Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 1. Abtheilung)

Dielektricititsconstanten von Krystallen. 79 
kunde 6090 mal zu wechseln. Die dielektrische Polarisation stellt sich momentan 
ein, während die Leitung Zeit braucht, um den Krystall zu elektrisiren. Bei 
so raschem Stromwechsel ist daher nur die Wirkung der dielektrischen Polari- 
sation zu beobachten. 
Eine Kalkspathplatte stellte sich bei constanter Ladung der Condensator- 
platten so, dass ihre optische Axe den Kraftlinien parallel war, dagegen bei rasch 
wechselnder Ladung, bei der also nur die dielektrische Polarisation wirkt so, 
dass die optische Axe senkrecht zu den Kraftlinien stand. Es steht mithin hier, 
wenn die erste Einstellung durch die Leitung hervorgebracht wird, die Richtung 
der grössten dielektrischen Polarisation senkrecht auf der Richtung der besten 
Leitung. Um die Grösse der Polarisation nach verschiedenen Richtungen zu 
messen, stellte RooT Schwingungsversuche an und zwar mit Platten, Linsen oder 
Kugeln aus Turmalin, Topas, Quarz, Arragonit, Kalkspath und Schwefel. 
Es zeigte sich, dass immer diejenige Richtung des Krystalls, in welcher die 
kleinste optische Elasticitát herrscht, sich axial stellt, dass also in dieser Rich- 
tung die grósste Dielektricititsconstante besteht. Da nach MaxwkLL die Dielek- 
tricitátsconstante der elektrischen Elasticitát umgekehrt proportional ist (s. oben 
pag. 70), so fillt also die elektrische mit der optischen Elasticitit im Krystall 
zusammen. Diese Richtung der gróssten Dielektricititsconstante bezeichnet Roor 
als die Maximumrichtung. Bezeichnet man die Schwingungsdauer einer Krystall- 
platte mit 7;, wenn die Maximumrichtung in die Richtung des Aufhángefadens 
fällt, und mit 7;, wenn sie senkrecht dazu liegt, so ergaben sich folgende Werthe 
7; 
von FE . : 
Krystall 5 | Krystall 5 
Arragonitscheibe I. . 1-0882 | Kalkspathlinse . . . 1-0330 
Arragonitscheibe II. . 1-0800 | SchwefelkugelI. . . ‘13880 
Arragonitlinse . . . 10817 | Schwefelkugel II. . . 11377 
Kalkspathscheibe . . 10247 | 
Bestimmt man die optischen Brechungsindices für die Hauptrichtungen der 
Krystalle und vergleicht man das Verhältniss ihrer Quadrate mit dem Verhältniss 
der entsprechenden Dielektricitätsconstanten, welches aus den Werthen 7 zu ent 
x 
nehmen ist, so findet man keine Uebereinstimmung. Das MaxweLL’sche Gesetz 
ist also hier quantitativ nicht bestätigt, wohl aber qualitativ. 
Weitere Versuche hat BoLTZMANN!) angestellt nach der Methode der An- 
ziehung, die oben (pag. 73) angeführt wurde. Er benutzte Kugeln aus der 
rhombischen Modifikation des Schwefels. Es kam bei diesen auch bei lüngerer 
Einwirkung der elektrischen Kraft eine Leitung nicht zum Vorschein, so dass 
der Schwefel nur dielektrisch polarisirt wurde. Die Dielektricitätsconstante war 
am gróssten in der Richtung der Halbirungslinie des spitzen Winkels zwischen 
den optischen Axen. In derselben Richtung ist der optische Brechungsindex 
am grössten. Für die grösste, mittlere und kleinste optische Axe (a, 2, c) er- 
gaben sich die Dielektricitätsconstanten 
Da = 4113, Ds = 3970, .D.= 97811. 
Die Quadrate der Brechungsindices für diese Richtungen ergaben 
na? = 4596, 4,2 — 3:886, ».2 = 3-591. 
7) BOLTZMANN, Wien. Ber. 68 (2), pag. 81. 1870; 70 (2), pag- 307. 1874; Poca, 
Ann. 153, pag. 525. 1874. 
 
	        
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