Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
E a Ba aeg ee 
202 Magnetismus der verschiedenen Körper. 
die Minerale insbesondere enthalten bekanntlich fast immer grössere oder 
kleinere Spuren von Eisen, und bei dem gewaltigen Uebergewicht des Eisens 
in magnetischer Hinsicht über alle anderen Stoffe können selbst kleine Spuren von 
Eisen die Erscheinung nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ modificiren, 
ein Grund, weshalb man, besonders in älterer Zeit, vielfach zu ganz falschen 
Ergebnissen gelangt ist und über die festen Körper, die der Verunreinigung 
vorzugsweise ausgesetzt sind, noch heute wenig sicheres weiss. Uebrigens ist 
zu bemerken, dass man die festen Stoffe in amorphem oder pulverförmigem 
Zustande untersuchen muss, weil sonst besondere, von der Krystallnatur ab- 
hängige Erscheinungen auftreten (s. w. u.) 
Diamagnetismus. Während für viele Stoffe die Versuche über ihr magne- 
üsches Verhalten nichts Besonderes darbieten, indem eben die Erscheinungen 
lediglich schwächer sind als beim Eisen, hat das entgegengesetzte Verhalten 
mancher Stoffe, der diamagnetischen, schon frühzeitig das Interesse der Beob- 
achter erregt. Man kann die bezüglichen Grunderscheinungen in sehr verschiedenen 
Formen, z. B. den folgenden, beobachten. Eine Wismuthkugel wird von einem 
Magnetpole nicht angezogen, sondern abgestossen. Ein Wismuthstábchen stellt 
sich zwischen zwei Magnetpolen nicht axial, sondern transversal ein; dabei 
müssen aber möglichst punktförmige Pole benutzt werden, bei flächenhaften 
Polen kommt der Missstand in Betracht, dass die Randtheile dieser Flächen 
(pag. 35) viel stärker magnetisch sind als die Mitte, sodass das Wismuthstábchen, 
indem es der Abstossung der ersteren folgt, sich axial einstellt. Diese letzteren 
Versuche kann man durch Benutzung verschieden geformter Pole, verschiedener 
Abstände derselben, verschiedener Lage des Wismuthstibchens zu den Polen 
u. s. w. vielfach modificiren, erhált dabei aber keine Erscheinungen von innerem 
Interesse, sondern nur solche, die durch die Umstände in leicht erklärlicher 
Weise beeinflusst sind und nach Eliminirung derselben doch wieder auf die 
Grunderscheinungen führen. Eine Flüssigkeit, die in einer Schale auf die Pol- 
flächen eines Hufeisen-Magneten gebracht wird, verändert ihre ursprünglich radial 
symmetrische Form; aber während sich manche Flüssigkeiten axial dehnen und 
dabei an beiden Enden, den Polen zunächst, Wulste, in der Mitte eine Mulde 
bilden, verhalten sich andere wieder gerade umgekehrt, sie dehnen sich in die 
Breite und bilden einen nach den Polen hin abfallenden Sattel. 
Die Körper, welche angezogen werden, resp. Sich »axial« stellen, nennt 
man paramagnetisch, diejenigen, welche abgestossen werden, resp. sich 
>transversale oder »üquatorial« stellen, diamagnetisch. Ehe man aus der 
Beobachtung in dieser Richtung einen Schluss zieht, muss man sich vergewissern, 
dass sich nicht Nebenerscheinungen geltend machen, unter denen namentlich 
die Induction von Strómen in der Masse des untersuchten Kórpers zu nennen 
ist, wie sie auftreten, wenn der Elektromagnet geschlossen wird. Man muss 
also insbesondere einige Zeit warten, bis ein deutlicher Gleichgewichtszustand 
eingetreten ist. Auch muss man durch Schutzhüllen dafür sorgen, dass nicht 
Luftstrómungen die Sicherheit des Ergebnisses beeinträchtigen. 
Will man die Grunderscheinung an einer Flüssigkeit oder einem Gase 
beobachten, so muss man sie in Glasballons oder Röhren einschliessen, findet 
dann aber, dass es nicht nur von der Natur der Flüssigkeit, sondern auch von 
der des Gefässmaterials abhängt, ob Anziehung oder Abstossung, axiale oder 
transversale Stellung eintrıtt; sehr begreiflich, da beide Stoffe magnetisch werden 
und es folglich lediglich darauf ankommt, welcher von ihnen stärker para- 
magnetisch oder schwächer diamagnetisch wird. Es wird hierauf bei der Besprechung 
  
 
	        
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