Elektromagnetismus.
Das Wesen der elektromagnetischen Rotation von festen Körpern und
Flüssigkeiten, sowie die principiellen Unterschiede dabei hat Rircke!) in
folgender Weise auseinander gesetzt. Es sind drei Fälle zu unterscheiden.
Der einfachste ist der, wo die Sıromfäden stets an dieselbe Reihe ponderabler
Theilchen gebunden bleiben (feste, bewegliche Drähte oder biegsame Fäden
ohne Gleitstellen); der zweite Fall ist der, wo in Folge der Bewegung neue,
ponderable Elemente in den Strom eintreten oder alte aus ihm ausgeschaltet
werden (die meisten Arten von Gleitstellen, ferner Dehnung oder Comprimirung
von Leiterstücken); der dritte Fall endlich ist dadurch ausgezeichnet, dass eine
relative Verschiebung der Stromfiden, welche das Innere von körperlichen
Leitern erfüllen, durch die ponderablen Theilchen eintritt (wie besondere Arten
von Gleitstellen, elastische Biegungen fester Leiter, besonders aber flüssige
Leiter, welche elektromagnetisch rotiren) Die beiden ersten Fälle haben das
Gemeinsame, dass bei ihnen die bei einer Verschiebung der beweglichen Theile
geleistete Arbeit stets durch die Abnahme des Potentials bestimmt ist. Im
dritten Falle ist dagegen eine directe Anwendung des Potentialgesetzes nicht
móglich, weil hier die Verschiebung oder Verlángerung der ponderablen Strom-
träger unabhängig von der der Stromfäden ist, also auch die erstere nicht noth-
wendig die letztere nach sich zieht, so dass unter Umständen Arbeit geleistet
werden kann, obgleich anscheinend das Potential sich nicht ändert. Will man
trotzdem das Potentialgesetz anwenden, so muss man zu Hypothesen über die
Anziehung zwischen den Körpertheilchen und den elektrischen Theilchen seine
Zuflucht nehmen.
Wegen des besonderen Interesses, welches hiernach die elektromagnetische
Rotation von Flüssigkeiten darbietet, hat RrECKE?) einen solchen Fall theoretisch
und experimentell in möglichst exacter Weise verfolgt, nämlich den schon oben
erwähnten Fall der Rotation einer ringförmigen Flüssigkeitsschicht, die auf einen
Magnetpol aufgesetzt ist, und in welcher radiale Ströme von der inneren Peri-
pherie zur äusseren cirkuliren; der Apparat wurde in besonderer, die Anwendung
der Theorie möglichst erleichternder Weise gebaut. Hat die Flüssigkeit die
Dichte x, die Reibungsconstante n, die Höhe (Schichtdicke) 7, die inneren und
äusseren Radien 2 und 6, sind Æ und ? die Feldstärke und Stromstärke, und wird
zur Abkürzung Riy2/2rcdn= A gesetzt, so findet man für stationäre Be-
wegung mit kleinen Geschwindigkeiten die Winkelgeschwindigkeit wœ im Ab-
stande 7 von der Drehungsaxe und in der Hohe z über der Mittelfläche
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Diese Formel wurde unter gewissen Annahmen mit der Beobachtung ver-
glichen und, mit Riicksicht auf einige Fehlerquellen, eine befriedigende Ueber-
einstimmung gefunden. Die Winkelgeschwindigkeit ist hiernach in der unteren
und oberen Grenzfliche Null in der Mittelflàche am grössten, sie nimmt ferner
von der inneren Peripherie aus zunächst zu, erreicht sehr bald ein Maximum
und nimmt dann bis zum äusseren Rande bis auf Null ab.
=
1) RiEcKE, WIED. Ann. 25, pag. 496. 1885.
?) RIECKE, a. a. O. — Weiter ausgeführt von F. SCHUMANN, WIED. Ann. 32, pag. 141.
1887.
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