Wirkung von Strömen auf Magnete. 297
oder die magnetoelektrischen Stróme ausschliesst; auch die allgemeine Theorie
des Elektromagnetismus wird zweckmissig erst weiter unten im Zusammenhange
mit den übrigen Theorieen behandelt werden. Was ferner die Gesetze der
Elektromagnete resp. der durch den elektrischen Strom vorübergehend oder
dauernd erregten Magnete betrifft, so sind sie, insoweit die specielle Art der Erregung
dabei von unwesentlicher Bedeutung ist, schon im Art. »Magnetische Induction«
dargestellt worden. Endlich sei auf den Art. »Strommessung« hingewiesen
(Bd. III, 1), in welchem die Verwendung der elektromagnetischen Wirkung zur
Strommessung bereits anticipirt ist.
Wirkung von Strómen auf Magnete.
| Grunderscheinungen. AmPERE’sche Regel. Nach einigen unklaren
Wahrnehmungen früherer Physiker fand OERsTED!) im Jahre 1820 die erste deut-
: liche und einfache Beziehung zwischen elektrischen und magnetischen Er-
scheinungen auf, indem er die Ablenkung der Magnetnadel durch den Strom
nachwies. Eine solche Ablenkung findet stets statt, wenn ein elektrischer Strom
| in der Nähe eines beweglichen Magneten vorbeifliesst, es sei denn, dass dieser
| zufällig schon die ihm unter Einwirkung des Stromes und mit Rücksicht auf
seine Bewecungsfreiheit zukommende Lage inne hat (S. w. u.). Die Ablenkung
findet statt, gleichviel ob der Stromleiter von festem oder flüssigem Aggregat-
zustande ist (z. B. auch durch den Strom im Elemente selbst) und gleich-
viel, welcher elektromotorischen Kraft der Strom sein Dasein verdankt,
also auch durch den Entladungstrrom statischer Elektricitàt?, sowie durch die
Erdstróme; die letzteren wirken sogar häufig durch die unregelmässigen
Schwankungen, die sie den Nadeln ertheilen, stôrend auf magnetische und
elektrische Beobachtungen ein, besonders bei erdmagnetischen Störungen?) und
neuerdings in der Nähe elektrischer Verkehrsanlagen*). Der Sinn der Drehung
wird am einfachsten durch die AMPERE’sche Regel®) bestimmt: Denkt man sich
selbst in dem Strome so liegend, dass er von den Füssen zum Kopfe fliesst und
dass man den Magneten resp. seinen Nordpol ansieht, so wird der Nordpol
nach links abgelenkt. Kehrt man also die Stromrichtung um, so kehrt sich auch
der Ablenkungssinn um; dagegen bleibt er der gleiche, wenn man einen und
denselben Strom derart, dass er eine Cylinderfläche beschreibt, um den Magneten
oder umgekehrt den Magneten um den Strom im Kreise herumführt.
Um die Wirkung des Stromes allein zu beobachten, muss man die Wirkung
des Erdmagnetismus aufheben, indem man entweder die Nadel in der zur In-
klinationsrichtung senkrechten Ebene drehbar wählt und den Strom in einer zu
dieser Ebene parallelen Ebene führt); oder indem man einen festen Com-
pensationsmagneten in der Nähe aufstellt oder statt der einfachen Nadel ein
astatisches Nadelpaar benutzt; damit aber die beiden Nadeln des Letzteren
nicht auch von dem Strome entgegengesetzte Wirkungen erfahren, muss man
den Strom von entgegengesetzten Seiten auf sie wirken lassen, also zwischen
| 1) OERSTED, Exp. circa efficaciam conflictus electr. in acum magn. Hafniae 1820.
{ SCHWEIGG. Journ. 29, pag. 273. — GILB. Ann. 66, pag. 295.
?) FARADAY, RIESS, SAVARY, HANKEL u. A. — Vergl. Mousson, Physik 3, pag. 268.
3) Vergl. oben, pag. 138.
^) Vergl. z. B. HARTWICH u. CoHN, El. Z. 1893, pag. 669. — O. E. MEYRR u, MÜTZEL,
El Z. 1894, pag. 33.
$) AMPERE, Ann. Chim. Phys. 15, pag. 67. 1820; GILB. Ann. 67, pag. 123.
$) AMPÈRE, Ann. Chim. Phys. 15, pag. 198. 1820; Gilb. Ann. 70, pag. 243. 1822.