Magnetische Induction.
die Erscheinungen wesentlich andere werden; insbesondere ändert hier äuch
eine kleinere Kraft das PM, selbst wenn es sehr gross ist, ab, und zwar je
nach dem Werthe der Kraft in erhöhendem oder verringerndem Sinne.
WALTENHOFEN’sches Phänomen. Wie zuerst v. WALTENHOFEN!) beob-
achtete und später FRoMME?), AvERBACH?) RicHi$, PEUCKERT) u. A. náher
untersuchten, hat bei weichem Eisen die Art und Weise, wie man die Kraft zu
wirken anfangen resp. aufhóren lásst, einen oft nicht unwesentlichen Einfluss
auf den PM resp. Z'M. Unterbricht man nämlich den magnetisirenden Strom
plötzlich, so bleibt ein geringerer PM übrig, als wenn man ihn durch Ein-
schalten von Widerständen allmählich auf Null reducirt oder den Eisenstab
allmáhlich seiner Wirkung entzieht. In Fállen, in denen schon bei allmáhlicher Unter-
driickung der Kraft ein nur kleiner P7 auftritt, kann bei plótzlicher Stromunter-
brechung sogar negativer Magnetismus, die sogen. »anomale Magnetisirung«
eintreten. Diese merkwürdige Erscheinung könnte zwei verschiedene Ursachen
haben, sie könnte nämlich entweder durch die beim plötzlichen Stromöffnen
im Eisen erzeugten Inductionsströme bewirkt sein und würde alsdann ihr eigent-
liches Interesse verlieren; sie könnte aber auch molekularmagnetischer Natur
sein und würde dann, wie man sofort einsieht, zu wichtigen Folgerungen Anlass
geben. Jene Ansicht wird z. B. von G. WIEDEMANNS), diese von v. WALTEN-
HOFEN, FROMME"), AUERBACHS), EWrNG°) vertreten und durch verschiedenartige
Versuche und Erwägungen gestützt; hier sei nur zu Gunsten der letzteren Auf-
fassung darauf hingewiesen, dass in dem verwandten Gebiete der Elasticität die
analoge Erscheinung (z. B. die verschiedene Einstellung einer Federwaage nach
behutsamer und nach plötzlicher Entlastung) ebenfalls vorkommt, und dass sie
dort jedenfalls molekular-elastischer Natur ist.
Eine Verallgemeinerung des Phänomens ist -von AUERBACH im Zusammen-
hange mit seinen gleich anzuführenden Untersuchungen in den Worten ausge-
sprochen worden: Bei plötzlicher Aenderung der magnetisirenden Kraft fällt der
ihrem Endwerth entsprechende Magnetismus kleiner oder grösser aus als bei all-
mählicher Aenderung, je nachdem die Kraft verkleinert oder vergrössert wurde.
Untersuchungen von AuerBacH). Die allgemeinste Fragestellung lautet
offenbar: Wie hängt der Magnetismus von der jetzt wirkenden Kraft AJ und den
ihr vorangegangenen Kräften Æ,, Æ, . . . ab? In erster Annäherung ist hierauf
zu antworten: Der Magnetismus M setzt sich zusammen aus einem der Kraft A
entsprechenden Normalmagnetismus 7/7, und einem Nachwirkungswerthe /V, und
für den letzteren maassgebend ist diejenige unter den vorangegangenen Krátten,
auf die nur noch solche folgen, die der Grösse nach zwischen ihr und AJ liegen.
P) v. WALTENHOFEN, Wien. Ber. 48 (2), pag. 564. 1863; PoGG. Ann. 120, pag. 650.
7?) FROMME, WIED. Ann, 5, pag. 345. 1878; 13, pag. 326. 1881; 18, pag. 442. 1883; 44,
pag. 138. 189r.
3) AUERBACH, WIED. Ann. 14, pag. 308. 1881.
*) RiGHt, Compt. rend. 90, pag. 688. 1880; Mem. di Bol. (4) 1. 1880.
5) PEUCKERT, WIED. Ann. 32, pag. 291. 1887.
9) G. WIEDEMANN, D. Lehre v. d. Elektr. (3), 4, pag. 279. 1885; WiED. Ann. 37
pag. 610. 1889.
7) FROMME, zuletzt WiIED. Ann. 33, pag. 236. 1888 und 44, pag. 138. 1891.
8) AUERBACH, WIED. Ann. I4, pag. 308. 1881.
9) EwiNG, Magm. Ind. (s. ob.).
10) AUERBACH, WIED. Ann. 14, pag. 308. 1881. — Vergl. auch Encycl. Brit. 9. Ed. Art.
»Magnetism«, wo ein Auszug aus der Arbeit gegeben ist.