Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
    
   
  
    
   
  
  
     
   
   
  
Beziehungen des Magnetismus zu anderen Erscheinungen. 
b) Wärmewirkung der Magnetisirung. 
Nothwendigkeit der Wärmewirkung. Bei der Magnetisirung wird irgend 
eine Energie, z. B. elektrische, in magnetische Energie verwandelt. Es ist nun 
nach den bei anderen derartigen Umwandlungen gemachten Erfahrungen zu ver- 
muthen, dass hierbei nicht die gesammte aufgewandte Energie in magnetische, 
sondern dass ein Theil in thermische Energie, also in Wärme, umgesetzt wird; 
das Verhältniss der erzielten magnetischen zur ganzen aufgewandten Energie 
würde alsdann der Wirkungsgrad des Magnetisirungsprocesses sein. Einfacher 
als in dem hier gedachten Falle liegen die Verhältnisse, wenn man einen Körper 
erst magnetisirt und dann gleich wieder entmagnetisirt, ohne dass er seinen 
Magnetismus irgend wie znr Wirkung nach aussen bringen könnte. Es ist dann 
bei diesem Cyclus Arbeit aufgewandt worden, ohne dass am Schlusse überhaupt 
Magnetismus vorhanden wäre. Damit man hiergegen nicht einwende, dass am 
Schlusse doch remanenter Magnetismus vorhanden sei, muss angenommen werden, 
dass der betreffende Körper den Cyclus schon oft durchgemacht habe und in 
Folge dessen einen gewissen remanenten Magnetismus besitze; diesen selben 
remanenten Magnetismus wird er dann auch am Schlusse eines neuen identischen 
Cyclus besitzen, es hat sich also magnetisch nichts in ihm geändert. Daraus 
folgt, dass in diesem Falle die gesammte aufgewandte Arbeit in Wärme umgesetzt 
sein muss, der Körper muss sich also relativ kräftig erwärmt haben. Diese 
Forderung ist durch die Erfahrung vollkommen bestätigt worden. Man hat die 
in Rede stehende Erwärmung durch cyklische Magnetisirung beobachtet und nach 
zwei verschiedenen Methoden gemessen. 
Messungsmethoden. Nach dem Gesagten liegt es nahe, die Erwärmung 
durch die aufgewandte Arbeit zu messen, der sie äquivalent ist. Nun ist schon 
im Art. »Magnetische Induction« (pag. 175) angegeben worden, dass diese Arbeit 
(für die Volumeneinheit) dargestellt wird durch den Inhalt der Flächen zwischen 
den aufsteigenden und den absteigenden Zweigen der jenem Cyclus entsprechen- 
den Magnetisirungscurve (Fig. 168); man braucht also nur diese Fläche, also nur 
die Werthe des Magnetismus /, und /, bei aufsteigender und absteigender 
Kraft X zu messen und den Ausdruck 
W= [UHR 
zu bilden, um, wenn @ das Arbeitsäquivalent der Wärme ist, die Magnetisirungs- 
wärme W zu finden. Diese Methode, die u. A. WanBunG!) EwixG?) und Wass- 
MUTH und ScHiLLING?) benutzt haben, ist entschieden die einfachste. 
Andererseits kann man die Erwärmung auf direktem thermischem Wege 
bestimmen. Indessen treten hierbei leicht ersichtliche Schwierigkeiten auf, die 
auf der Mitwirkung freier, in der Umgebung des Eisenkörpers erzeugter Wärme- 
mengen, z. B. der Magnetisirungsspule, und anderen Fehlerquellen beruhen und 
die Erlangung zuverlässiger und genauer Ergebnisse zweifelhaft erscheinen lassen. 
Trotzdem ist die Methode, die übrigens naturgemäss älter als die erstgenannte 
ist, vielfach angewandt worden, und insofern mit Recht, als ihr ein selbständiger 
Werth zukommt. Die Arbeitsmethode ist nämlich insofern von beschränkter 
Anwendbarkeit, als man bei ihr den Cyclus nur sehr langsam durchlaufen lassen 
kann, weil man in möglichst vielen seiner Punkte magnetische Messungen aus- 
7) WARBURG, WIED. Ann. I3, pag. 141. 1881. 
?) EWING, Tr. R. Soc. 1885. 
3) WASSMUTH und ScnHiLLING, Wien. Ber. 94 (2), pag. 280. 1886. 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
   
 
	        
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