte Schichten von 
Blei vor und kann tiefer in die Elektrode eindringen und daher mehr Blei in 
Superoxyd verwandeln, so dass das Element auch bei der Entladung einen länger 
dauernden Strom abgeben kann. 
Diese letztere Eigenschaft der Bleiplatten, die PLANTE bemerkte, führte ihn 
dazu, seine Elemente durch eine lange dauernde Behandlung zu formiren. Ein 
solches Secundärelement wird lange Zeit, Monate lang, abwechselnd geladen 
und entladen, auch wohl in umgekehrter Richtung geladen und entladen. Bei 
jedem solchen Process dringt der oxydirende Sauerstoff tiefer in die Elektroden 
ein und es bildet sich daher bei der Reduction durch den Wasserstoff eine immer 
gróssere Schicht schwammigen Bleis, welches nun bei jeder neuen Ladung 
den Sauerstoff leicht aufnimmt und sich ganz in Superoxyd verwandelt. Wenn 
das geschehen ist, dann tritt bei weiterer Ladung der Sauerstoff gasfórmig an 
der Anode auf, zur Anzeige, dass die weitere Ladung nicht mehr aufgespeichert 
wurde. 
Nach diesem Verfahren stellte PLANTE sehr wirksame Accumulatoren her 
und verwendete sie zu einer Reihe von physikalischen Versuchen, ohne dass er 
sie jedoch eigentlich technisch verwendete. Die lange Präparation der Elemente 
war der technischen Benutzung im Wege. 
Diese Präparation lehrte 1880 FAURE!) abzukürzen und zugleich den Ele- 
menten bei gleichem Elektrodengewicht eine viel grôssere Capacität zu geben, 
dadurch, dass er die Elektroden schon vor der Ladung mit einer Schicht von 
Bleisalzen oder Bleioxyden umgab, welche direkt bei der Reduktion das Blei in 
der schwammigen, porösen Form abscheiden liessen, wie sie zur Erzeugung einer 
1) Das deutsche Patent ist vom 8. Febr. 1881.
	        
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