4 Magnetismus.
Stahl, nach einer bestimmten künstlichen Behandlung, die Eigenschaft, Eisen-
theilchen, die nicht zu schwer sind, anzuziehen und festzuhalten. Die Anziehung
haben also diese Körper, die man (vermuthlich wegen des zuerst in der Nähe
von Magnesia aufgefundenen Minerals) Magnete nennt, mit den elektrischen
gemein, freilich mit der Beschränkung, dass nicht alle, oder mindestens zahl-
reiche, sondern nur einige wenige Stoffe in irgendwie höherem Grade magnetisch
sein oder werden können, und dass ebenso nicht beliebige, sondern nur eiserne
und einige andere Stofftheilchen angezogen werden; dagegen unterscheiden sich
die Magnete von den elektrischen Körpern dadurch, dass sie die angezogenen
Theilchen nicht wieder abstossen, sondern, wie gesagt, festhalten. Wie man
sieht, besteht zwischen der elektrischen und der magnetischen Grundthatsache
eine gewisse Analogie, aber auch ein gewisser Gegensatz, ein Verhalten, welches
sich auch bei den weiteren Erscheinungen vielfach wiederholt und auf das jedes
Mal hinzuweisen bei seiner theoretischen Wichtigkeit von besonderem Inter-
esse ist.
Pole. Die magnetische Eigenschatt tritt nicht an allen Punkten der Ober-
fläche eines Magneten gleich stark hervor, es giebt vielmehr Stellen, wo sie sich
am stürksten áussert, wo also am meisten Eisentheilchen haften, und andererseits
Stellen, wo sie sich wenig oder gar nicht áussert, die also von Eisentheilchen
fast oder gänzlich frei bleiben. Jene Stellen grósster Wirkung heissen — vorbe-
haltlich späterer, besserer und präciserer Fassung dieses Begriffes — Pole,
diese Stellen schwächster Wirkung Indifferenzzonen oder in Fällen, wo diese
Bezeichnung passend erscheint, Aequator. Bei der Elektricität spielen die Pole,
wo sie überhaupt auftreten, nicht entfernt die wichtige Rolle wie hier. In der
grossen Mehrzahl der Fälle besitzt ein Magnet zwei Pole, deren Verbindungs-
linie dann Axe heisst, und eine Indifferenzzone; bei symmetrisch gestalteten
Körpern liegt die Indifferenzzone meist in dem mittleren Gürtel, die Pole an
entsprechenden Stellen zu beiden Seiten, und insbesondere bei stabfórmigen
Magneten, bei denen sich die Erscheinungen überhaupt am einfachsten gestalten,
liegen die Pole an den beiden Enden oder wenigstens nicht weit von ihnen.
Hier haften, wenn man den Stab in Eisenfeilicht taucht und wieder heraus-
zieht, die gróssten Mengen, nach der Mitte hin immer geringere und in der
Mitte so gut wie gar keine. Uebrigens darf die Symmetrie eines Magneten,
auch wenn sie im geometrischen Sinne vorhànden ist, nicht auch im magne-
tischen ohne weiteres angenommen werden (s. Art. Magn. Messungen).
Art der Wirkung zwischen zwei Magneten; entgegengesetzte Natur
der beiden Pole. Bei Wahl eines geeigneten Magneten erhält man bei dem
beschriebenen Versuch eine ganz symmetrische Anordnung des Feilichts. Man
könnte hieraus schliessen, dass die beiden Stabhälften ihrem magnetischen Zu-
stande nach durchaus identisch seien, und dass insbesondere von den beiden
Polen dasselbe gelte. Dass dies trotzdem in einer gewissen Hinsicht nicht der
Fall ist, zeigt sich, wenn man den magnetischen Stab auf einen andern Magnet-
stab wirken lässt, welch’ letzteren man zu diesem Zwecke beweglich anbringt,
indem man ihn entweder auf Quecksilber oder (mit Hilfe eines Schiffchens, in das
man ihn legt) auf Wasser schwimmen lässt oder aber an einem oder zwei Fäden
aufhängt. Nähert man alsdann den einen Pol des ersten Magneten einmal dem
einen, das andere Mal dem anderen Pole des freien Magneten, so beobachtet
man nur in dem einen Falle eine Anziehung, in dem anderen aber eine ebenso
grosse Abstossung, und dasselbe, nur mit vertauschten Rollen der beiden freien
Pole, findet statt, wenn man den zweiten Pol des ersten Magneten nach einander