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KERR'sches Phänomen. 289
Drehung der Polarisationsebene der strahlenden Wärme.
Die Erwartung, dass sich, wie sonst, auch gegenüber dem Magnetismus die
strahlende Wárme ganz wie das Licht verhalten werde, ist, nach vorangegangenen
Versuchen von WanTMANN) und von DE LA PnovosrAvE und DrsaiNs?), besonders
durch eine Arbeit von GRUNMACH?) bestátigt worden. Bei allen von ihm ge-
prüften Stoften (Gläser, Schwefelkohlenstoff, Terpentinöl, Wasser und Alkohol)
erwies sich die Drehung der Polarisationsebene der strahlenden Wárme als
positiv, für den grósseren Brechungsindex war sie meist auch grósser, mit der
magnetisirenden Kraft war sie proportional; absolute Zahlenwerthe sind leider
nicht angegeben.
b) Beeinflussung des Lichtes bei der Reflexion an Magneten.
Im Jahre 1876 machte Kerr?) die Beobachtung, dass ein auf eine magne-
tische Fläche fallender, geradlinig oder elliptisch polarisirter Lichtstrahl bei der
Reflexion von dieser Fläche eine Veränderung erfährt. Die Beobachtung wurde
dann von zahlreichen anderen Physikern wiederholt und modificirt, insbesondere
von GORDONS), FrrzGERALDS), Harr”) (fiir Nickel), Hurton®) (fiir Wismuth), Kaz?),
Ricur, KuwpT!b (für Eisen, Kobalt, Nickel) pv Boris?) (ausserdem noch für
Magneteisenstein) SissiGH ) und ZEEMANN!^. Für die vier ferromagnetischen
Stoffe ist das Phánomen erwiesen, für Wismuth wird es von RiGHr, KUNDT u. A.
bestritten und bedarf daher der Bestätigung. Die meisten der Genannten haben
das Phänomen nach der optischen Seite, KunDT und pu Bois auch nach der
magnetischen hin verfolgt.
Die Wirkung ist eine doppelte und besteht 1) in der Drehung der Pola-
risationsebene, 2) in der Verwandlung des geradlinig polarisirten Lichtes in
elliptisch polarisirtes, des elliptisch polarisirten in solches von anderer
Ellipticität oder unter Umständen in geradlinig polarisirtes. Die erste Wirkung
stellt die Reflexion des Lichtes an einem Magneten in Parallele mit dem Durch-
gange durch einen solchen, die zweite Wirkung ist der Reflexion eigenthümlich;
man kann sie durch den Ausspruch charakterisiren, dass die Reflexion an
Magneten das Intensitütsverhültniss der beiden Lichtcomponenten verándert, bei
einfallendem geradlinigem Lichte also eine neue, zur ursprünglichen senkrechte
»magnetische Componente« entstehen lässt.
Wenn schon die Erscheinungen beim Durchgange sich in Folge der grossen
Zahl maassgebender Faktoren sehr complicirten, so werden sie, das ist ein-
leuchtend, dies bei der Reflexion in noch weit hóherem Grade thun. Es können
1) WARTMANN, Compt. rend. 22, pag. 745. 1846; PocG. Ann. 71, pag. 573. 1847.
?) DE LA PROVOSTAYE u. DEsAINS, Ann. Chim. Phys. (3) 27, pag. 232. 1849.
3) GRUNMACH, WIED. Ann. 14, pag. 85. 1881.
*) Kerr, Phil. Mag. (5) 3, pag. 321. 1877; 5, pag. 161. 1878.
5) GorDoN, Phil. Mag. (5) 4, pag. 104. 1877; El. u. Magn. Bd. 2.
6) FITZGERALD, Proc. R. Soc. 25, pag. 447. 1876; Phil. Mag. (5) 3, pag. 529. 1877.
7) HALL, Phil. Mag. (5) 12, pag. 171. 1881.
8) HURION, Journ. de Phys. 1884, pag. 360.
9) Kaz, Ueber die Reflexion d. Lichts an Magneten. In.-Diss. Amsterdam 1884; Beibl. z.
WIED. Ann. 1885, pag. 275.
10) RiGHI, Ann. Chim. Phys. (6) 4, pag. 433- 1885; 9, pag. 65. 1886; 10, pag. 200. 1887.
11) KUNDT, WIED. Ann. 23, pag. 228. 1884; 27, pag. 191. 1886.
12) H. pu Bois, WIED. Ann. 39, pag. 25. 1890.
13) SISsINCH, WIED. Ann. 42, pag. II5. 1891; Verh. Akad. Wetensch. Amst. 28. 1890.
^4) ZEEMANN, Messungen üb. d. Krnk'sche Erscheinung. In.-Diss. Leiden 1893.
WiNKELMANN, Physik. III 2. 19