68 Eigenschaften der Dielektrika.
auf die Vertheilung ausübe, wurde diese neue Eigenschaft der Isolatoren doch
erst gründlich untersucht und auf zahlenmàássige Angaben zurückgeführt, als
FaRADAY!) diese Frage aufnahm. FARADAY bezeichnete die Eigenschaft der Iso-
latoren, elektrische Wirkungen durch sich hindurch zu lassen, als dielektrische
Eigenschaft derselben, und die Isolatoren selbst als Dielektrika.
Die Frage, welche sich FARADAY stellte, formulirte er folgendermaassen: Ge-
setzt 4 sei eine in der Luft aufgehängte elektrisirte Metallplatte, ./ und C seien
zwei gleich grosse, in gleichem Abstand von 4 aufgehángte, zur Erde abgeleitete
Platten, so wird 4 auf 7 und C in gleicher Weise influenzirend wirken. Die
Elektricitätsmengen auf 7 und C werden die gleichen sein. Wenn nun bei dieser
Stellung der Platten zwischen 44 und C statt Luft ein anderes Dielektrikum, z. B.
Schellack gebracht wird, wird dann die Influenz zwischen ihnen dieselbe bleiben,
wird C noch dieselbe Elektricititsmenge durch Influenz erhalten, wie B?
Um diese Frage zu entscheiden, wendete FARADAY zwei kugelfórmige Con-
densatoren an, von denen der eine Luft als Zwischenschicht zwischen den Kugelflá-
chen enthielt, wàhrend in dem andern die untere Hálfte des Zwischenraums durch
eine Halbkugel aus Schellack ersetzt werden konnte. Wenn beide Apparate
Luft als Zwischenmedium enthielten, so theilte sich eine Ladung, die dem einen
ertheilt wurde, in solcher Weise zwischen ihnen, dass beide gleichviel Elektricitát
enthielten. Dies wurde durch den Ausschlag eines Elektroskops erkannt. Ent-
hielt aber der erste Apparat Schellack statt Luft, und wurde der zweite ge-
laden und diese Ladung dann zwischen ihm und dem ersten getheilt, so bekam
der Schellackcondensator eine weit gróssere Ladung. Setzte man die Capacitit
des Luftcondensators gleich 1, so war die des Schellackcondensators — 1:55.
Wurde der Schellackcondensator zuerst geladen und seine Ladung mit dem
Luftcondensator getheilt, so enthielten nach der Theilung beide mehr Ladung
als im umgekehrten Falle (weil nämlich der Schellackcondensator mehr Elektri-
cität aufgenommen hatte), und es ergab sich die Capacitát des Schellackconden-
sators = 1:47 von der des Luftcondensators. Aus zwei anderen áhnlichen Ver-
suchen ergaben sich noch die Zahlen 1:50 und 1:49 für dasselbe Verháltniss der
Capacitáten, so dass im Mittel 1:50 als das Verháültniss der Capacitát des
Schellackcondensators (wobei aber nur die eine Hälfte des Zwischenraumes mit
Schellack gefüllt war) zu der des Luftcondensators genommen werden konnte.
In derselben Weise bestimmte dann Fanapav die dielektrischen Eigen-
schaften anderer Kórper. Er bezeichnete die so gefundenen Zahlen als die speci-
fische induktive Capacitát der Substanzen, ein Ausdruck, der in England
noch gebräuchlich ist, während man in Deutschland diese Zahlen als Dielektri-
citätsconstanten bezeichnet. Unter der Dielektricitätsconstante einer Substanz
versteht man speciell das Verhältniss der Capacitäten eines Condensators, wenn
er einmal die Substanz, das andere Mal die Luft als Zwischenmedium erhält. Es
ist dabei zu bemerken, dass die Zahlen von FARADAY nicht die eigentlichen
Dielektricitätsconstanten sind, sondern auf diese reducirt werden müssen, weil der
Zwischenraum zwischen den Kugeln eben nicht ganz mit den dielektrischen
Körpern ausgefüllt war und dass zweitens diese Zahlen nicht sehr genau sind,
weil die Dielektrica die Metallfläche berührten, was Complikationen hervorbringt.
Berechnet man die eigentlichen Dielektricitätsconstanten aus diesen Versuchen,
so erhält man für
) FARADAY, Experimental Researches, XI. Reihe 1252 ff. 1837. Deutsche Ausgabe von
KALISCHER, Bd. I, pag. 354 ff.