KERR’sches Phänomen; schiefe Incidenz. 293
Der Zeichenwechsel bei || Schwingungen tritt bei Eisen also nach KunpT
bei etwa 81°, nach Ricnui bei 80? ein; es sei bemerkt, dass KknR hierfür 75?,
SISSINGH 80 und DRUDE 79^ fanden (die Farbe ist nicht wesentlich); für Nickel
findet der Zeichenwechsel nach KuwpT bei 50—60?, nach DmubE erst spáter
statt; bei Kobalt nach DRupE bei 78?. Man kann diesen Winkel »Haupteinfalls-
winkel« nennen. Das Maximum der Drehung andererseits tritt bei || wie L
Schwingungen nach KuwpT bei 65? (wie nach KERR), nach RiGHr bei 60? ein.
— Für Reflexion an der Stirnfláche des Magneten herrscht keine so erfreu-
liche Uebereinstimmung; wáhrend námlich KuwNpT für || Schwingungen hier
ebenfalls einen Zeichenwechsel bei 80° fand, haben KErr, RiGHI und DRUDE
hiervon nichts wahrnehmen kónnen.
Die Frage der Ellipticitát bei schiefer Incidenz hat zuerst RıGHI eingehend
studirt, und zwar durch ein sinnreiches Verfahren successiver Drehungen von
Polarisator und Analysator. Das wesentlichste Ergebniss ist, dass geradlinig
polarisirtes Licht bei Reflexion an der Stirnfláche stets elliptisch wird, bei Re-
flexion an der Seitenfláche ebenfalls, ausser wenn die einfallenden Schwingungen
-L sind und der Einfallswinkel 65° beträgt.
Noch ist auf drei wichtige holländische Arbeiten hinzuweisen, die von Kaz,
SISSINGH und ZEEMANN herrühren und sich ganz allgemcin mit der Bestimmung
der Orientirung, Amplituden und Phasen der reflektirten Schwingungen, sowohl
im Ganzen als der magnetischen Antheile beschäftigen und namentlich möglichst
exakte Werthe für die »Haupteinfallswinkel« und »Hauptazimuthe« zu erlangen
suchen. Man findet darin ein reiches Zahlenmaterial, aber nur in einigen
weniger wichtigen Punkten Abweichungen von den Ergebnissen früherer Autoren,
resp. nähere und zum Theil beschränkende Erläuterungen zu diesen.
c) Cirkulare Doppelbrechung durch Magnetismus.
An die obigen Erscheinungen ist eine weitere anzuknüpfen, welche nicht
nur an sich von Interesse ist, sondern auch die erstgenannten Erscheinungen
in neuem Lichte erscheinen lässt. RicHi!) hat gefunden, dass in einer Substanz,
welche im magnetischen Felde im positiven Sinne dreht, ein circular polarisirter
Strahl, in dem die Aethertheilchen ebenfalls im positiven Sinne rotiren, schneller
fortschreitet, als ein negativ polarisirter, dass also circulare Doppelbrechung
stattfindet. Mit Hilfe eines Nichols und einer Bravais’schen Platte wurden zwei
circular polarisirte Strahlen erzeugt und durch Schwefelkohlenstoff geschickt;
die Phasendifferenz wurde durch Messung der Fransenverschiebung ermittelt.
Letztere betrug nahezu 4l; ihres Abstandes. Damit ist freilich noch nicht gesagt,
mit welcher Geschwindigkeit sich die beiden Strahlen fortpflanzen, ob ins-
besondere der eine, wie man vermuthen kann, gegenüber der normalen Ge-
schwindigkeit ebenso stark beschleunigt, wie der andere verzögert ist. Diese
Vermuthung wird jedoch durch andere Versuche, auf die hier nicht eingegangen
werden kann, bestätigt.
Es liegt, wie gesagt, nahe, die Doppelbrechung mit der magnetischen
Drehung der Polarisationsebene in Zusammenhang zu bringen. In der That
müsste dabei die Gleichung
bestehen, wenn z und z die Brechungsexponenten der beiden Strahlen, A die
Wellenlánge und Z die Schichtdicke ist. Da in der von RicGui benutzten Róhre
I Rica, N. Cim. (3) 3, pag. 212- 1878.