Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
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Kraft- nnd Niveaulinien. 117 
diejenige Richtung haben, in welcher gar keine Kraft der betreffenden Art, hier 
also keine magnetische Kraft wirkt, für deren Punkte also das Potential 7 den 
gleichen Werth hat; man nennt sie auch magnetische Gleichgewichts- 
linien oder Linien gleichen magnetischen Potentials 7. Diese beiden 
Liniensysteme sind in Fig. 153 dargestellt und zwar die Niveaulinien für je um 
0:04 C. G. S. Einheiten abstehende Werthe nicht von 7, sondern von V/r, wo r 
der äquatoriale Erdradius ist (nur die áusserste Curve im Norden entspricht einem 
nur um 0:03 differenten Werthe), die Zahlen bedeuten hundertel; von den Meri- 
dianen, für die es eine in der Natur der Sache begründete Auswahl nicht giebt, 
sind diejenigen gewáühlt, welche den Erdáquator in durch 20 theilbaren Längen 
östlich oder westlich von Greenwich schneiden. Es muss bemerkt werden, dass 
zwei Curvensysteme von der Bedeutung der hier vorliegenden sich bekanntlich 
überall senkrecht schneiden, wenn das in der Figur nicht überall genau der 
Fall ist, so liegt dies daran, dass die Meridiane aus der Beobachtung, resp. aus 
den Isogonen, die Niveaulinien hingegen aus der Theorie (s. w. u.) abgeleitet 
wurden. 
Diese Curven bieten nun ein sehr anschauliches Bild der Verhiltnisse dar, 
und zwar sowohl für 69 als auch für AZ. Wo die Niveaulinien horizontal, 
die Meridiane vertikal verlaufen, ist offenbar ö = 0, durch Verbindung der be- 
züglichen Punkte erhält man also wieder die agonischen Linien der Fig. 145. 
Wo die Niveaulinien von links unten nach rechts oben, die Meridiane von links 
oben nach rechts unten verlaufen, ist 8 positiv (westlich), im entgegengesetzten 
Falle negativ (Östlich). Wo die Niveaulinien dicht bei einander liegen, also am 
Aequator, ist /7 gross, wo sie weit von einander liegen, also in den Polargegen- 
den, ist 77 klein. Vor den Isogonen haben die Meridiancurven den Vorzug, 
dass sie nur in den magnetischen und nicht auch in den geographischen Polen 
zusammentreffen, und dass in Folge dessen das Bild ein einfacheres ist. Ebenso 
haben auch die Niveaulinien vor den Horizontal-Isodynamen, mit denen sie sonst 
einige Aehnlichkeit haben, den Vorzug, dass die geschlossenen Linien in der 
Nähe des Aequators wegfallen, das Bild also ebenfalls einfacher wird. Endlich 
ist darauf hinzuweisen, dass sich auch hier eine ausgezeichnete Linie vorfindet, 
nämlich diejenige Gleichgewichtslinie, fiir welche V= 0 ist, welche also die 
Erdgebiete mit positivem von den mit negativem Werthe des magnetischen Po- 
tentials von einander trennt; man kann sie Deklinations- oder Potential- 
Aequator nennen; von den übrigen magnetischen Aequatorlinien weicht sie 
nicht unwesentlich ab, am wenigsten noch vom Inklinations-Aequator. 
Besondere örtliche Erscheinungen. An vielen Stellen der Erdober- 
fläche treten anomale Werthe der erdmagnetischen Elemente, d. h. solche auf, 
welche von denen der Umgebung mehr,.als zu erwarten wäre, abweichen, und 
in Folge dessen ergeben sich eigenthümliche Anomalien im Verlaufe der im 
übrigen sanft gekrümmten isomagnetischen Linien. In den obigen Figuren zeigen 
sich solche Anomalien nur dann, wenn sie sich über grosse Gebiete erstrecken, 
z. B. die Wellen der Isodynamen 0:180 und 0:185 auf der deutschen Karte 
Fig. 152; im weiteren Sinne kónnte man natürlich selbst solche Gebilde wie die 
Deklinations-Enklave in Ost-Asien u. s. w. als Anomalien gróssten Maassstabes 
bezeichnen. Die meisten Anomalien sind relativ sehr kleinen Maassstabes, sie 
treten in jenen Karten nicht hervor, theils weil sie zu unscheinbar sind, theils 
aber, weil sie absichtlich eliminirt, die Curven also entsprechend vereinfacht 
wurden. In diesem Sinne nennt man die obigen Linien terrestrische Curven 
und stellt ihnen die magnetischen Lokalcurven gegenüber. Fig. 154, die 
     
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
    
  
   
    
    
  
  
  
  
  
  
    
    
  
  
   
    
  
   
    
    
 
	        
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