Zeitdauer der Induction. 183
auch bis zu einer oder einigen Minuten hinauf. Der Betrag der Nachwirkung
erreicht zuweilen einen erheblichen Bruchtheil der augenblicklichen Wirkung.
Zweitens gehört hierher die wichtige Frage, ob die Ausbreitung der
magnetischen Induction über die einzelnen Theile des Eisenkörpers Zeit, oder ge-
nauer gesagt, messbare Zeit erfordert. SiEMENS!) hat diese Frage mit Hilfe seines
Fallhammers geprüft, aber ein negatives Ergebniss erhalten. OBERBECK ?) wandte
periodische Veränderungen des Moments an und fand, dass die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit an sich sehr gross ist, durch die entstehenden Inductionsstróme
aber mehr oder weniger verkleinert wird. "TRouroN?) und TROWBRIDGE*) haben
mit Eisenringen, Wechselströmen und Telephonen gearbeitet, und in der That
Interferenzen, Phasenverschiedenheiten, Knoten und Bäuche beobachtet. Ueber
die Deutung dieser Erscheinungen kann man aber immerhin sehr verschiedener
Ansicht sein, und es werden daher erst weitere Untersuchungen Licht in die
Verhältnisse bringen ®).
Empirische Magnetisirungsformeln.
Zum Schlusse ist es erforderlich, die Ergebnisse der wichtigsten unter den-
jenigen überaus zahlreichen Untersuchungen kurz zusammenzustellen, welche — in
losem oder gar keinem Zusammenhange mit der Theorie — über die Abhängigkeit
der Magnetisirung von den bestimmenden Faktoren angestellt worden sind, und
die noch jetzt theils von historischem, theils von praktischem Interesse sind.
1). Abhängigkeit der Magnetisirung von der äusseren Kraft. Unter
Magnetisirung ist meist das magnetische Moment, eventuell die Polstärke des
Körpers, der gewöhnlich Stabform hat, verstanden; die äussere‘ Kraft Æ,
geht meist von einem Strome in einer den Körper umgebenden Spirale aus
und ist dann bis auf einen Faktor durch das Produkt aus Stromstärke und
Windungsdichte bestimmt, worauf jedoch hier nicht näher eingegangen wird
(s. Art. Elektromagnetismus); abc bedeuten im Folgenden Constanten.
LENZ und JacoB1®) setzten einfach
M = ak
was nur in dem mittleren Curvenstück annähernd richtig ist. MÜLLER, v. WALTEN-
HOFEN, Dua, Caziw, BREGUET") u. A. setzen
M = a arc tang b R,,,
eine Formel, die die Annäherung an die Sättigung wiedergiebt, für geringere
Kräfte jedoch, wie v. WALTENHOFEN gezeigt hat, der MÜLLER’schen Formel nach-
steht. LAMONT®) setzt
M — a(1-—e-£o),
wo a offenbar das Maximum von 77 ist. Rurus?) stellt die Formel
1) SiemENs, Wiss. Abh., pag. 350.
2) OBERBCK, WIED. Ann. 22, pag. 73. 1884.
3) TROUTON, Rep. Brit. Ass. Cardiff 1891.
4) TROWBRIDGE, Phil. Mag. (5) 33, pag. 374. 1892.
5) Vergl. zu diesem Gegenstande ferner mehrere Abhandlungen von PisATI, die sich aut
die Vertheilung des Magnetismus über die Láuge von Stüben beziehen und diese Vertheilung
als eine Fortpflanzungserscheinung auffassen: Rend. Acc. Linc. 6, pag. 82, 168 u. 487. 189o.
— N. Cim. 31, pag. 58. 1892. — Phys. Revue 2, pag. 3406. 1892.
6) LENZ u. JAcoBI, PoGG. Ann. 47, pag. 225. 1839.
7) J. MULLER, PoGG. Ann. 79, pag. 340. 1850. — v. WALTENHOFEN, Wien. Ber. 52,
pag. 87. 1865; WIED. Ann. 27, pag. 630. 1886; 32, pag. 133. 1887.
8) LAMoNT, Hdb. d. Magnetismus, pag. 41.
?) V. RuTH$S, Ueb. d. Magn. weicher Eisencylinder u. s. w. Dortm. 1876.