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Aequivalenz von Strömen und Magneten, 307
hiernach zunächst ganz allgemein den Satz aufstellen, dass in Bezug auf die
äussere magnetische Wirkung jedes Stromgebilde mit einem bestimmten magneti-
schen Gebilde äquivalent ist, und man kann diesen Satz dann leicht für die ver-
schiedenen Gebilde solcher Art specialisiren. So ist 1) ein geschlossener Strom
dquivalent einer einfachen Schale, die, im Uebrigen von willkürlicher Gestalt, die
Stromlinie zum Rand hat; 2) ein geradliniger Strom áquivalent einer magnetischen
Schale, die sich von der Stromlinie als Rand aus in die Unendlichkeit erstreckt; 3)
ein unendlich kleiner geschlossener Strom àquivalent einem einfachen Polpaare,
dessen Axe auf der Stromebene senkrecht steht; 4) ein cylindrisch aneinander
gereihtes System solcher unendlich kleiner, gleich starker, gleich grosser und
gleich weit von einander abstehender Kreisstróme, ein sogen. Solenoid, áquiva-
lent einem einfachen Faden; 5) ein nach der einen Seite unbegrenztes derartiges
Solenoid äquivalent einem Magnetpol; endlich 6) eine beliebige Spule áquivalent
einem bestimmten Magneten, dessen Form und Vertheilungsverhältnisse der Spule
entsprechende sind, also z. B. eine cylindrische Spule einem solenoidalen
Magneten.
Zu diesen Aequivalenzsátzen sind noch einige Bemerkungen zu machen.
5 o, d. h.
gleich dem Produkte aus der scheinbaren Grósse und einem Faktor; bei einer
magnetischen Schale ist dieser Faktor die magnetische Stárke der Schale
(pag. 41), und man kann ganz entsprechend bei einem geschlossenen Strom den
Faktor als Stromstärke bezeichnen, wenn man diese eben hierdurch definirt.
Dieses Maass der Stromstärke heisst das elektromagnetische, und die Exaktheit
und Bequemlichkeit der elektromagnetischen Messmethoden hat es mit sich
gebracht, dass es das am meisten übliche Maass für elektrische Ströme geworden
ist; nur hat man es noch durch 10 dividirt und nennt es alsdann AMPERE;
näheres hierüber findet man in dem Artikel über elektrische Maassbestimmungen
(s. w. u.). Das Produkt der Stromstärke in die Zahl der Windungen wird, be-
sonders in der Technik, AuPERE-Windung genannt. Mit Anwendung dieses Strom-
maasses hat man nunmehr:
1) Das Potential eines geschlossenen Stromes ist für den Einheitspol
V — im + const.
2) In Analogie mit Früherem kann man 7 auch in der Form schreiben:
1
n
7
V = imfds
wo ds ein Element einer vom Strome eingeschlossenen Fläche, z die Normale
desselben und 7 seine Entfernung vom Pole ist.
3) Zur Vervollstándigung der Aequivalenz ist noch zu ermitteln, welche Seiten
einander entsprechen; zu diesem Zwecke braucht man nur die AMPERE'sche Regel
auf die verschiedenen obigen Formeln anzuwenden und erhält dann die folgenden
Formulirungen: Wenn man in einem geschlossenen Strom oder einer Stromspule
sich schwimmend denkt und dabei in das Innere hineinsieht, entspricht die Seite
oder das Ende der Spule, das man zur Linken hat, der Nordseite einer Schale
resp. dem Nordpole eines Magneten, die rechte Seite resp. das rechte Ende der
Südseite resp. dem Südpole. Oder: Diejenige Seite eines geschlossenen Stromes,
bei deren Betrachtung man den Strom dem Uhrzeiger entgegen kreisen sehen
würde, ist der Nordseite, die andere der Südseite einer magnetischen Schale
áquivalent, jene kann also als Nordseite des Stromes, diese als seine Südseite
bezeichnet werden; ebenso für das Nordende und Südende einer Spule. Oder
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