Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 3. Band, 2. Abtheilung)

  
   
Dispersion bei der Drehung der Polarisationsebene. 281 
Wie man sieht, variürt Q etwas stürker als A-?, und zwar für verschiedene 
Flüssigkeiten in| verschiedenem Maasse. Bei einer späteren, noch genaueren 
Beobachtungsreihe fand dann VERDET!) für Schwefelkohlenstoff und Kreosot 
folgende relative Zahlen für das Produkt 212, denen die betreffenden Brechungs- 
exponenten z beigefügt sind. 
  
  
  
  
  
QUI » | = | + | C 
Qu? 0:909 0:949 0987 | 1-032 1119 
n 1:6147 16240 1-6386 L6487 | 1-6728 | Setiwefeliablenstom 
Qu? 0:886 0:942 0:999 1:043 BIRT sn 
s 1:5369 155420 | 1548 15555 |. 19079 [050 
  
  
  
Das Produkt QA? ist also nicht constant, sondern es wächst für diese beiden 
Substanzen mit abnehmender Wellenlänge noch recht beträchtlich, und zwar 
noch stärker als das Quadrat des Brechungsexponenten. H. BECQUEREL hat 
dann gezeigt, dass die relativen Zahlen für die verschiedenen Wellenlängen 
zwischen den relativen Zahlen für X-? und A-* liegen, sodass man vielleicht, 
mit Rücksicht auf die bekannte Formel für den Brechungsexponenten als Function 
der Wellenlànge, allgemein 9 — 2X-?-- £X-* setzen kónnte; für die diamagne- 
tischen Stoffe würde dann vielfach a gross gegen à, für manche magnetische 6 
gross gegen « sein, ohne dass indessen darin ein Gesetz von grösserer Allgemein- 
heit zu erblicken wäre. 
Fir ein DoLLoND’sches Glas und für Wasser hat VAN SCHAIK?) die Dispersion 
in weitem Bereiche geprüft und gefunden: 
  
  
  
  
| C | D | E | 8 | F | G | M | N 
Gs os | 0630 | 0789 | 1 | 1040 | 1199 | 1573 | 2931 | 245; 
Wasser | 0630 | 0795 | 1 = | sm 
  
  
  
  
  
  
Man kann die Erscheinung, um die es sich hier handelt, als magnetische 
Rotationsdispersion bezeichnen und sie der natürlichen Rotationsdispersion 
zur Seite stellen. Indessen besteht zwischen beiden Erscheinungen nicht nur 
keine Proportionalitát, sondern, wie es scheint, überhaupt keine einfache Beziehung, 
und für Stoffe, welche eine natürliche Drehung besitzen, stehen die Zahlen für. 
die magnetische Dispersion in keinem Zusammenhange mit denen für die 
natürliche. Auch mit der prismatischen Dispersion geht die magnetische nicht 
parallel, wie das obige Beispiel von Schwefelkohlenstoff und Kreosot erweist, 
von denen der erstere die grössere prismatische, aber die kleinere magnetische 
Dispersion besitzt. 
Die merkwürdige Erscheinung der anomalen Dispersion findet sich auch 
bei der magnetischen Drehung der Polarisationsebene wieder, und zwar unter. 
den schwach magnetischen Substanzen beispielsweise bei der Weinsüure, deren 
magnetische Drehung nach VERDET durch die relativen Zahlen 
C D FE G 
85 100 101 89 
dargestellt wird, sodass die Dispersion zwischen den Linien # und G anomal 
ist; ferner, wie es scheint, beim Sauerstoff (s. w. u.); hauptsichlich aber beim 
Eisen, bei dem nach KunpT rothe Strahlen erheblich stärker gedreht werden 
1) VERDET, Ann. Chim. Phys. (3) 69, pag. 1. 1863. 
7) VAN SCHAIK, Arch. Néerl 17, pag. 373. 1882. 
     
     
    
    
    
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
    
   
  
  
  
   
    
     
  
   
  
   
	        
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