Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
  
  
Wirkungsgesetz zwischen Polen. 7 
worden, namentlich, indem die Wirkung zwischen zwei Polpaaren, also dünnen 
Magnetstäben expefimentell ermittelt und hieraus rückwärts die Wirkung zwischen 
zwei einzelnen Polen berechnet wurde (s. unten); die umfassendste Bestätigung 
aber liegt in der Thatsache, dass die gesammte, auf dieser Grundlage aufge- 
baute Theorie des Magnetismus zu Ergebnissen geführt hat, welche mit der Er- 
fahrung in Uebereinstimmung stehen. Nach dem gefundenen Grundgesetze ge- 
hört der Magnetismus ebenso wie die Gravitation, der Schall, das Licht und die 
Elektricitit zu den Erscheinungen, deren Ausbreitung in den Raum man als 
eine Vertheilung über immer grössere Flächen (daher die quadratische Abnahme) 
ansehen kann. 
Abhängigkeit von den Polstärken. Da es Magnete von sehr ver- 
schiedener Stärke des Magnetismus giebt, muss man auch den Polen verschiedene 
Stärke beilegen, und es ist offenbar, dass hiervon die Stárke der Wirkung eben- 
falls abhängen wird. In der That, lässt man verschieden starke Pole A und 5 
der Reihe nach auf einen in der Einheit des Abstandes befindlichen dritten .P 
wirken, so erhült man verschieden starke Wirkungen. Eine Beziehung zwischen 
der Grösse der Wirkung und der Polstärke kann man hieraus freilich nicht ab- 
leiten, da man wohl die beiden Wirkungen, nicht aber die beiden Polstárken, 
für welche man ein Maass sich erst noch zu verschaffen haben wird, durch ver- 
gleichbare Zahlen auszudrücken im Stande ist. Lässt man nun aber die beiden 
Pole A und B auf einen andern, ebenso wie P zu ihnen gelegenen Pol Q wirken, 
so findet man, dass das Verhültniss der beiden Wirkungen diesmal dasselbe ist, 
wie vorhin. Das Verhàltniss der Wirkungen zweier Pole 4 und B ist also für 
alle dritte Pole das gleiche, 2: 4. Nimmt man statt des Poles B einen anderen C, 
so erhält man für die Pole 4 und C ein anderes Wirkungsverháltniss, welches, auf 
denselben Zähler  reducirt, «:c genannt werden mag, für B und C wieder ein 
drittes, aber das letztgenannte Wirkungsverháltniss ist gleich dem Verhiltniss der 
beiden ersten Wirkungsverhiltnisse, es ist 2:vc. Hieraus ist zu schliessen, dass 
die Zahlen abc die Polstirken der drei Pole 4 BC beliebigen anderen Polen 
gegeniiber (wenn nur die Entfernung dieselbe ist) charakterisiren, dass man ge- 
radezu diese Zahlen als Polstärken, zunächst mit relativer Bedeutung, be- 
zeichnen und mit ihnen die Wirkungen der Pole proportional setzen kann. Man 
erhält dann den Satz: Die Kraft zwischen zwei Magnetpolen ist dem 
Produkt ihrer Polstärken direkt und dem Quadrat ihrer Entfernung 
umgekehrt proportional. In Formel, wenn %, und m, die Polstirken, » 
die Entfernung und X die Kraft ist: 
K co 
m,Mg 
  
Einheit der Polstärke. Ersetzt man diese Proportionalität durch eine 
Gleichheit, so definirt man damit die Einheit der Polstärke und gelangt damit 
von der relativen zur absoluten Bestimmung, weil für die Einheit beider Pol- 
stärken und die Einheit der Entfernung dann auch die Kraft gleich der Einheit 
wird. Die Einheit der Polstärke ist also die Stärke desjenigen Poles, welcher 
auf einen gleichen, in der Einheit der Entfernung befindlichen Pol die Einheit 
der Kraft ausübt. Dabei steht noch die Wahl der mechanischen Einheiten frei. 
Früher wühlte man nach dem Vorgange von Gauss vielfach zm als Lángen- 
einheit und mgr als Gewichtseinheit, gegenwärtig ist allgemein das cm-gr- 
sec-System (CG S-System) angenommen (vergl. auch Art. »Absolutes Maass« 
Bd. 1, pag. 28), d. h. es hat derjenige Pol die Einheit der Stärke, welcher auf 
einen gleichen, in 1 c Entfernung befindlichen, eine solche Kraft ausübt, dass 
 
	        
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