22 Magnetismus.
wobei dann freilich die Capillarwirkungen unter Umständen störend eingreifen
kônnen*).
Zur Fixirung der Curven?) eignet sich am besten Wachspapier oder eine
mit Schellack tiberzogene Glasplatte; man erwärmt (am besten von oben) die ent-
worfenen Figuren und lässt dann wieder erkalten. Auch Gummiwasser oder
rothes Blutlaugensalz kann man bei Papier anwenden, letzteres erzeugt eine blaue
Zeichnung, die nach Fortnahme der Spähne bestehen bleibt.
Andere Fixirungsmethoden haben ST. MEUNIER*), LINDECK%®), MacH®), Ko-
WALSKI5) u. A. angegeben, wobei das Pulver theils selbst fixirt wird, theils nach
seiner Entfernung »negative Bilder« zurücklässt, theils endlich photographische
Bilder hergestellt werden. Zur Sichtbarmachung für den momentanen Zuschauer-
kreis bedient man sich am besten eines grossen, geneigten Spiegels.
Magnetisches Potential; Intensität des Feldes. Dem eben be-
sprochenen Curvensystem steht ein zweites zur Seite, für dessen Verständniss vor-
erst ein Begriff eingeführt werden muss, welcher, wie in allen 'Theilen der Physik,
auch hier eine wichtige Rolle spielt, der Begriff des Potentials, welches in diesem
Falle magnetisches Potential heisst. Dass es ein solches giebt und dass es die-
selbe Form hat wie das Schwere- oder elektrische Potential, ist in der Mechanik
und im Artikel »Potentialtheorie« bereits ausgeführt worden und folgt auch schon
unmittelbar daraus, dass das Grundgesetz in diesen drei Gebieten dieselbe Form
; : ; : Mm
hat. Das magnetische Potential zwischen den Polen M und m ist also — e
das Potential des Polpaares == M auf dem Pol z; ist Mm E v 5) wenn 7 und 7'
die Entfernung der beiden Pole //vom Pole z; sind u. s. w. Da das Moment der
Probirnadel auf ihre Richtung ohne Einfluss ist, thut man gut, das Potential und
die Kraft zu betrachten, welche auf einen Pol von der Stürke 1 ausgeübt wird;
man nennt die letztere die Intensitit des Feldes oder Feldstárke.
Niveauflächen. In einem magnetischen Felde hat das Potential im All-
gemeinen von Ort zu Ort verschiedene Werthe; dass es jedoch von jedem Orte
aus nach gewissen Richtungen hin constant ist, folgt einfach daraus, dass Con-
stanz des Potentials Nullwerden der Kraft bedeutet, die Kraft aber in allen
Richtungen, welche zu ihrer Richtung senkrecht stehen, keine Componente be-
sitzt. Man kann also um jeden Punkt herum eine kleine Fläche construiren,
in deren sämmtlichen Punkten das Potential denselben Werth hat, hieran weitere
solche Flächenelemente schliessen und auf diese Weise eine Fläche von end-
lichen Dimensionen bilden, deren sämmtlichen Punkten derselbe Werth des Poten-
tials zugehört, für deren jede also V= const ist. Diese Flächen, deren es offen-
bar ebenso wie der Kraftlinien unendlich viele giebt, heissen Aequipotential-
Flächen oder (mittelst eines aus der Mechanik entlehnten Bildes) Niveauflächen.
Auf ihnen stehen, wie ohne weiteres einleuchtet, die Kraftlinien in jedem Punkte
senkrecht.
Auch die Niveauflächen resp. die ihre Schnitte mit einer Ebene darstellen-
den Niveaulinien kann man durch Rechnung finden (s. w. u.). — Nach COLAR-
!) Vergl. z. B. FRANKENBACH, WIED. Ann. 18, pag. 703. 1883.
?) FARADAY, Exp. Unters. üb. Elektricität, 3, pag. 362 (§ 3236). Deutsch v. KALISCHER.
Berlin 18: 1.
3?) Sr. MEUNIER, Cosmos 1867. — La Nature 12, pag. 350. 1884.
#) LINDECK, Zeitschr. f. Instr.-K. 9, pag. 352. 1889.
3) Zeitschr. f. phys. Unterricht 3, pag. 160. 1890.