Elektromagnetismus.
Ungefähr gleichzeitig mit DRUDE hat auch GoLDHAMMER seine Theorie ent-
wickelt, und es hat sich seitdem eine lebhafte Discussion zwischen den beiden
Autoren entwickelt, von denen jeder meint, dass durch seine Theorie die Beobach-
tungen besser oder mindestens ebensogut wiedergegeben werden; hierzu fügt
DRUDE noch den Hinweis, dass seine Theorie einfacher sei, weil an Stelle der
reellen magnetooptischen Constanten à bei GOLDHAMMER eine complexe, also
eigentlich zwei magnetooptische Constanten treten. Ob eine solche Complikation
nothwendig ist, werden also erst weitere Beobachtungen entscheiden können.
Was die Beziehung zwischen Drehung einerseits und Brechung und Wellen-
länge andererseits betrifit, so gelangt man, von dem einfachen Gleichungstypus
02u 02u a 03g 020 020 034
— = 0— Va a Umi LL —))45..
0 #2 02? 0t0z? ? 012 03° 0fóz?
ausgehend, durch Integration zu der Formel
Qe fon’ m (+ — A =)
y or)’
wo mn der Brechungscoéfficient, V die Lichtgeschwindigkeit, A die Wellenlänge
und % eine von der Substanz und der Kraft abhängige Grösse ist. Diese Formel,
die von VERDET!) experimentell geprüft worden ist, stellt die Abhängigkeit der
Drehung von der Wellenlänge mit ziemlich grosser Annäherung dar, insofern
thatsáchlich 1) QA? ungefähr constant ist, aber 2) mit abnehmendem A etwas
wächst, und 3) dies um so merklicher, je grösser die Dispersion ist. Neuerdings
hat Jann?) aus der Formel den Werth der Grösse x für zahlreiche Stoffe be-
rechnet und ihn häufig näherungsweise proportional mit dem specifischen
Magnetismus gefunden.
Ueber einige andere Dispersionsformeln und darauf bezügliche Versuche
vergleiche man die unten citirren Abhandlungen von ScHaik?) und JouniN?).
Zum Schlusse sei auf eine Arbeit von E. v. FLEISCHL?) hingewiesen, worin
im Anschluss an die VERDbET'sche Erscheinung die Gestalt der Lichtwellenfláche
im magnetischen Felde ermittelt und als die zweier mit ihren grossen Axen
grôsstentheils in einander geschobener Rotationsellipsoide bestimmt wird.
F. AUERBACH.
Elektromagnetismus.
Uebersicht. Unter Elektromagnetismus im weitesten Sinne des Wortes
würde man den Inbegriff aller Wechselbeziehungen zwischen den elektrischen
und magnetischen Erscheinungen zu verstehen haben. Man fasst aber den
Begriff meist wesentlich enger, indem man insbesondere die sämmtlichen Er-
scheinungen der Erzeugung oder Intensitätsänderung elektrischer Ströme durch
magnetische Orts- oder Intensitátsánderungen, also die sogen. Magnetoinduction
!) VERDET, Compt. rend. 56, pag. 630. 1863.
?) JAHN, WIED. Ann. 43, pag. 299. 189r.
3) SCHAIK, Arch. néerl. 21, pag. 406. 1887.
4) JoUBIN, Compt. rend. 105, pag. 661. 1887. — Ann. Chim. Phys. (6) 16, pag. 78. 1889.
5) E. v. FLEISCHL, WiED. Ann. 25, pag. 308. 1885. — Ueber verwandte Fragen vergleiche
man auch Abhandlungen von CoRNU, Compt. rend. 99, pag. 1045. 1884; BRACE, WIED.
Ann. 26, pag. 576. 1885; STERNBERG, Wien. Ber. 94 (2), pag. 95. 1886.