Beziehungen des Magnetismus zu anderen Erscheinungen.
b) Wärmewirkung der Magnetisirung.
Nothwendigkeit der Wärmewirkung. Bei der Magnetisirung wird irgend
eine Energie, z. B. elektrische, in magnetische Energie verwandelt. Es ist nun
nach den bei anderen derartigen Umwandlungen gemachten Erfahrungen zu ver-
muthen, dass hierbei nicht die gesammte aufgewandte Energie in magnetische,
sondern dass ein Theil in thermische Energie, also in Wärme, umgesetzt wird;
das Verhältniss der erzielten magnetischen zur ganzen aufgewandten Energie
würde alsdann der Wirkungsgrad des Magnetisirungsprocesses sein. Einfacher
als in dem hier gedachten Falle liegen die Verhältnisse, wenn man einen Körper
erst magnetisirt und dann gleich wieder entmagnetisirt, ohne dass er seinen
Magnetismus irgend wie znr Wirkung nach aussen bringen könnte. Es ist dann
bei diesem Cyclus Arbeit aufgewandt worden, ohne dass am Schlusse überhaupt
Magnetismus vorhanden wäre. Damit man hiergegen nicht einwende, dass am
Schlusse doch remanenter Magnetismus vorhanden sei, muss angenommen werden,
dass der betreffende Körper den Cyclus schon oft durchgemacht habe und in
Folge dessen einen gewissen remanenten Magnetismus besitze; diesen selben
remanenten Magnetismus wird er dann auch am Schlusse eines neuen identischen
Cyclus besitzen, es hat sich also magnetisch nichts in ihm geändert. Daraus
folgt, dass in diesem Falle die gesammte aufgewandte Arbeit in Wärme umgesetzt
sein muss, der Körper muss sich also relativ kräftig erwärmt haben. Diese
Forderung ist durch die Erfahrung vollkommen bestätigt worden. Man hat die
in Rede stehende Erwärmung durch cyklische Magnetisirung beobachtet und nach
zwei verschiedenen Methoden gemessen.
Messungsmethoden. Nach dem Gesagten liegt es nahe, die Erwärmung
durch die aufgewandte Arbeit zu messen, der sie äquivalent ist. Nun ist schon
im Art. »Magnetische Induction« (pag. 175) angegeben worden, dass diese Arbeit
(für die Volumeneinheit) dargestellt wird durch den Inhalt der Flächen zwischen
den aufsteigenden und den absteigenden Zweigen der jenem Cyclus entsprechen-
den Magnetisirungscurve (Fig. 168); man braucht also nur diese Fläche, also nur
die Werthe des Magnetismus /, und /, bei aufsteigender und absteigender
Kraft X zu messen und den Ausdruck
W= [UHR
zu bilden, um, wenn @ das Arbeitsäquivalent der Wärme ist, die Magnetisirungs-
wärme W zu finden. Diese Methode, die u. A. WanBunG!) EwixG?) und Wass-
MUTH und ScHiLLING?) benutzt haben, ist entschieden die einfachste.
Andererseits kann man die Erwärmung auf direktem thermischem Wege
bestimmen. Indessen treten hierbei leicht ersichtliche Schwierigkeiten auf, die
auf der Mitwirkung freier, in der Umgebung des Eisenkörpers erzeugter Wärme-
mengen, z. B. der Magnetisirungsspule, und anderen Fehlerquellen beruhen und
die Erlangung zuverlässiger und genauer Ergebnisse zweifelhaft erscheinen lassen.
Trotzdem ist die Methode, die übrigens naturgemäss älter als die erstgenannte
ist, vielfach angewandt worden, und insofern mit Recht, als ihr ein selbständiger
Werth zukommt. Die Arbeitsmethode ist nämlich insofern von beschränkter
Anwendbarkeit, als man bei ihr den Cyclus nur sehr langsam durchlaufen lassen
kann, weil man in möglichst vielen seiner Punkte magnetische Messungen aus-
7) WARBURG, WIED. Ann. I3, pag. 141. 1881.
?) EWING, Tr. R. Soc. 1885.
3) WASSMUTH und ScnHiLLING, Wien. Ber. 94 (2), pag. 280. 1886.