200 Magnetismus der verschiedenen Körper,
orientirt und folglich astasirt sind. Ueberhaupt spielt hier die Fadenaufhängung
eine grosse Rolle und zwar theils die einfache Fadenaufhángung, theils wie
oben die durch Vermittelung eines horizontalen Querbalkens, wobei man den
Vortheil erlangt, dass ein am Ende des Balkens angebrachter Kórper sich seit-
lich bewegen, also z. B. angezogen oder abgestossen werden kann, ohne gegen
die Schwerkraft ankümpfen zu müssen. Neben der Fadenaufhángung hat man
wohl auch die Beweglichkeit schwimmender Kórper, jedoch ohne besonderen
Erfolg, verwerthet. Als Magnete benutzt man natürlich vorzugsweise Elektro-
magnete, einmal weil sie kráftiger gebaut werden kónnen, und dann, weil die
Móglichkeit des Stromschlusses und der Stromóffnung die Beobachtung des plótz-
lichen Eintritts des magnetischen Zustandes resp. seines Verschwindens gestattet,
sodass man selbst kleine, die beiden Zustünde unterscheidende Merkmale, z. B.
Einstellungen, noch wahrnehmen kann; freilich ergiebt sich dabei zugleich die
Nothwendigkeit, die beim Strom-Oeffnen und -Schliessen in den Drihten und in
den Massen der Untersuchungskórper selbst auftretenden Inductionsstróme mit
peinlichster Sorgfalt auszuschliessen oder in Rechnung zu ziehen, was namentlich
in älterer Zeit nicht immer geschehen ist und bei manchen Anordnungen gar
nicht geschehen kann. Unter den Formen der Magnete werden ihrer kräftigen
Wirkung halber hauptsächlich de: Hufeisenmagnet und der RUHMKORFF'sche
(pag. 164) benutzt; letzterer hat den Vortheil noch grósserer Stürke und gerad-
linig zwischen den Polen verlaufender Kraftlinien, ersterer den Vortheil, dass seine
Polflchen in eine horizontale Ebene gebracht werden kónnen, auf welcher man
bequem experimentiren kann. Ist schon bei diesen Apparaten die Wirkung durch
Anwendung zweier entgegengesetzten Pole verdoppelt, so gilt dies in noch
höherem Maasse bei einem besonders von TvwpALL!) benutzten Apparate, bei
dem sich entweder zwei entgegengesetzte Pole windschief gegenüber stehen oder
deren gar vier benutzt werden. Ein áhnliches Princip combinirt mit einer Art
von Multiplicationsverfahren liegt auch dem Diamagnetometer von WEBER”)
in seiner empfindlichsten Form zu Grunde. Hier ist ein gewóhnliches astatisches
Nadelpaar (die Nadeln neben einander in einer horizontalen Ebene) mit dem
sich behufs Ablesung ein Spiegel dreht, an einem Coconfaden aufgehängt; zwischen
dem Südpole des einen Stübchens und dem Nordpole des anderen geht eine
vertikal stehende Drahtspule hindurch, eine eben solche auf der andern Seite
zwischen Nordpol des einen Stábchens und Südpol des anderen. Durch die
Axe der Spule ist ein Faden ohne Ende gezogen, der oberhalb und unterhalb
um eine Rolle geführt ist und an zwei Stellen, die den Faden in gleiche Theile
theilen, zwei der Lánge nach, also gleichfalls vertikal stehende Stübchen aus dem
zu untersuchenden Stoffe trügt; bei symmetrischer Stellung befindet sich die
Mitte dieser Stábchen zwischen den Polen des astatischen Paares, durch Ziehen
an der Schnur kann man aber auch das untere Ende des einen und das obere
des anderen zwischen diese Pole bringen und ebenso umgekehrt. Leitet man
nun durch die Spulen entgegengesetzte Ströme, die man, wenn sie schon an
sich das Nadelpaar beeinflussen, durch Anwendung einer Gegenspule äquilibriren
kann, so lenken die durch sie magnetisch gewordenen Stübchen das Nadelpaar
ab, und diese an und für sich meist sehr kleine Ablenkung kann man bequem
D TYNDALL, Phil Mag. (4) 9, pag. 425. 1855 und (4) 10, pag. 268. Trans. R. Soc. 1855,
pag. 24.
?) W. WEBER, Elektrodynamische Maassbestimmungen, 3. Theil, 1852. Vergl. auch TvNDALL,
Trans. R. Soc. 1856, 1, pag. 237 und CHRISTIE, POGG. Ann. 103, pag. 577. 1858.