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häufiger und auch meist stärker als in der Nacht, wobei noch zuweilen, z. B.
in München, der Gegensatz auftritt, dass am Tage die à-Stôrung mehr nach
Westen, in der Nacht mehr nach Osten erfolgt; im Sommer sind die Stórungen
meist heftiger als im Winter, und wührend der Aequinoctien und des Sommer-
Solstitiums sind sie oft am heftigsten. Zweifellos ist endlich der Parallelismus
zwischen den magnetischen Störungen und den Sonnenflecken, sie treten beide
in lljührigen Perioden háufiger resp. seltener auf, und zwar derart, dass die
magnetischen Stórungen den Sonnenflecken meist etwas nachhinken.
Theorie des Erdmagnetismus.
Die erdmagnetischen Erscheinungen regen die Frage an, was für Kräfte
man sich als ihre Ursache, und wo man sich den Sitz dieser Kräfte zu
denken habe. Was zunächst die letztere Frage betrifft, so sind zwei generelle
Möglichkeiten: jene Kräfte haben ihren Sitz ausserhalb oder innerhalb der
Erde. Dass das erstere der Fall sei, ist schon deshalb nicht anzunehmen, weil
die Erscheinungen sonst in hohem Grade von der Erddrehung abhängen müssten,
während in Wahrheit die täglichen Schwankungen nur ganz kleine Bruchtheile
der Elemente betreffen; und dann, weil bei der grossen Entfernung der Himmels-
körper die Wirkung keine so gewaltige sein könnte, wie sie thatsächlich beob-
achtet wird. Es könnten derartige Wirkungen keine direkten, sondern nur indirekte
sein, und sie können nicht die Haupterscheinungen, sondern nur deren Variabilität
berühren, wovon noch die Rede sein wird. Auch die Lufthülle, welche die
Erde umgiebt, und deren Sauerstoft allerdings magnetische Eigenschaften besitzt,
hat jedenfalls nicht entfernt die Bedeutung für unsere Theorie, welche ihr FARADAY!)
zuschrieb. Es ist also die Erde selbst als Sitz der Vorgánge, welche die beob-
achteten Erscheinungen veranlassen, anzusehen, und es fragt sich nur noch,
ob man dabei an die Oberflächenschichten oder an das tiefere Innere zu
denken habe. Aus den Erscheinungen an der Erdoberfläche und über der-
selben kann man das bekanntlich nicht entscheiden, da es für diese nach
Gauss stets eine Oberflüchenvertheilung des wirkenden Agens giebt, welche
einer inneren Vertheilung äquivalent ist (vergl. Art. Magnetismus, pag. 39),
und es kann daher auch aus den oben erwühnten Messungen in verschiedenen
Hóhen nicht, wie Einige gemeint haben, auf eine grosse Tiefe der wirkenden
Massen unter der Oberfläche geschlossen werden. Die Beschaffenheit der
oberflächlichen Erdschichten aber, in denen wirksame Materialien nur sehr
schwach und überaus sporadisch vorkommen, verweist auf das Erdinnere, welches
ohnehin, nach den ermittelten Werthen der Dichte, als aus anderen, schwereren
Stoffen bestehend angesehen werden muss.
Von älteren Versuchen, den Sitz von, die erdmagnetischen Erscheinungen
quantitativ ergebenden, Magneten zu ermitteln, seien hier nur diejenigen von
ToBras MaAvER?) auf die auch HuMBOLDT wieder zurückkam, und von HANSTEEN?)
erwähnt. Jener nahm einen einzigen, wenig ausgedehnten, aber sehr kräftigen
Magneten im Mittelpunkte der Erde an, dieser deren zwei von unsymmetrischer
Lage gegenüber der Aequatorialebene; beide Annahmen vermögen nur sehr roh
die Thatsachen darzustellen, und seibst wenn sie es besser vermöchten, würden
sie doch nicht den Charakter willkürlicher Darstellungen verlieren,
1) FARADAY, Exp. Unt. üb. Elektr. Bd. 1.
2) Vergl. Biot, Traité de phys, 1816, Vol. 3, pag. 139. — AIRY, iiber den Magnetismus, pag. 78.
3) HANSTEEN, Unters. iib. den Magnetismus der Erde. Christiania 1816.