Molekularmagnetismus. 211
jedenfalls die Volumenánderungen eine Rolle spielen. Demgemäss findet man
für die Quotienten Q — Q,/s — sy resp. x — xo/s —s9, Wo Qe resp. xo die
Magnetismen, s, die Dichten der Lösungsmittel sind, von einander abweichende
Zahlen, z. B. für Eisenchlorid nach QUINCKE (a. a. O. pag. 385):
in Wasser in Salzsäure in Methylalkohol
62 bis 65 86 bis 96 50 bis 56.
In diese Verhältnisse hat G. WIEDEMANN!) Klarheit gebracht und gezeigt,
dass in der Regel der folgende Satz gilt: Der Magnetismus der in verschiedenen
Lösungsmitteln gelösten Salze ist, wenn keine Dissociation (oder andere ausser-
gewöhnliche Erscheinung) auftritt, der in der Volumeneinheit enthaltenen Ge-
wichtsmenge derselben direkt proportional und von dem Lösungsmittel unab-
hängig. An diesen Satz möge gleich ein zweiter angeschlossen werden: Der
Magnetismus der festen, mit Krystallwasser verbundenen Salze ist nahezu der-
selbe wie der der gelósten Salze; dagegen weicht er für die wasserfreien Salze
nicht selten etwas ab.
Molekularmagnetismus. Den beiden Begriffen des Volumenmagnetismus
(Magnetismus der Volumeneinheit, Susceptibilität) und des specifischen oder
Gewichtsmagnetismus (Magnetismus der Gewichtseinheit) lässt sich als dritter
Begriff der Molekularmagnetismus, d. h. der Magnetismus einer Molekel zur Seite
stellen; er ergiebt sich aus dem specifischen Magnetismus durch Multiplikation
mit dem Molekulargewicht. Die grundlegende Untersuchung über ihn verdankt
man G. WIiEDEMANN2) wozu in neuester Zeit eine Arbeit von HENRICHSEN
gekommen ist.
Die wichtigsten Sätze, zu denen WrEDEMANN gelangt ist, sind folgende:
1) Der Molekularmagnetismus der analog zusammengesetzten gelósten Salze
desselben Metalls mit verschiedenen Sáuren ist nahezu der gleiche (z. B. der von
schwefelsaurem, salpetersaurem Nickeloxydul und Nickelchlorür 1426, 1433, 1400
in willkürlicher Einheit, für schwetelsaures, salpetersaures Eisenoxydul und Eisen-
chlorür 3900, 3861, 3858, für schwefelsaures, salpetersaures, essigsaures Mangan-
oxydul und Manganchlorür 4695, 4693, 4586, 4700 u. s. w.). 9) Dagegen ist
der Molekularmagnetismus z. B. der Eisenoxyd- und Eisenoxydulsalze sehr ver-
schieden. 3) Der Magnetismus einer binüren Verbindung ist gleich der Summe
der Magnetismen der Bestandtheile in ihrem jedesmaligen besonderen Zustande,
und diese Bestandtheile behalten beim Eingehen anderer binárer, mit Constitutions-
änderung nicht verknüpfter Verbindungen ihren Magnetismus ungeándert bei.
4) Dagegen ändert sich der Molekularmagnetismus im Allgemeinen mit der Con-
stitutionsänderung, und zwar sogar dem Vorzeichen nach (z. B. sind die Kupfer-
oxydsalze stark paramagnetisch, die Kupferoxydulsalze stark diamagnetisch); es
kann auf diese Weise sogar ein diamagnetisches Metall (z. B. Kupfer) mit einem
diamagnetischen Element (z. B. Brom) eine magnetische Verbindung (Kupfter-
bromid) liefern. 5) Der Molekularmagnetismus der meisten Oxydhydrate weicht
von dem der entsprechenden Salze in ihren Lósungen nur wenig ab; der Magnetis-
mus der colloid gelósten Oxyde und der geglühten Oxyde ist hingegen sehr viel
kleiner (z. B. der des colloid gelósten Eisenoxyds nur 4 von dem der Eisenoxyd-
salze, der des geglühten Eisenoxyds sogar nur 4).
1) G. WIEDEMANN, PoGG. Ann. 126, pag. 1. 1865; 135, pag. 177. 1868. — Progr. Univ.
Leipzig 1876; WIED. Ann. 5, pag. 45. 1878.; 32, pag. 452. 1887. (Zugleich auch für die
folgenden Citate.)
2) WIEDEMANN, a. a. O. Vergl. WIEDEMANN, Elektricität 3, pag. 851 (3. Aufl.).
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